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Differenzialdiagnose und Therapie der für den klini- schen Alltag wesentlichsten Lungenerkrankungen

<p class="article-intro">Sowohl akute Infektionen der unteren Atemwege als auch chronische Lungenerkrankungen wie Asthma und COPD werden überwiegend vom Allgemeinmediziner behandelt. Dieser Artikel soll diagnostische Entscheidungen erleichtern und Neuerungen in der Therapie aufzeigen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Pneumonien sind mit einer Inzidenz von 5&ndash;10 F&auml;llen pro 1000 Einwohner/Jahr h&auml;ufige Akuterkrankungen mit einer in der Bev&ouml;lkerung untersch&auml;tzten Letalit&auml;t von bis zu 30 % , abh&auml;ngig vom Schweregrad. 2016 wurde von den DACH-L&auml;ndern gemeinsam eine neue Leitlinie publiziert, welche in der Risikostratifizierung neben dem bekannten CRB65-Score (&bdquo;confusion&ldquo;, &bdquo;respiration rate&ldquo; &gt;30&ldquo;, &bdquo;blood pressure&ldquo; &lt;90mmHg und Alter &ge;65 Jahre) nun auch den funktionellen Status, die Komorbidit&auml;ten und die Sauerstoffs&auml;ttigung ber&uuml;cksichtigt.</p> <h2>Differenzialdiagnose von Pneumonien</h2> <p>Die Klinik der Pneumonie ist unspezifisch und reicht von Fieber mit Allgemeinsymptomen wie Myalgien und Arthralgien &uuml;ber pulmonale Symptome wie Husten, Auswurf, Atemnot und Thoraxschmerz bis hin zu schweren Verwirrtheitszust&auml;nden, insbesondere bei &auml;lteren Personen. Zur Diagnosesicherung und zwecks Abgrenzung zu Infektionen der oberen Atemwege wird ein Thoraxr&ouml;ntgen verlangt, in den letzten Jahren hat aber auch die Thoraxsonografie an Bedeutung gewonnen. Erh&ouml;hte Biomarker wie CRP und PCT unterst&uuml;tzen die Diagnose und werden auch f&uuml;r die Verlaufskontrolle herangezogen. Eine Erregerdiagnostik ist im ambulanten Bereich f&uuml;r unkomplizierte Verl&auml;ufe nicht erforderlich.<br /> Mit fast 50 % sind die Pneumokokken die h&auml;ufigsten Erreger, wobei es geh&auml;uft zu Komplikationen oder intensivpflichtigen Verl&auml;ufen kommen kann. Eine Therapie bei Pneumonie muss daher immer ein gegen Pneumokokken wirksames Antibiotikum, wie z.B. Penicillin, beinhalten. Nur bei mittelschweren und schweren Pneumonien wird eine Kombinationstherapie mit einem Makrolid empfohlen. Die Therapiedauer betr&auml;gt in der Regel f&uuml;r unkomplizierte Verl&auml;ufe 5&ndash;7 Tage, bei komplizierten Verl&auml;ufen wie Abszedierung oder Pleuraempyem sowie bei Infektionen mit Legionellen sind l&auml;ngere Therapien erforderlich.<br /> Nur bei unter Therapie progredienter, persistierender oder rezidivierender Pneumonie ist eine weitere Abkl&auml;rung erforderlich. Eine Computertomografie des Thorax sowie die Thoraxsonografie, die Keimdiagnostik aus Blut, Sputum und aus bronchoskopisch gewonnenem Material, eine Echokardiografie sowie der Ausschluss einer Erkrankung des Immunsystems z&auml;hlen zum differenzialdiagnostischen Standard (Tab. 1).<br /> Als Pr&auml;ventivma&szlig;nahmen stehen die Pneumokokken- und Grippeimpfungen sowie die Nikotinkarenz zur Verf&uuml;gung. Insbesondere bei rezidivierenden Pneumonien sollte eine Dysphagie ausgeschlossen werden und die bestehende Medikation kritisch hinterfragt werden. Insbesondere der &bdquo;Magenschutz&ldquo; durch S&auml;ureblockade und inhalative Steroide gelten als Ausl&ouml;ser von Pneumonien.