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Konzept der zielgerichteten Therapie auch bei Psoriasis sinnvoll?

<p class="article-intro">Bereits vor längerer Zeit haben europäische Rheumatologen ein „Treat to target“-Konzept für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis (RA) etabliert. Nun diskutiert man darüber, ob dieses Konzept auch auf die Psoriasis übertragen werden kann.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Im Jahr 2008 entwickelten europ&auml;ische Rheumatologen ein &bdquo;Treat to target&ldquo;-Konzept f&uuml;r die Behandlung der rheumatoiden Arthritis.<sup>1 </sup><br /> Dieses Konzept beinhaltet folgende vier wichtige Therapieprinzipien:<br /> 1) Gemeinsame Therapieentscheidung durch den Patienten und den behandelnden Arzt<br /> 2) Bestm&ouml;gliche Verbesserung der langfristigen gesundheitsbezogenen Lebensqualit&auml;t<br /> 3) Aufhalten der Gelenkentz&uuml;ndung<br /> 4) Zielorientierte Therapie durch Bestimmung der Krankheitsaktivit&auml;t und entsprechende Anpassung der Therapie<br /> Durch regelm&auml;&szlig;iges Krankheitsmanagement bzw. kontinuierliche Kontrollen und Therapieanpassungen bei Patienten mit der chronisch-entz&uuml;ndlichen Krankheit RA soll eine Remission mit geringer Krankheitsaktivit&auml;t erreicht werden. Dadurch soll der Progress aufgehalten, irreversible Sch&auml;den an den Gelenken sollen verhindert werden.<br /> &Uuml;bertr&auml;gt man dieses Konzept auf die Indikation Psoriasis, entspricht Punkt 3 nach Ausf&uuml;hrung von Prof. Dr. Ulrich Mrowietz vom Universit&auml;tsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, einer &bdquo;Verminderung der Entz&uuml;ndung&ldquo;. Ein wesentlicher Schritt auf diesem Weg ist eine m&ouml;glichst erscheinungsfeie Haut &ndash; ein Ziel, das durch die Behandlung mit innovativen Biologika heute realistisch geworden ist.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Derma_1703_Weblinks_s25.jpg" alt="" width="1456" height="1172" /></p> <h2>Entz&uuml;ndungsprozesse minimieren</h2> <p>Der Dermatologe definiert den Schweregrad der Erkrankung und legt mit dem Patienten zusammen Therapieziele fest. Nach Ansicht von Prof. Mrowietz ist daf&uuml;r der absolute &bdquo;Psoriasis Area and Severity Index&ldquo; (PASI) als Messkriterium sinnvoll, da er im Gegensatz zum relativen PASI vom Ausgangswert unabh&auml;ngig ist und somit den Schweregrad der Erkrankung besser abbilden kann.<br /> Doch l&auml;sst sich das im Jahr 2010 ver&ouml;ffentlichte Konzept angesichts der Unterschiede der beiden Krankheitsbilder sinnvoll auf die Behandlung der Psoriasis &uuml;bertragen? Struktursch&auml;den an der Haut infolge einer Psoriasis sind nicht bekannt, da sich die Haut ohne Narbenbildung regeneriert. Allerdings k&ouml;nnten die Krankheitssch&uuml;be eine &bdquo;immunologische Narbe&ldquo; hinterlassen: Nach dem Abklingen der Entz&uuml;ndung verbleiben nach Ausf&uuml;hrung von Prof. Mrowietz &bdquo;tissue-resident memory cells&ldquo; in der Haut, die m&ouml;glicherweise f&uuml;r Rezidive und Krankheitsprogress verantwortlich sind. Damit k&ouml;nne ein &bdquo;Treat to target&ldquo;-Konzept auch f&uuml;r die Psoriasis interessant und vorteilhaft sein.<br /> Das Therapieziel &bdquo;Verminderung der Entz&uuml;ndung&ldquo; k&ouml;nnte bei der Psoriasis durch folgende Kriterien erf&uuml;llt werden:</p> <ul> <li>(nahezu) Freiheit von Hauterscheinungen</li> <li>sofern vorhanden, Aufhalten der Knochen-Weichteil-Gelenk-Entz&uuml;ndung</li> <li>Kontrolle der Komorbidit&auml;t</li> </ul> <p>&Auml;hnlich wie bei der RA sollten auch bei der Psoriasisarthritis minimale Krankheitsaktivit&auml;t und fr&uuml;he Intervention die medizinische Betreuung von Patienten mit Psoriasis bestimmen.</p> <h2>Topische mTOR-Inhibition: eine interessante Therapiestrategie bei Psoriasis?</h2> <p><em>Die Insulinresistenz ist nicht nur ein zentraler pathogenetischer Faktor bei Typ-2-Diabetes, sondern spielt auch in der Haut eine entscheidende Rolle. Die Arbeitsgruppe von Dr. Claudia B&uuml;rger, Klinik f&uuml;r Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Immunologisches Labor des Universit&auml;tsklinikums Frankfurt am Main, Deutschland, konnte zeigen, dass Insulin das Gleichgewicht zwischen Keratinozytenproliferation und -differenzierung reguliert und damit die epidermale Hom&ouml;ostase ma&szlig;geblich beeinflusst. Proinflammatorische Zytokine f&uuml;hren bei Psoriasis zu epidermaler Insulinresistenz und verursachen damit eine fehlerhafte Keratinozytenreifung. Die Kinase mTOR (&bdquo;mechanistic target of rapamycin&ldquo;) fungiert als zentraler Schalter zwischen epidermaler Proliferation und Differenzierung und ist in psoriatischer Haut dereguliert. &bdquo;Erstaunlicherweise f&uuml;hrt der mTOR-Inhibitor Rapamycin (Sirolimus), der aufgrund seiner immunsuppressiven Eigenschaften z.B. erfolgreich zur Vermeidung von Absto&szlig;ungsreaktionen nach Nierentransplantation eingesetzt wird, bei Psoriasispatienten nur zu mittelm&auml;&szlig;igen Erfolgen&ldquo;, erkl&auml;rte Dr. B&uuml;rger. Erste Versuche ihrer Arbeitsgruppe, durch topische Applikation in einem Psoriasis-Mausmodell mTOR epidermal zu inhibieren, f&uuml;hrten dagegen zu einer deutlichen klinischen Verbesserung des Hautbilds und einer Wiederherstellung der Hautbarriere. Die epidermale mTOR-Inhibition verdient es daher nach ihrer Ansicht, als neue antipsoriatische Strategie weiter verfolgt zu werden.</em></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 49. Jahrestagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG), 26.–29. April 2017, Berlin: • Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Mrowietz: „Ist ein ‚Treat to target‘-Konzept auch für die Psoriasis vulgaris sinnvoll?“ • Bürger C et al.: Was hat die Haut mit Insulinresistenz zu tun und wie können wir diesen Mechanismus therapeutisch nutzen? Abstract S08/02 </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Smolen JS et al.: Treating rheumatoid arthritis to target: recommendations of an international task force. Ann Rheum Dis 2010; 69(4): 631-7</p> </div> </p>
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