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Erhöhtes Schlaganfall- und Infarktrisiko nach Herpes-zoster-Infektion?
<p class="article-intro">Einer rezent publizierten Studie zufolge könnte eine Infektion mit Herpes zoster das Risiko für einen Schlaganfall oder Herzinfarkt signifikant erhöhen.</p>
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<p class="article-content"><p>Sollten sich die Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen einer Gürtelrose und einem erhöhten kardiovaskulären Risiko bestätigen, hätte das signifikante Implikationen für die öffentliche Gesundheit, da durch Herpes zoster (HZ) verursachte Schlaganfälle und Infarkte mit dem Einsatz von Virostatika und einer ausreichenden Durchimpfung vermeidbar wären. Es sei wichtig, dass Ärzte über das erhöhte Risiko der Patienten Bescheid wüssten, so die Forscher der Universität Ulsan, Südkorea.</p> <h2>Herpes zoster als kardiovaskulärer Risikofaktor identifiziert</h2> <p>Aus dem Datenpool einer nationalen südkoreanischen Versicherungsgesellschaft wurden von über 500 000 Personen jeweils 23 213 Patienten mit HZ-Infektion sowie eine Kontrollgruppe ausgewählt. Anschließend wurde nachverfolgt, wie viele kardiovaskuläre Ereignisse bei diesen Patienten über einen Zeitraum von elf Jahren (2002 bis 2013) aufgetreten waren, zudem erfolgte eine Adjustierung auf etwaige Störfaktoren. Generell waren mehr Frauen als Männer von einer HZInfektion betroffen. Risikofaktoren für Schlaganfall und Myokardinfarkt wie hohes Alter, Hypertonie, Diabetes, Dyslipidämie, Angina pectoris, periphere Gefäßerkrankung (PAVK), Rheuma und Malignität waren bei Patienten der HZ-Gruppe häufiger dokumentiert. Hingegen zeigten die Vertreter der HZ-Gruppe einen medizinisch günstigeren Lebensstil (geringerer Tabak- und Alkoholkonsum, mehr Sport, höhere ökonomische Schicht) als die Probanden der Kontrollgruppe.<br /> Wie sich zeigte, war, verglichen mit Patienten, die nicht an HZ erkrankt waren, das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse infolge einer Gürtelrose um 41 % , das Schlaganfallrisiko um 35 % und das Infarktrisiko um 59 % erhöht. Die Unterschiede bei den Inzidenzen für Schlaganfall und Myokardinfarkt in der Zoster- Gruppe lagen, verglichen mit der Kontrollgruppe, bei 1,34/1000 Personenjahre (95 % CI: 0,71–1,97) und 0,80 pro 1000 Personenjahre (95 % CI: 0,41–1,18). Das Schlaganfallrisiko war bei den unter 40-Jährigen, einer relativ jungen Gruppe mit geringerem Atheroskleroserisiko, am höchsten (HR: 3,74; 95 % CI: 1,51–9,25). In der Altersgruppe 41 bis 50 Jahre lag die HR schon deutlich niedriger (1,49) und sank mit zunehmendem Alter weiter. Wie sich zeigte, war im ersten Jahr nach der HZ-Erkrankung das Risiko sowohl für einen Schlaganfall als auch für einen Herzinfarkt am höchsten und nahm mit der Zeit ab.</p> <h2>Pathogenetischer Zusammenhang noch unklar</h2> <p>Schon zuvor waren DNA und Antigene des Varicellazoster- Virus (VZV) in ischämischem und Infarkt-Gewebe nachgewiesen worden. Den Studienautoren zufolge gibt es einige plausible Hypothesen für den Zusammenhang, wie etwa VZV-Replikation in unmittelbarer Nähe zu einer Arterie. Dadurch kann es zur Entzündung der Arterie und in weiterer Folge zu Thrombosen und Rupturen kommen. Eine sich wiederholende subklinische Reaktivierung von VZV und ein nachfolgender Effekt auf die Arterien wären jedoch ebenfalls mögliche Ursachen. Ebenso denkbar wären eine transaxonale Migration der Viren hin zur Körpermitte, ein erhöhter Sympathikustonus und ungünstige emotionale Reaktionen oder ein veränderter immunologischer Status, verursacht durch die VZVReaktivierung, und daraus folgend eine erhöhte Vulnerabilität für zerebrovaskuläre Ereignisse. (red)</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p>Kim MC et al.: J Am Coll Cardiol 2017; 70(2): 295-6</p>
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