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1708_Weblinks_dam_1707+08_s24_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="711" /></p> <h2>Obstruktive Ventilationsst&ouml;rungen</h2> <p>Asthma und COPD geh&ouml;ren zu den h&auml;ufigsten obstruktiven Ventilationsst&ouml;rungen, seltener finden sich z.B. auch genetische Erkrankungen wie die Mukoviszidose und das Alpha-1-Antitrypsinmangelemphysem, welche zus&auml;tzlich zur Lungenerkrankung auch andere Organmanifestationen aufweisen. W&auml;hrend die Mukoviszidose in &Ouml;sterreich durch ein Neugeborenen-Screening bereits fr&uuml;hzeitig diagnostiziert wird, ist der Alpha-1-Antitrypsinmangel oft unerkannt und sollte bei Erstdiagnose einer obstruktiven Ventilationsst&ouml;rung durch eine einfache Blutabnahme immer ausgeschlossen werden. Zur Diagnosestellung einer obstruktiven Ventilationsst&ouml;rung ist eine lungenfunktionelle Untersuchung zwingend erforderlich, die Diagnose gilt bei einem Verh&auml;ltnis von FEV1/FVK von unter 70 % als gesichert.<br /> Klinisch finden sich typische Symptome wie Atemnot insbesondere bei Belastung, Husten und Auswurf, sodass die Unterscheidung insbesondere zwischen COPD und Asthma oft schwierig ist. Beide Krankheiten k&ouml;nnen in ph&auml;notypisch sehr &auml;hnlichen Varianten oder auch in Kombination auftreten. Hilfreich sind wiederholte Anamnesen und die Verlaufsbeobachtung. Das Asthma zeigt im Allgemeinen eine h&ouml;here Variabilit&auml;t der Symptome und der Lungenfunktionsparameter. Insbesondere ein gutes Ansprechen auf Bronchodilatatoren in der Lungenfunktion, der sogenannte Lyseeffekt, gilt als Hinweis auf das Vorliegen von Asthma. Akute Verschlechterungen, die sogenannten Exazerbationen, treten oft im Rahmen von respiratorischen Infekten auf. Pr&auml;ventiv wird daher die Grippe- und Pneumokokkenimpfung empfohlen.<br /> Die inhalative Therapie ist f&uuml;r alle obstruktiven Ventilationsst&ouml;rungen wesentlich und hat sich durch die Entwicklung von lang wirksamen Medikamenten in den letzten Jahren verbessert. Dennoch sind kurz wirksame Medikamente weiterhin als Notfallsmedikation bei akuter Verschlechterung erforderlich. Die Deposition der Medikamente in der Lunge ist vom Atemfluss abh&auml;ngig, sodass nicht alle Inhalationsdevices f&uuml;r Patienten mit schweren Obstruktionen geeignet sind. Unterschiedliche Therapieans&auml;tze (Tab. 2) erfordern eine Differenzierung zwischen den obstruktiven Ventilationsst&ouml;rungen, insbesondere die inhalativen Steroide sind zurzeit nur f&uuml;r Asthma als Erstlinienmedikament empfohlen. Wesentlich ist auch die medikament&ouml;se Therapie von Komorbidit&auml;ten bzw. von Organmanifestationen, welche entsprechend den Leitlinien erfolgen kann.<br /> Als nicht medikament&ouml;se Therapies&auml;ulen sind die Nikotinkarenz und die pulmonale Rehabilitation zu nennen. Die Langzeitsauerstofftherapie ist bei respiratorischer Insuffizienz seit vielen Jahren etabliert. Der Einsatz der nicht invasiven au&szlig;erklinischen Beatmung wird seit der Studie von K&ouml;hnlein et al. aufgrund der sensationellen Senkung der Mortalit&auml;t auch f&uuml;r Patienten mit stabiler Hyperkapnie empfohlen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_DAM_Allgemeinm_1708_Weblinks_dam_1707+08_s25_tab2.jpg" alt="" width="1417" height="800" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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