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Fokus Lebensqualität: Patienten erwarten nachhaltige Besserung

<p class="article-intro">Beim 5. Weltkongress der International Federation of Psoriasis Associations (IFPA) in Stockholm stand neben Studien zu derzeitigen und neuen Therapien die Lebensqualität im Mittelpunkt zahlreicher Präsentationen. Ein weiterer Fokus lag auf den Komorbiditäten einer Psoriasis oder Psoriasisarthritis. Dies zeigte auch die Notwendigkeit einer interdisziplinären Betreuung der Patienten durch Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen auf.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Die Last der Krankheit</h2> <p>Psoriasispatienten brauchen bessere Therapien und mehr Informationen, um die Krankheitslast zu verringern. Dies ist das Ergebnis der schwedischen Observationsstudie &bdquo;Clear about Psoriasis&ldquo;, die die Sicht von Psoriasispatienten auf ihre Krankheit untersuchte. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie hoch die Patienten die Wahrscheinlichkeit einsch&auml;tzen, vollkommen frei von Hautl&auml;sionen zu werden. Und daraus folgend, wie sich dies auf ihre Lebensqualit&auml;t auswirkt. Befragt wurden Patienten mit einer moderaten bis schweren Plaque-Psoriasis (PASI &ge;10 oder PASI 5,0&ndash;9,9 mit Plaques an sichtbaren und/oder empfindlichen Bereichen wie Gesicht und Genitalien). Die Schwere der Krankheit und die gesundheitsbezogene Lebensqualit&auml;t wurden mithilfe validierter Methoden und Multiple-Choice-Fragen erfasst.<sup>1</sup> <br />Die Befragten gaben einen durchschnittlichen PASI von 16 an, wobei rund drei Viertel ihren PASI &gt;10 einsch&auml;tzten; 54 % litten gleichzeitig an einer Psoriasisarthritis (PsA). Nur 30 % der Patienten glaubten, ganz frei von Hautbeschwerden werden zu k&ouml;nnen. Dennoch war mehr als die H&auml;lfte mit ihrer Therapie zufrieden, vor allem, weil sie weniger unter Juckreiz (81 % ) und Schmerzen (55 % ) litten. Fast alle Patienten (98 % ) hatten jedoch schon wegen ihrer Krankheit Diskriminierungen erlebt, 69 % mussten sich die Frage gefallen lassen, ob sie ansteckend seien. Folglich gaben die Patienten auch erhebliche Auswirkungen auf ihr Privat- und Berufsleben an: 52 % der Befragten vermieden sexuelle Kontakte; im Beruf waren 65 % der Patienten beeintr&auml;chtigt &ndash; vor allem aufgrund von krankheitsbedingten Fehltagen.<sup>1</sup></p> <h2>Was Patienten von der Psoriasistherapie erwarten</h2> <p>Dazu passt eine Befragung von Patienten mit moderater bis schwerer Psoriasis und mehr als 3 % Hautbeteiligung in 17 europ&auml;ischen L&auml;ndern und Kanada. Erhoben wurden Erwartungen und Zufriedenheit der Patienten mit ihrer Behandlung. Alle Teilnehmer wurden entweder topisch, mit Phototherapie wie PUVA, konventionellen systemischen Therapien oder Biologika behandelt. Insgesamt nahmen 1946 Patienten teil. Die Mehrzahl berichtete, dass ihre derzeitige Therapie den Juckreiz lindere (69 % ) und Hautschuppen reduziere (62 % ). Dass ihr Hautbild generell besser aussehe, als sie erwartet hatten, gaben 61 % der Befragten an.<sup>2</sup> <br />Als wichtigste Faktoren, die Patienten veranlassen, die Therapie zu wechseln, wurden genannt: Dauer der Wirkung (41 % ), Ausma&szlig; des Verschwindens von Hautl&auml;sionen (36 % ), Schnelligkeit des Wirkungseintritts (34 % ). Auf die Frage, ob die jeweilige Therapie ihre Erwartungen erf&uuml;llt, antworteten jeweils 68 % , dass die Bequemlichkeit der Dosierung und Art der Anwendung ihrer Erwartung vollkommen entspreche oder sie &uuml;bertroffen habe. Die Erwartungen hinsichtlich der Besserung der Symptome wurden dagegen nur teilweise oder gar nicht erf&uuml;llt. Dabei waren vor allem L&auml;sionen an der Kopfhaut (48 % ), Beinen (42 % ) und Armen (41 % ) die Ursache f&uuml;r Unzufriedenheit.<sup>2 </sup></p> <h2>Engere Zusammenarbeit bei Psoriasisarthritis n&ouml;tig</h2> <p>Eine europ&auml;ische Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Wolf-Henning Boehncke, Universit&auml;tsklinik Genf, erforschte die Betreuung von Patienten mit Psoriasisarthritis (PsA). Es sei bekannt, dass eine fr&uuml;he und effektive Therapie den langfristigen Behandlungserfolg verbessern kann, schrieben die Autoren in ihrem Paper. Welche Faktoren die Therapieentscheidungen beeinflussen, sei bisher aber noch kaum bekannt. Um diese besser zu verstehen, wurde LOOP initiiert, eine gro&szlig;e, multizentrische Beobachtungsstudie in 17 L&auml;ndern West- und Osteuropas, Lateinamerikas sowie Asiens. Teilnehmen konnten Erwachsene mit einer vermuteten oder best&auml;tigten PsA, die routinem&auml;&szlig;ig einen Rheumatologen, Dermatologen oder Arzt einer anderen Fachrichtung aufsuchten. Alle in die Studie aufgenommenen Personen wurden von einem Dermatologen und einem Rheumatologen untersucht. Erfasst wurden die jeweiligen Zeiten vom Auftreten der ersten entz&uuml;ndlichen Beschwerden bis zur PsA-Diagnose, von der Diagnose bis zum Therapiebeginn mit einem konventionellen synthetischen krankheitsmodifizierenden Antirheumatikum (csDMARD) sowie bis zum Einsatz eines biologischen DMARDs (bDMARD).