© MarioGuti iStockphoto

Gesundheit und Politik

Affenpocken in der Schweiz: Präventionskampagne und Prüfung von Impfstoff-Beschaffung

Bern - Seit Ende vergangener Woche sind vier Affenpocken-Fälle in der Schweiz bekannt. Die Aids-Hilfe hat mittlerweile eine Präventionskampagne gestartet. Damit soll auch eine Stigmatisierung von Homosexuellen verhindert werden, hiess es. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat in der Vorwoche verlautbart, die Beschaffung eines Impfstoffes zu prüfen.

Den vierten Schweizer Affenpocken-Fall vermeldete das BAG am Freitagabend. Angaben zum Kanton oder zur Person wurden nicht gemacht. Davor hatte man einen Fall bestätigt – der Betroffene aus dem Kanton Zürich habe sich wahrscheinlich im Ausland mit dem Virus angesteckt.

Laut EU-Gesundheitsbehörden sind unterdessen mehr als 200 Fälle von Affenpocken ausserhalb Afrikas bestätigt worden. Insgesamt 19 Länder, in denen die Krankheit normalerweise nicht vorkommt, hätten mindestens einen Fall.

Aids-Hilfe Schweiz mit Kampagne betraut

Bisher betrafen die meisten Fälle Männer, die Sex mit Männern haben, wie das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zuletzt mitteilte. Das BAG hat deshalb die Aids-Hilfe Schweiz mit der Durchführung einer Kampagne betraut. So versuche man unter anderem Männer, die Sex mit Männern haben, gezielt online wie auch an einschlägigen Treffpunkten zu informieren. Ein spezielles Augenmerk richte man bei der Kampagne auch darauf, dass Homo- und Bisexuelle nicht stigmatisiert würden, so Andreas Lehner, Geschäftsleiter der Aids-Hilfe Schweiz.

Nach dem vermehrten Auftreten von Affenpocken-Fällen in Europa hatte das BAG in der Vorwoche zudem bekannt gegeben, die Beschaffung eines Impfstoffs zu prüfen. Die Abklärungen zur Verfügbarkeit und Beschaffung seien im Moment im Gang, sagte BAG-Vizedirektorin Linda Nartey dem Schweizer Fernsehen SRF. Es gebe keinen spezifischen Affenpocken-Impfstoff, aber es gebe in der Bevölkerung einen Impfschutz durch Pocken-Vakzine der ersten und zweiten Generation. Diese waren in der Schweiz im Rahmen eines Ausrottungsprogramms bis zum letzten bekannten Pocken-Fall 1972 verabreicht worden. Die Personen, die bis dahin mit dem Pocken-Impfstoff geimpft worden seien, hätten «wahrscheinlich eine gewisse Immunität» auch gegen das Affenpocken-Virus, so Nartey.

Ein Pocken-Impfstoff der dritten Generation, der auch Schutz gegen Affenpocken bietet, wurde in Europa für die Immunisierung gegen Pocken bei Erwachsenen zugelassen. Dieses Vakzin ist allerdings laut BAG in der Schweiz nicht verfügbar respektive zugelassen. Generell sieht man seitens der Behörde aber keinen Grund zur Beunruhigung. Es gebe keine Hinweise darauf, dass man bei den Affenpocken vor einer neuen Pandemie stehe. (sda/red)

Back to top