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Gesundheit und Forschung

Nächste Generation der mRNA-Impfstoffe im Test

Manchester/Emeryville (Kalifornien) - Die derzeitigen mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 von Pfizer/BioNTech oder Moderna waren nur der Anfang. Spezialisierte Biotech-Unternehmen arbeiten an Vakzinen mit verbesserter und multifunktionaler mRNA. Solche Präparate mit Bauplänen für gleich mehrere SARS-CoV-2-Antigene wurden jetzt an der Universität Manchester in einer frühen klinischen Studie erfolgreich getestet.

Bei herkömmlichen mRNA-Impfstoffen wird jede injizierte Boten-RNA in den Zellen, die sie aufnehmen, nur in ein Protein umgesetzt, das als Antigen dient. Im Falle der Covid-19-Vakzine von Pfizer/BioNTech oder Moderna ist dies das Spike-Protein. Bei einer sich selbst vermehrenden mRNA – «self-amplifying» oder samRNA – ist jede Boten-RNA mit einem Polymerase-Enzym kombiniert. Nach Aufnahme in Zellen multipliziert das Polymerase-Enzym die mRNA in den Zellen. «Sie erzeugt mehrere Kopien der Boten-RNA, was die Zahl der erzeugten Proteine deutlich steigert», hiess es jetzt im Deutschen Ärzteblatt zu der neuen Entwicklung. Hinter dem Projekt steckt das US-Biotech-Unternehmen «Gritstone bio» aus Emeryville im US-Bundesstaat Kalifornien. Genauso wie bei den herkömmlichen mRNA-Impfstoffen funktioniert auch die samRNA ohne Einbau in das Genom der Zellen.

T-Zell-Antwort wird deutlich verstärkt

Der zweite Unterschied zu den zugelassenen Covid-19-Impfstoffen von Pfizer/BioNTech und Moderna ist, dass bei der Neuentwicklung neben der Bauanleitung für das Spike-Protein (S-Protein) auch mRNA-Abschnitte weiterer Virusbestandteile enthalten sind. Gritstone bio hat den experimentellen samRNA-Impfstoff GRT-R910 als dritte Teilimpfung an der Universität Manchester (National Institute of Health Research Clinical Research Facility) in einer Studie der Phase I untersuchen lassen. Das erfolgte mit gesunden Probanden im Alter von über 60 Jahren, die zuvor zwei Dosen des vektorbasierten Impfstoffs von AstraZeneca erhalten hatten. Die dritte Teilimpfung wurde frühestens 22 Wochen nach dem zweiten Stich durchgeführt.

«Die erste Testserie mit zehn Probanden, welche die niedrigste Dosierung von zehn Mikrogramm GRT-R910 erhalten haben, ist inzwischen abgeschlossen. Nach Auskunft von Studienleiter Andrew Ustianowski von der Universität Manchester wurde der ‚Booster‘ von allen Teilnehmern gut vertragen», schreibt das Deutsche Ärzteblatt. Stärkere Impfreaktionen oder Nebenwirkungen seien nicht aufgetreten.

Neben der Antikörperantwort wurde mit einem ELISpot-Test auch eine deutliche T-Zell-Antwort beobachtet. «Wir erkennen zunehmend die Bedeutung sowohl der T-Zell-Antwort als auch der Immunreaktion (nach der Impfung; Anm.) auf andere Proteine als das Spike-Protein zum Schutz vor schweren Krankheitsverläufen, Hospitalisierung oder Tod. Das sollte auch einen Schutz gegen die aktuellen und zukünftigen Varianten des Virus ermöglichen», sagt Studienleiter Ustianowski. Bis Mitte 2022 sollen noch drei weitere Studien zu dem Projekt vorliegen. (APA/red)

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