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Gesundheit und Forschung

Darmbakterien verschlimmern Bauchverwachsungen

Bern - Berner Forschende sind dem Mechanismus auf der Spur, der nach grösseren Bauchoperationen zu Verwachsungen führen kann. Das Expertenteam aus dem Inselspital, Universitätsspital Bern, und der Universität Bern hat seine Erkenntnisse in der Fachzeitschrift «Nature Communications» publiziert und liefert damit erste Ansatzpunkte für eine Therapie.

Heute können viele Operationen im Bauch minimal invasiv durchgeführt werden. Dennoch bleiben wichtige, lebensrettende Operationen mit grösseren Eingriffen verbunden. Danach können Verwachsungen im Bauch mitunter Probleme verursachen. Bei sterilen Operationen können sogenannte Makrophagen auf die Öffnung des Bauchraums überreagieren und Verwachsungen hervorrufen. Das haben frühere Arbeiten bereits gezeigt. Nun hat das Forscherteam aus Bern Eingriffe untersucht, die nicht steril waren und bei denen Verunreinigungen durch Darmbakterien aufgetreten sind. Dabei wurde klar, dass diese Bakterien zu stärkeren Verwachsungen führen.

Erkenntnisse aus der Krebsforschung

Ausgangspunkt sind sogenannte Mesothelzellen, die als Teil des körpereigenen «Reparaturtrupps» verletztes Gewebe im Bauch wieder instand setzen sollten. Anstatt eine glatte Oberfläche zu bilden, produzieren die Zellen aber aufgrund der Verunreinigung sehr viel Narbenmaterial. Für diese Umprogrammierung ist laut Studie der sogenannte «Epidermal Growth Factor Receptor» (EGFR) entscheidend. EGFR ist aus der Krebsforschung als wichtiger Faktor bekannt, der das Wachstum von Tumoren antreibt.

«Mit der Identifikation der Mesothelzelle als Ausgangspunkt und EGFR als wichtigster Treiber von überschiessender Narbenbildung ist ein grosser Schritt getan. Im Experiment wurden Medikamente eingesetzt, die in der Onkologie den Tumorwachstumsfaktor EGFR bremsen. Tatsächlich konnte eine Reduktion der Verwachsungen erreicht werden, allerdings erst bei sehr hohen Dosierungen», fasst Studienleiter Professor Daniel Candinas zusammen.

Weitere Studien sowohl auf molekularbiologischer Ebene wie auch in der Klinik seien notwendig, um griffige Therapien gegen Verwachsungen nach Bauchoperationen zu etablieren. (sda/red)

Weitere Infos: Originalpublikation

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