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Gesundheit und Forschung

Internationales Forscherteam setzt KI für verbesserte Therapie bei Frauen mit Herzinfarkt ein

Zürich/London/Graz - Frauen sterben im Vergleich zu Männern häufiger an einem Herzinfarkt. Gründe dafür sind Unterschiede im Alter und bei den Begleiterkrankungen, die die Risikoabschätzung erschweren. Auch die Symptome fallen unterschiedlich aus und werden bei Frauen oft falsch interpretiert. Mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) haben Forschende in Zürich, London und Graz nun eine neue Risikobewertung entwickelt, die die Versorgung von Frauen mit Herzinfarkt verbessert, teilte die Universität Zürich mit. An der Studie, die im Fachmagazin «The Lancet» publiziert wurde, war u.a. auch Sereina Herzog vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation der Med Uni Graz beteiligt.

Im Gegensatz zu Männern, die meist einen schmerzhaften Druck auf der Brust mit Ausstrahlung in den linken Arm verspüren, führt ein Herzinfarkt bei Frauen häufig zu Bauchschmerzen und einem Ausstrahlen in den Rücken oder Übelkeit und Erbrechen. Eine falsche Einschätzung dieser Symptome kann weitreichende Folgen haben. In ihrer wissenschaftlichen Untersuchung haben die Forschenden Daten von mehr als 420 000 Patient*innen aus ganz Europa mit der häufigsten Art von Herzinfarkt analysiert.

«Die Studie zeigt unter anderem, dass etablierte Risikomodelle, die das derzeitige Patientenmanagement steuern, bei Frauen weniger genau sind und die Unterbehandlung weiblicher Patienten begünstigen», fasst der am Zentrum für Molekulare Medizin der Universität Zürich tätige österreichische Mediziner Florian Wenzl als Erstautor zusammen. «Mithilfe von maschinellem Lernen und den grössten Datensätzen in Europa haben wir einen neuartigen Risikoscore entwickelt, der geschlechtsspezifische Unterschiede im Risikoprofil berücksichtigt und die Vorhersage der Sterblichkeit bei Frauen und Männern verbessert.»

Bluthochdruck und Diabetes als Risikofaktoren

Patientinnen weisen demnach eine höhere Sterblichkeit auf als Patienten, wenn man die Altersunterschiede bei der Einlieferung und bestehende Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes ausser Acht lässt. «Werden diese Unterschiede aber statistisch berücksichtigt, weisen Frauen und Männer eine ähnliche Sterblichkeit auf», erläutert Wenzls Institutskollege Thomas Lüscher.

Wenzl sieht die Studie als Beginn der «Ära der künstlichen Intelligenz in der Behandlung von Herzinfarktpatienten». Moderne Computeralgorithmen könnten aus grossen Datensätzen lernen und genaue Vorhersagen der Prognose einzelner Patienten machen. Diese wiederum seien der Schlüssel zu individualisierten Behandlungen. (APA/red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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