
Niedrig dosiertes orales Eisen bei Eisenmangel ohne Anämie
Bericht:
Dr. med. Sabina Ludin
Chefredaktorin
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In einer Studie am Universitätsspital Zürich wurde gezeigt, dass eine orale Eisenbehandlung mit 6mg elementarem Eisen zweimal täglich über 8 Wochen bei nicht anämischen Frauen mit Eisenmangel wirksam und gut verträglich ist.1 Die niedrig dosierte orale Eisentherapie stellt somit eine wertvolle Alternative zur oralen Eisentherapie in der Standarddosis dar, die häufig mit gastrointestinalen Nebenwirkungen assoziiert ist und deshalb oft abgebrochen wird.
Eisenmangel ohne Anämie ist weitverbreitet. In Industrieländern sind 15,6–22,7% der prämenopausalen Frauen davon betroffen.2,3 In anderen Regionen ist die Prävalenz noch höher. So haben beispielsweise im Libanon und im mittleren Osten 57,5% der Frauen im Alter von 18–50 Jahren einen Eisenmangel ohne Anämie.4 Die häufigsten Ursachen für einen Eisenmangel sind ungenügende Zufuhr, verminderte intestinale Resorption und starke Menstruation. Daten aus 29 europäischen Ländern zeigen, dass 61–97% der Frauen mit der Nahrung weniger als die empfohlenen 15mg Eisen pro Tag einnehmen.5 Der Eisenmangel geht auch ohne Anämie mit Müdigkeit, kognitiven Beeinträchtigungen und geringer körperlicher Ausdauer einher. Für die Behandlung wird eine tägliche Dosis von 60–180mg oralem Eisen empfohlen.6 Der grosse Nachteil dieser Therapie sind die sehr häufigen gastrointestinalen Nebenwirkungen, die oft zum Behandlungsabbruch und zur unnötigen Verabreichung von teuren Eiseninfusionen führen.
Nicht resorbiertes Eisen verändert intestinales Mikrobiom
Es ist bekannt, dass nur etwa 10% der normalen Eisendosis im Darm aufgenommen werden, bei höherer Dosis noch weniger.7, 8 Vermutlich ist dies darauf zurückzuführen, dass die Einnahme von Eisen den Hepcidinspiegel erhöht, wodurch die Eisenresorption vermindert wird.8 Das hat zur Folge, dass beträchtliche Mengen an nicht resorbiertem Eisen über den Darm ausgeschieden werden und im Darm zu Irritationen der intestinalen Epithelzellen und zu Veränderungen der Zusammensetzung des Mikrobioms führen.9–11 Die bekannten gastrointestinalen Nebenwirkungen sind Ausdruck dieser Störungen.
Niedrig dosiertes orales Eisen ist wirksam und gut verträglich
Die Forschungsgruppe um Prof. Dr. med. Pierre-Alexandre Krayenbühl vom Universitätsspital Zürich untersuchte deshalb, ob der Eisenmangel bei nicht anämischen prämenopausalen Frauen mit niedrig dosiertem oralem Eisen behoben werden kann und wie die Verträglichkeit einer solchen Therapie ist.1
In die prospektive, offene, einarmige Studie wurden 36 gesunde, normalgewichtige Frauen im Alter von 28±6 Jahren mit einem medianen Serumferritin von 18ng/l (Q1, Q3: 15, 23) und einem Hämoglobin von 135±9g/l eingeschlossen. Während 8Wochen nahmen sie täglich 2x 6mg elementares orales Eisen (entsprechend 18,6mg Eisensulfat) ein.
Nach 8 Wochen war das mediane Serumferritin auf 33ng/l (Q1, Q3: 24, 43; p<0,001) und das Hämoglobin um 3g/l auf 138±8g/l (p=0,014) gestiegen. Der selbst eingeschätzte Gesundheitszustand war signifikant besser (p<0,001), und nur eine Frau berichtete über gastrointestinale Nebenwirkungen (3%).
Damit konnte in dieser kleinen Studie erstmals gezeigt werden, dass die Eisenspeicher bei prämenopausalen nicht anämischen Frauen mit Eisenmangel mit einer niedrig dosierten oralen Eisentherapie signifikant verbessert werden können. Dies bei sehr guter Verträglichkeit. Diese ermutigenden Resultate müssen nun mit grösseren, kontrollierten Studien bestätigt werden.
Literatur:
1 Simic S et al., Krayenbuehl PA: Effectiveness of low-dose iron treatment in non-anaemic iron-deficient women: a prospective open-label single-arm trial. Swiss Med Wkly 2023; 153: 40079 2 Cogswell ME et al.: Assessment of iron deficiency in US preschool children and nonpregnant females of childbearing age: National Health and Nutrition Examination Survey 2003-2006. Am J Clin Nutr 2009; 89: 1334-42 3 Galan P et al.: Determining factors in the iron status of adult women in the SU.VI.MAX study. SUpplementation en VItamines et Minéraux AntioXydants. Eur J Clin Nutr 1998; 52: 383-8 4 Abuaisha M et al.: Prevalence of iron deficiency (ID) without anemia in the general population presenting to primary care clinics: a cross-sectional study. Postgrad Med 2020; 132: 282-7 5 Milman NT: Dietary iron intake in women of reproductive age in Europe: a review of 49 studies from 29 countries in the period 1993-2015. J Nutr Metab 2019; 2019: 7631306 6 Richards T et al.: Questions and answers on iron deficiency treatment selection and the use of intravenous iron in routine clinical practice. Ann Med 2021; 53: 274-85 7 Cook JD, Reddy MB: Efficacy of weekly compared with daily iron supplementation. Am J Clin Nutr 1995; 62: 117-20 8 Moretti D et al.: Oral iron supplements increase hepcidin and decrease iron absorption from daily or twice-daily doses in iron-depleted young women. Blood 2015; 126: 1981-9 9 Ribeiro M et al.: Oral iron supplementation in patients with chronic kidney disease: can it be harmful to the gut microbiota? Nutr Clin Pract 2022; 37: 81-93 10 Kortman GA et al.: Nutritional iron turned inside out: intestinal stress from a gut microbial perspective. FEMS Microbiol Rev 2014; 38: 1202-34 11 Paganini D, Zimmermann MB: The effects of iron fortification and supplementation on the gut microbiome and diarrhea in infants and children: a review. Am J Clin Nutr 2017; 106 (Suppl 6): 1688S-93S
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