<sup>3</sup> <br />Ausgewertet wurden 1273 Patienten mit einer nachgewiesenen PsA. Bei 57 % der Patienten hatte ein Rheumatologe den ersten Verdacht auf eine PsA, bei 42,5 % der Patienten war es ein Dermatologe, der eine PsA vermutete. Die Patienten aus der dermatologischen Praxis zeigten eine insgesamt st&auml;rkere Krankheitsaktivit&auml;t als die von Rheumatologen diagnostizierte. Die durchschnittliche Zeit vom ersten Auftreten der Symptome bis zur Diagnose war in beiden Gruppen vergleichbar (Rheumatologe: 24 Monate, Dermatologe: 25 Monate). Die Zeit bis zum Therapiebeginn mit einem csDMARD war jedoch bei den Rheumatologen k&uuml;rzer (11 vs. 25 Monate). Dagegen unterschied sich die Dauer bis zur bDMARD-Behandlung nicht wesentlich (52 vs. 55 Monate). Diese Resultate unterst&uuml;tzen die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit zwischen Rheumatologen und Dermatologen, um die Behandlung von PsA-Patienten zu verbessern, so das Fazit der Autoren.<sup>3</sup>&nbsp;</p> <h2>Komorbidit&auml;ten bei Psoriasispatienten</h2> <p>Zahlreiche Pr&auml;sentationen drehten sich um verschiedene Komorbidit&auml;ten im Zusammenhang mit Psoriasis. So zeigte eine retrospektive Analyse der Daten von mehr als 800 Patienten in Wei&szlig;russland, dass 41 % der Psoriasispatienten an kardiovaskul&auml;ren Krankheiten leiden. Bei 30 % ist der Gastrointestinaltrakt mitbetroffen, bei rund 23 % das endokrine System (nicht weiter spezifiziert) und 28 % haben ein metabolisches Syndrom. Der Anteil der Komorbidit&auml;ten stieg mit zunehmendem Alter an. Die Autorinnen gaben in ihrem Fazit zu bedenken, dass bei der Behandlung von Patienten mit Psoriasis auch das hohe Risiko f&uuml;r Begleiterkrankungen ber&uuml;cksichtigt werden sollte.<sup>4</sup><br />Eine spanische Arbeitsgruppe beleuchtete den Zusammenhang zwischen Psoriasis und chronischer Parodontitis, da die beiden entz&uuml;ndlichen Krankheiten gemeinsame Risikofaktoren und Komorbidit&auml;ten aufweisen. Die Forscher verglichen die Auspr&auml;gung der Parodontitis bei 40 Psoriasispatienten und 40 Kontrollpersonen. Dabei zeigte sich, dass die Psoriasispatienten tiefere Zahnfleischtaschen und einen st&auml;rker gelockerten Zahnhalteapparat hatten als die Kontrollgruppe. Die Autoren rieten daher, Psoriasispatienten auch zahnmedizinisch untersuchen zu lassen.<sup>5</sup></p> <h2>IL-23-Inhibitor verbessert Lebensqualit&auml;t</h2> <p>Dazu wurden Patienten, die zuvor an zwei Phase-III-Studien mit Tildrakizumab (TIL) teilgenommen hatten, in drei Gruppen randomisiert. Sie erhielten entweder 200mg TIL, 100mg TIL oder Placebo in Woche 0 und Woche 4. Patienten der Placebogruppe wurden in Woche 12 randomisiert, um 200mg oder 100mg TIL zu bekommen. In Woche 12 und 28 wurden die Patienten anhand des Dermatology Life Quality Index (DLQI) zu ihren pers&ouml;nlichen Beziehungen und krankheitsbezogenen Auswirkungen auf ihr Sexualleben befragt. Insgesamt konnten die Daten von 1820 Patienten ausgewertet werden. Zu Studienbeginn berichteten alle Patienten von negativen Auswirkungen ihrer Krankheit auf Partnerschaft und Sexualleben. Nach 12 Wochen war der Anteil der Patienten, die keine Beeintr&auml;chtigung mehr feststellten, in den TIL-Gruppen h&ouml;her als in der Placebogruppe (200mg: 76 % , 100mg: 72 % vs. 39 % ). Dieser Anteil stieg nach 28 Wochen weiter an (200mg: 85 % , 100mg:77 % ). Ein Vergleich mit Placebo fand nicht mehr statt.<sup>6</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 5<sup>th</sup> World Psoriasis & Psoriatic Arthritis Conference 2018, 27. bis 30. Juni 2018, Stockholm </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Enerb&auml;ck C et al.: Swedish psoriatic patients&rsquo; perspective of their disease. Results from an observational patient survey. Poster 136 <strong>2</strong> Barker J et al.: Patient expectations and satisfaction in psoriasis treatment: a survey from Europe and Canada. Poster 077 <strong>3</strong> Boehncke WH et al.: Impact of clinical specialty setting on disease management in patients with psoriatic arthritis. Poster 044 <strong>4</strong> Liubiankova V, Makarava S: Psoriasis and comorbidity. Poster 005 <strong>5</strong> Lopez Castillo V et al.: Risk of periodontal disease in patients with chronic plaque psoriasis. Poster 006<strong> 6</strong> Papp K et al.: Effect of tildrakizumab on personal relationships in patients with moderate-to-severe chronic plaque psoriasis. Poster 133</p> </div> </p>
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