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Gesundheit und Politik

Obsan: mehr als doppelt so viele psychisch belastete Jugendliche durch Covid-19

Bern - Seit Beginn der Covid-19-Pandemie berichten immer mehr Menschen über steigende psychische Belastungen. Besonders Jugendliche leiden: Zwischen 2017 und 2020/21 hat sich der Anteil der Betroffenen laut einem neuen Bericht mehr als verdoppelt.

Seit 2012 nehmen die psychiatrischen Hospitalisierungen von Kindern und Jugendlichen kontinuierlich zu. Im ersten Pandemiejahr 2020 zeigt sich vor allem ab September eine Zunahme, wie das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) in seinem jüngsten veröffentlichten Bericht über die psychische Gesundheit schreibt. Hauptbetroffen waren dabei Mädchen und junge Frauen, die an Depressionen litten. Auch die Spitaleinlieferungen nach Suizidversuchen nahmen ab 2017 deutlich zu, wiederum vor allem durch Mädchen und junge Frauen.

Die Polizeistatistiken lassen im ersten Pandemiejahr keinen Anstieg der Suizidversuche erkennen. Aufgrund der Zunahme der Beratungsanrufe an Nottelefonen wie jenem der Pro Juventute geht das Obsan von einer hohen Dunkelziffer aus. Genaueres lässt sich erst nach Vorliegen der Suizidzahlen 2020 sagen.

Frauen depressiv – Männer mit Alkoholproblem

Die Hauptdiagnosen für einen Eintritt in eine Klinik waren über die Gesamtbevölkerung gesehen affektive Störungen mit 32,8 Prozent, Substanzmissbrauch mit 20 Prozent (vor allem Alkohol mit 13,3 Prozent) und Schizophrenie oder wahnhafte Störungen mit 16,6 Prozent.

Bei den Diagnosen gab es geschlechtsspezifische Unterschiede: 37,7 Prozent der Frauen litten unter Depressionen. Bei den Männern waren mit 27,7 Prozent der Substanzmissbrauch ¬– besonders von Alkohol – und affektive Störungen mit ebenfalls 27,7 Prozent am häufigsten.

Insgesamt mussten 2020 gut 57000 Personen in eine psychiatrische Klinik. Pro 1000 Einwohnern ergibt das eine Hospitalisierungsrate von 6,6 Personen – 7,5 waren es bei den Erwachsenen, 2,8 bei den Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren. Dabei stieg die Rate bei den Jüngeren um 6 Prozent gegenüber dem Jahr davor.

59 von 1000 Versicherten in Behandlung

Insgesamt wurden im Berichtsjahr rund 520000 Patienten in einer psychiatrisch-psychologischen Praxis behandelt. Das entspricht 59 von 1000 Versicherten. Nach Alter betrachtet waren 32 von 1000 Heranwachsenden unter 19 Jahren in Behandlung sowie 66 von 1000 Erwachsenen.

Die Kosten der obligatorischen Krankenversicherung im Psychiatriebereich beliefen sich 2020 auf rund 2,2 Milliarden Franken. Das entspricht 6,4 Prozent der Kosten der Grundversicherung von 34,1 Milliarden Franken. Seit 2006 ist dieser Anteil relativ stabil. (sda/red)

Weitere Infos: Obsan Bulletin

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