© Karin Kaiser

Gastroenterologe und Hepatologe von Weltruhm verstorben

Wir trauern um Michael Manns

Mit tiefer Bestürzung und großer Trauer erreichte uns die Nachricht vom Ableben von Prof. Dr. Michael P. Manns. Er ist im Alter von 73 Jahren verstorben. Der weltberühmte Gastroenterologe und Hepatologe erlag am 15. August 2025 einer Tumorerkrankung, die ihn nicht davon abgehalten hatte, bis zuletzt als Wissenschaftler und Mentor aktiv zu bleiben.

Prof. Dr. Michael P. Manns war einer der international renommiertesten Vertreter seines Fachgebietes und prägte über fast drei Jahrzehnte als Direktor die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, an deren Spitze er über die letzten 5 Jahre als Präsident stand.

Michael Manns wurde 1951 in Koblenz geboren, wo er auch aufwuchs. Das Medizinstudium absolvierte er in Mainz und Wien, seine Ausbildung zum Internisten und Gastroenterologen erhielt er an den Universitätskliniken der Freien Universität Berlin und der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Ein zweijähriger Forschungsaufenthalt am W.M. Keck Autoimmune Disease Center an der Scripps Clinic and Research Foundation, La Jolla, USA, legte einen weiteren Grundstein für seine eindrucksvolle internationale Karriere.

Neben seiner Rolle als Klinikdirektor, Forscher, Arzt, universitärer Lehrer und Mentor hatte er die Präsidentschaft zahlreicher namhafter Gesellschaften inne, unter anderem der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), der Deutschen Arbeitsgemeinschaft zum Studium der Leber (GASL), der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sowie der United European Gastroenterology (UEG). Die Präsidentschaft der renommierten Medizinischen Hochschule Hannover stellte zweifellos einen weiteren Höhepunkt seiner eindrucksvollen Karriere dar. Professor Manns erhielt zahlreiche Auszeichnungen, wie den International Hans Popper Award 1995, den European Association for the Study of the Liver (EASL) Recognition Award 2007 und im Jahre 2022 den UEG Lifetime Achievement Award. Er ist Ehrenmitglied mehrerer wissenschaftlicher Akademien und Gesellschaften, 2019 erhielt er als Ausdruck seiner großen Verbundenheit mit Österreich die Ehrenmitgliedschaft der ÖGGH.

Professor Manns hat das Fachgebiet der Hepatologie und Gastroenterologie auf allerhöchster internationaler Ebene nachhaltig geprägt, vor allem auf dem Gebiet der viralen und autoimmunen Lebererkrankungen, der gastrointestinalen Onkologie, Transplantationsmedizin und regenerativen Medizin. Er war nicht nur ein erfolgreicher Arzt und Wissenschaftler, ein Paradebeispiel eines translationalen Forschers, sondern auch ein begnadeter Brückenbauer zwischen Forschungsinhalten und Forschungsnetzwerken. Beispielhaft sei hier der Brückenschlag erwähnt, der ihm von ersten wissenschaftlichen Durchbrüchen in der Grundlagenforschung zur Aufklärung von Zielantigenstrukturen von Antikörpern bei der Autoimmunhepatitisüber die großen internationalen klinischen Studien zur Therapie der Autoimmunhepatitis mit Budesonid und die Landmarkpaper zur Therapie der Hepatitis C (sowie B und D) bis hin zu den großen universitären, nationalen und internationalen Netzwerkprogrammen wie dem Kompetenznetzwerk Hepatitis und der Deutschen Leberstiftung gelang. Er ist mit Abstand der meistzitierte Leber-, Magen- und Darm-Forscher in Europa und gehört zu den Top 1% der am häufigsten zitierten Wissenschaftler im Bereich der klinischen Medizin.

Er achtete immer darauf, dass Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm verkommt. Er war sich seiner gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Verantwortung als Arzt und Wissenschaftler bewusst und stellte sich dieser, wenn es darum ging, Positionen zu beziehen und Visionen zu entwickeln. Bei derVerleihung eines Ordens für seine Leistungen und Verdienste in der medizinischen Forschung im April dieses Jahres hieß es so treffend: „Professor Manns sorgte dafür, dass Menschen länger und besser leben.“

Professor Manns hat die wissenschaftlichen Karrieren zahlreicher österreichischer Gastroenterolog:innen als Leitfigur und Berater in Karriere und Lebensfragen inspiriert, gefördert und maßgeblich unterstützt. Er war unserer Fachgesellschaft durch seine Vortragstätigkeit immer treu verbunden und hat uns bei Einladungen trotz seines übervollen Terminkalenders nie im Stich gelassen. Mit ihm verlieren wir einen weltweit anerkannten Wissenschaftler, begnadeten Arzt, akademischen Lehrer, Kollegen, Mentor, Ratgeber und wundervollen Freund. Unsere tiefe Trauer ist begleitet von großer Dankbarkeit dafür, was er in uns bewirkt und uns hinterlassen hat. Er war Inspiration und Vorbild für uns alle.

Unser Mitgefühl und unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie, seinen Freunden und engsten Wegbegleitern.

Die vollständige Version des Nachrufes ist auf der Homepage der ÖGGH nachzulesen.

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