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Gesundheit und Forschung

Kurzbriefings im OP erhöhen Patientensicherheit deutlich

Bern/Neuenburg - Die Vorzüge einer guten Kommunikation in Operationsteams sind in Fachkreisen unbestritten. In einer neuen Studie der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin des Inselspitals Bern und des Instituts für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Neuenburg wurde nun die Ergebnisqualität bei Operationen mit und ohne strukturierte Briefings während der Eingriffe verglichen. Ergebnis: Operationen mit derartigen Kurzbriefings schnitten deutlich besser ab.

Das Forschungsteam hat in Zusammenarbeit mit vier Spitalzentren die Auswirkung von strukturierten, kurzen Briefings während der Operation untersucht. Durch die Anwendung des getesteten «StOP?-Protokolls» kamen die Experten zu folgenden Schlussfolgerungen: Während sich in Bezug auf die Wundinfektion keine Unterschiede zeigten, schnitten die Eingriffe mit strukturierten Kurzbriefings während der OP in drei Bereichen deutlich besser ab: Sie wiesen eine geringere Sterblichkeit auf, hatten weniger ungeplante Rehospitalisationen zur Folge und die betreffenden Patienten konnten früher nach Hause entlassen werden.

Umfangreiche Studie an vier Zentren

Konkret werteten die Forschenden die Daten von 8256 Operationen an vier OP-Zentren aus den Jahren 2015 bis 2018 aus. Das Kurzbriefing mit dem Namen «StOP?» wird von dem leitenden Operateur ein- oder mehrmals während der Operation durchgeführt. Alle Mitglieder des Operationsteams sind angehalten, teilzunehmen. In kurzen Worten werden die aktuelle Situation (Status), die nächsten Ziele und mögliche Probleme genannt. Die Anwesenden können bei Unklarheiten Fragen stellen. Aus diesem Prozess ergibt sich auch der Name: «StOP?= Status, Objectives, Problems, Questions».

Strukturierte Infos zwischen 30 und 90 Sekunden

Dr. Franziska Tschan, Expertin für Arbeits- und Organisationspsychologie der Universität Neuenburg, zu den Ergebnissen: «Eine strukturierte Information, zwischen 30 und 90 Sekunden, die im richtigen Moment an das Team weitergegeben wird, zusammen mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen, kann offensichtlich die Zusammenarbeit im Operationssaal wesentlich verbessern». Und das mit der Konsequenz, dass die Patienten davon direkt profitieren. «Chirurgen und Chirurginnen haben natürlich schon vorher dem Team Informationen gegeben, das ist in dem Fall nicht neu. Neu ist, dass das systematisch und jedes Mal durchgeführt wird. Neu ist auch, dass explizit das ganze Team einbezogen wird», fasst Dr. Guido Beldi, Projektleiter und Letztautor der Studie, zusammen: «Wir hatten zwar postuliert, dass das StOP? wirkt, waren dann aber überrascht über die klaren Resultate.» Als nächster Schritt startet nun eine randomisierte Studie in 40 Spitälern. (red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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