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Gesundheit und Politik

Schweiz: Long Covid im Fokus der Behörden

Bern - Eine Woche vor dem Bundesratsentscheid zum künftigen Umgang mit dem Corona-Virus sind sich die Experten des Bundes einig: Der Höhepunkt der Omikron-Welle ist erreicht. Über die Langzeitfolgen von Covid-19-Erkrankungen bleibt dagegen vieles im Dunkeln. Diesem Thema will man sich nun – von der Diagnostik bis hin zur Dokumentation von Krankheitsverläufen – verstärkt widmen, erklärte Linda Nartey, Leiterin Direktionsbereich Prävention und Gesundheitsversorgung im Bundesamt für Gesundheit (BAG).

Am 16. Februar diskutiert die Regierung über das Aufheben der Corona-Einschränkungen. Im BAG sieht man auf Basis der aktuellen Daten den «Höhepunkt der fünften Welle wohl erreicht», so Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, am Dienstag bei einem Medientermin. Was bleibt, ist allerdings die Herausforderung der Betreuung von Patienten, die an Long Covid leiden.

Jeder vierte Infizierte mit Langzeitfolgen

Im vergangenen Jahr haben sich rund 1700 Personen in Zusammenhang mit Long Covid bei der Invalidenversicherung (IV) angemeldet. Das sind zwei bis drei Prozent aller Anmeldungen, heisst es im Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV).

Langzeitfolgen einer Infektion betreffen laut einer neuen Studie aus dem Kanton Zürich rund ein Viertel aller Personen, die sich anstecken. Drei von hundert Betroffenen leiden sechs Monate nach einer Ansteckung noch sehr stark an den Folgen. Diese Daten gab Milo Puhan, Direktor des Instituts für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich, bekannt. Er stützte sich auf Befragungen von rund 1500 zufällig ausgewählten Infizierten im Kanton Zürich.

Long-Covid-Register nicht vom Tisch

Dazu kommt die schwierige Diagnostik, wie Linda Nartey zuletzt ausführte. «Oft werden Symptome am Anfang nicht ernst genommen.» Für die Betroffenen sei es deshalb wichtig, dass ihre Beschwerden schnell abgeklärt werden. Auch nach Ansicht von Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), besteht im Umgang mit Langzeitfolgen von Covid-19 noch Verbesserungspotenzial. Aus Sicht der Kantone sei insbesondere wichtig, zu klären, welche Angebote es in der Schweiz für Betroffene gebe und ob diese richtig seien.

So hat das Genfer Universitätsspital eine interaktive Plattform für einen Informationsaustausch zu Long Covid entwickelt. Das Krankenhaus will damit die Betroffenen besser begleiten. Wichtig sei, dass die Patienten gut informiert sind, um die Symptome selbst erkennen zu können, sagte Klinikleiterin Mayssam Nehme. Die Plattform Rafael verfügt laut Nehme über ein textbasiertes Dialogsystem, einen sogenannten Chatbot, um die Betroffenen interaktiv aufzuklären und zur richtigen Behandlung zu bringen. (sda/red)

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