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Ernährungsdebatten in vollem Gange
Jatros Digital
30
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16.09.2019
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<p class="article-intro">Wie die ideale Ernährung für Patienten mit Typ-2-Diabetes beschaffen ist, ist nach wie vor offen. Eine US-Studie zeigt günstige Auswirkungen einer veganen Diät und chinesische Forscher berichten Positives zu moderatem Alkoholkonsum.</p>
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<p class="article-content"><p>Eine im Rahmen des ESD-Kongresses in Barcelona vorgestellte Studie zeigt günstige Auswirkungen einer 16-wöchigen fettreduzierten, veganen Diät auf Körpergewicht, Körperfettmasse und glykämische Kontrolle. Darüber hinaus wurde in dieser Studie jedoch auch der Effekt der Ernährungsumstellung auf das Darmmikrobiom erhoben. Hier zeigten sich in der Interventionsgruppe deutliche Effekte, die mit den klinischen Effekten korreliert waren. Verglichen wurden die vegan ernährten Probanden mit einer Kontrollgruppe, die keine Änderungen an ihrer Diät vornahm. Die Studienteilnehmer waren übergewichtig, litten jedoch nicht an Typ-2-Diabetes. In den 16 Wochen mit fettreduzierter, veganer Kost nahmen die Probanden im Schnitt 5,8kg ab, was einem Verlust an Körperfett von 3,9kg entsprach. Gleichzeitig kam es zu einer signifikanten Verbesserung der Insulinsensitivität. Diese Veränderungen waren begleitet von einer Zunahme von Faecalibacterium prausnitzii und Bacteroides fragilis im Darmmikrobiom der vegan ernährten Probanden. Diese waren assoziiert mit der Abnahme von Körpergewicht, Körperfett und viszeralem Fett. Die Zunahme von Bacteroides fragilis war auch assoziiert mit der Verbesserung der Insulinsensitivität. Die Autoren führen die Vermehrung dieser Bakterien auf den hohen Ballaststoffgehalt der veganen Diät zurück. Sowohl Faecalibacterium prausnitzii als auch Bacteroides fragilis produzieren im Darm kurzkettige Fettsäuren. Die Studie kann allerdings die Frage nicht beantworten, ob die günstigen Veränderungen im Darmmikrobiom tatsächlich eine Folge der veganen Kost sind oder einfach durch den erreichten Gewichtsverlust begründet sind. Dies sollen nun weitere Studien klären, in denen Vergleichsgruppen konventionelle, kalorienreduzierte Diät erhalten. Die Studie wurde vom Physicians Committee for Responsible Medicine durchgeführt, das für eine vegane Lebensweise lobbyiert.</p> <h2>Alkohol möglicherweise doch vorteilhaft</h2> <p>Für die meisten Betroffenen leichter einzuhalten dürfte die Empfehlung sein, die sich aus einer aktuellen chinesischen Studie ergeben könnte: Alkohol könnte in geringen Mengen doch günstig für Typ-2-Diabetiker sein. Die europäische Kardiologengesellschaft ESC hat in ihrer soeben aktualisierten Leitlinie zum Management des kardiovaskulären Risikos bei Diabetes ihre Empfehlung eines maßvollen Alkoholkonsums widerrufen. Doch eine nun im Rahmen des Kongresses der Europäischen Diabetesgesellschaft präsentierte Studie fand Vorteile durch niedrigen bis moderaten Konsum alkoholischer Getränke. Bei der von Forschern der Universität Nanjing in China erstellten Arbeit handelt es sich um eine Metaanalyse von zehn randomisierten, kontrollierten Studien mit insgesamt 575 Teilnehmern mit Typ-2-Diabetes. Die Auswertung ergab eine Assoziation von leichtem bis moderatem Alkoholkonsum mit reduzierten Triglyzerid- und Insulinspiegeln und keine Effekte auf Nüchternglukose, HbA<sub>1c</sub>, Gesamtcholesterin, LDL oder HDL. „Leichter bis moderater Alkoholkonsum“ war definiert durch einen Konsum von maximal 20g Alkohol am Tag, was in etwa 200ml Wein oder einem kleinen Bier (330ml) entspricht.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<ol> <li>Chen Y et al.: The effect of alcohol consumption on glucose and lipid metabolism in type 2 diabetes: a systematic review and meta-analysis. EASD Annual Meeting 2019, Abstr. 371</li> <li>Kahleova H et al.: Changes in gut microbiota in response to a plant-based diet are related to changes in weight, body composition and insulin sensitivity: a 16-week randomised clinical trial. EASD Annual Meeting 2019, Abstr. 700</li> </ol>
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