
©
Getty Images/iStockphoto
COPD: Berücksichtigung von Genderaspekten
DAM
Autor:
Elisabeth Zehetner
OMR Dr. Elisabeth Zehetner, MSc<br> FÄ für Lungenerkrankungen, Wien<br> E-Mail: elisabeth.zehetner@lungenspezialist.at
30
Min. Lesezeit
20.09.2018
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) wird in der Regel mit älteren, rauchenden Männern assoziiert. Es sind jedoch beide Geschlechter von dieser schweren Lungenerkrankung betroffen. Die Auswirkungen der COPD betreffen Männer wie Frauen gleicher- maßen.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Typisch für die COPD sind die reversible, aber auch nicht reversible Einschränkung der Lungenfunktion und die eingeschränkte Diffusionskapazität für Sauerstoff. Weltweit wird der Anteil von Frauen in der rauchenden Bevölkerung von etwa 12 % in den ersten 10 Jahren dieses Jahrhunderts auf etwa 20 % bis 2025 steigen. Passivrauchexposition ist bei Frauen jedoch häufiger als bei Männern. Wo Biomasse für Kochen und Heizen verwendet wird, sind Frauen deutlich häufiger exponiert als Männer.</p> <h2>Frauen als Risikogruppe</h2> <p>Die weibliche Anatomie und Physiologie kann eine Erklärung dafür sein, dass Frauen ein höheres Risiko haben, die Atemwege beim Rauchen zu schädigen: Ihre Lungen sind kleiner, die Atemwege enger und auch die Muskelkraft der Atemwegsmuskulatur ist schwächer bei der Einund Ausatmung. Zusätzlich spielen hormonelle Faktoren eine Rolle.<br /> Es wird auch beschrieben, dass Frauen bei Maßnahmen zur Raucherentwöhnung weniger erfolgreich sind als Männer. Studien (ECLIPSE und TORCH) zeigen auch eine höhere Exazerbationsrate bei weiblichen COPD-Patienten (Abb. 1). Ebenso spielen Atemnot, Depression und Ängstlichkeit beim weiblichen Geschlecht eine größere Rolle als bei Männern. Die Inzidenz einiger Komorbiditäten wie Osteoporose, Ängstlichkeit und Depression ist bei Frauen höher, die Inzidenz kardiovaskulärer Erkrankungen jedoch geringer (Abb. 2).<br /> Das Management der Behandlung von Frauen mit COPD sollte daher Risiken und Häufigkeit der Gender-spezifischen Komorbiditäten berücksichtigen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_DAM_Allgemeinm_1807_Weblinks_dam_1807+8_s24_abb1+2.jpg" alt="" width="1422" height="1517" /></p> <h2>Unterdiagnose und Untertherapie</h2> <p>Bei Frauen wird COPD tendenziell unterdiagnostiziert, weshalb sie oft auch untertherapiert sind. Oftmals versteckt sich hinter einer Asthmadiagnose doch eine COPD – insbesondere wenn Rauchen, Passivrauchexposition oder Exposition gegenüber Biomasserauch eine Rolle spielen. Hier ist es besonders wichtig, das Mischbild beider Erkrankungen (Asthma und COPD) zu beachten und die Therapie zu individualisieren.</p> <h2>Wie stellt sich die COPD dar?</h2> <p>Die meisten COPD-Patientinnen sind generell jünger, rauchen weniger und haben einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) als männliche Patienten. Sie leiden jedoch öfter unter Atemnot.<br /> Wie schon erwähnt, unterscheiden sich die Schwerpunkte der Komorbiditäten zwischen den Geschlechtern. Bei Frauen sind dies eher Asthma, Osteporose, Depression und ein geringeres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Außerdem gibt es Evidenz für größere psychologische Instabilität bei Frauen.</p> <h2>Sozioökonomischer Status</h2> <p>Frauen mit COPD haben einen niedrigeren sozioökonomischen Status als Männer.</p> <h2>Rauchen</h2> <p>Die Prävalenz für Rauchen differiert nach Ländern und sogar nach Regionen. In manchen Ländern ist sie gleich hoch bei den Geschlechtern, generell weisen jedoch Personen mit niedrigen und mittleren Einkommen eine höhere Prävalenz auf.<br /> Bei Frauen mit COPD besteht Evidenz dafür, dass durch Rauchen bzw. Passivrauchexposition bei gleicher Intensität größerer Schaden verursacht wird als bei Männern. Weibliche Raucher profitieren dafür mehr von einem Rauchstopp (bessere Regenerationsfähigkeit), haben allerdings auch größere Schwierigkeiten bei der Raucherentwöhnung als männliche Raucher.</p> <h2>Berufliche Exposition</h2> <p>Frauen arbeiten mittlerweile in zunehmendem Maße in traditionellen Männerberufen, was wiederum in manchen Regionen zu vermehrter Rauchexposition bei speziellen Arbeiten wie z.B. Räuchern von Fischen und Textilarbeiten führt.</p> <h2>Nicht berufliche Exposition</h2> <p>Die hohe Exposition von Frauen bei Rauch aus Biomasse resultiert daraus, dass nach wie vor vorwiegend Frauen in der Haushaltsführung tätig sind.</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Es gibt derzeit nur wenige Studien, die auf die genderspezifischen Unterschiede bei Frauen mit COPD eingehen. Auffällig ist jedoch, dass Frauen offenbar sensibler reagieren.</p></p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Planetary Health als hausärztliche Aufgabe: Gesundheit im Zeitalter der ökologischen Krise
Hausärzt:innen sind geradezu prädestiniert, um den Gedanken der Planetary Health umzusetzen, denn sie verfügen über das Vertrauen, die Reichweite und die Handlungsspielräume, um ...
Herpesvirusinfektionen – ein Überblick
Herpesviren sind weitverbreitet: Mehr als 100 Typen sind bekannt, wovon allerdings nur acht für Menschen infektiös sind. In einem Vortrag im Rahmen des WebUp Allgemeine Innere Medizin ...
«Die Feinde meines Feindes sind meine Freunde»
Wer hätte gedacht, dass wir Viren als unsere Freunde bezeichnen, aber genau das ist bei den Bakteriophagen der Fall. Selbst die heilende Wirkung des Ganges wird mit Bakteriophagen in ...