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Stuhltransplantation: Stuhl vom «super donor» bei Reizdarm wirksam
Leading Opinions
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05.03.2020
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<p class="article-intro">Stuhltransplantation ist bei Patienten mit Reizdarmsyndrom (IBS) wirksam und gut verträglich – wenn man den richtigen Spender zur Verfügung hat. Das zeigen Ergebnisse einer aktuell im Rahmen der UEG-Week präsentierten grossen, randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Die Stuhltransplantation (fäkaler Mikrobiomtransfer; FMT) von einem einzigen «super donor» erzielte in einem Kollektiv von IBS-Patienten eine hohe Rate an klinischem Ansprechen und eine substanzielle Besserung der Symptomatik. Die Studie erbrachte jedoch nicht nur den Wirksamkeitsnachweis für die Methode, sondern zeigte auch die Bedeutung der sorgsamen Spenderwahl für den Therapieerfolg. Dies erklärt auch, warum frühere Studien zum FMT in dieser Indikation widersprüchliche Ergebnisse lieferten, obwohl seit Längerem angenommen wird, dass Dysbiose eine wichtige Rolle in der Pathophysiologie des IBS spielt.<sup>2–4</sup> Dazu Erstautor Prof. Dr. med. Magdy El-Salhy, Bergen, Norwegen: «Wir versuchten, unsere Chancen auf Therapieerfolg zu optimieren, indem wir einen einzelnen Spender wählten, der den europäischen Leitlinien für die Auswahl von FMT-Spendern entsprach und ein günstiges fäkales mikrobielles Profil zeigte.» <br /> Für die Studie wurden 164 IBS-Patienten mit moderaten bis schweren Symptomen («IBS Severity Scoring System» [IBSSSS] ≥175) randomisiert entweder mit ihrem eigenen Stuhl (Kontrolle), mit einer Lösung mit 30g Spenderstuhl oder mit 60g Spenderstuhl behandelt. Auch die Methodik der Transplantation unterschied sich von früheren Studien. Der Spenderstuhl wurde gefroren (–80°C) gelagert und nach dem Auftauen mittels Gastroskop in das proximale Duodenum appliziert. Diese Methode hat in der Praxis den Vorteil, dass der Darm nicht vorbereitet werden muss. Primärer Wirksamkeitsendpunkt war der Prozentsatz von Patienten, die drei Monate nach dem Eingriff eine Reduktion des IBS-SSS um mindestens 50 Punkte erreichten. Diese wurden als Responder eingestuft. Ansprechen auf die Stuhltransplantation wurde bei 23,6 % der Patienten in der Kontrollgruppe, bei 76,9 % in der Gruppe nach Transplantation von 30g Stuhl sowie bei 89,1 % der Patienten nach Transplantation von 60g Spenderstuhl beobachtet.</p> <h2>Symptome und Lebensqualität verbessert</h2> <p>Eine klinisch signifikante Symptomverbesserung, definiert durch Reduktion des IBS-SSS um mindestens 175 Punkte, erreichten in der Kontrollgruppe 5,5 % , in den Verumgruppen 35,2 % resp. 47,3 % der Patienten. Auch Lebensqualität und Fatigue besserten sich in den beiden Stuhltransplantationsarmen. Nebenwirkungen traten bei rund 20 % der Patienten auf. Es handelte sich jedoch meist um leichte gastrointestinale Beschwerden, die nach wenigen Tagen wieder verschwanden. Die Studie lieferte in zweierlei Hinsicht praxisrelevante Informationen. Zum einen weist sie auf die Bedeutung eines «super donor» hin, zum anderen zeigt sie, dass eine Stuhltransplantation mit tiefgekühlt gelagerten Fäzes machbar ist – was den Einsatz relativ weniger, sorgsam ausgewählter Spender ermöglicht. So betont El-Salhy, wie aufwendig es war, einen möglichst perfekten Spender für die Studie zu finden. Es handelt sich um einen 36-jährigen, gesunden und athletischen Mann, Nichtraucher mit normalem BMI, der fünfmal in der Woche Sport treibt und nur dreimal im Leben Antibiotika eingenommen hatte – er nahm jedoch regelmässig Nahrungsergänzungsprodukte mit Proteinen, Vitaminen, Ballast- und Mineralstoffen zu sich.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: United European Gastroenterology (UEG) Week 2019,
19.–23. Oktober, Barcelona
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> El-Salhy M et al.: Effects of faecal microbiota transplantation in patients with irritable bowel syndrome (IBS): a randomised, double-blind placebo-controlled study. Abstract OP0004, presented at UEG Week October 21, 2019 <strong>2</strong> Johnsen PH et al.: Faecal microbiota transplantation versus placebo for moderate-to-severe irritable bowel syndrome: a double-blind, randomised, placebo-controlled, parallelgroup, single-centre trial. Lancet Gastroenterol Hepatol 2018; 3: 17-24 <strong>3</strong> Halkjaer SI et al.: Faecal microbiota transplantation alters gut microbiota in patients with irritable bowel syndrome: results from a randomised, double-blind placebo-controlled study. Gut 2018; 67: 2107-15 <strong>4</strong> Enck P, Mazurak N: Dysbiosis in functional bowel disorders. Ann Nutr Metab 2018; 72: 296-306</p>
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