© CRISTIAN CASANELLES, Tempura E+

Gesundheit und Politik

Corona-Massnahmen: nicht bis zur Auslastung der Intensivbetten warten

Bern - Massnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus sollten ergriffen werden, lange bevor die Intensivstationen voll belegt sind. Denn die Überlebenswahrscheinlichkeit der Patienten sinkt, wenn die Intensivstationen zu mehr als 70 Prozent ausgelastet sind. Das geht aus einer noch nicht von anderen Fachleuten begutachteten Studie von Forschenden der Universität Bern und des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hervor.

Das Team um die Statistikerin Nanina Anderegg untersuchte die Überlebensrate aus Intensivstationen während der ersten und zweiten Corona-Welle und verknüpfte diesen Wert mit der Auslastung der Intensivbetten. Laut Medienberichten wurden Daten von 22648 Personen berücksichtigt, die zwischen Ende Februar 2020 und März 2021 mit einem positiven Corona-Befund hospitalisiert werden mussten. Die Forschenden beobachteten, dass das Sterberisiko bis zu einer Belegung der Intensivstation von 70 Prozent relativ stabil war und danach zu steigen begann. Dieser Wert bezieht sich auf die Zahl der insgesamt verfügbaren Intensivbetten und entspricht einer Auslastung von etwa 85 Prozent der zertifizierten Betten.

Vermeidbare Todesfälle

Wendet man die Berechnungsmethode bei der zweiten Corona-Welle an, so hätten laut dem Forschungsteam 137 Todesfälle verhindert werden können, wenn der Schwellenwert nie überschritten worden wäre – allerdings weist der Wert mit einer Spanne von 27 bis 242 theoretisch vermeidbaren Todesfällen eine hohe Unsicherheit auf. Dennoch: Der Rückgang der Überlebensrate ab der skizzierten Marke würde dafür sprechen, dass Massnahmen zur Prävention und Kontrolle der Sars-CoV-2-Übertragung in der Bevölkerung ergriffen werden, lange bevor die Intensivstationen voll belegt sind, wird Anderegg zitiert.

Eine Aussage mit Brisanz: Am Mittwoch lag die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern bei 81,1 Prozent. 27 Prozent der verfügbaren Betten waren von Covid-19-Patienten besetzt. Das Universitätsspital Zürich meldete gar, dass die Intensivstation bereits zu 98 Prozent voll sei. (sda/red)

Weitere Infos: Originalmanuskript

Back to top