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FOBI München

Viele Wege führen zu einer schönen Narbe

<p class="article-intro">Der Weg zu einer schönen, reizarmen Narbe beginnt im OP. Heute stehen zahlreiche Methoden sowohl im konservativen wie im apparativen Bereich zur Verfügung, um Narben unauffällig und reizarm zu halten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Narben sind der Endzustand einer Erkrankung, einer Verletzung, einer Manipulation oder einer Therapie. Narbenspezifische Eigenschaften, wie z.B. eine verd&uuml;nnte Epidermis, das Fehlen von Haut&shy;anhangsgebilden und elastischen Fasern und ein hoher Anteil kollagener Fasern, f&uuml;hren zu einer verminderten funktionellen Belastbarkeit des Gewebes, der Patient &bdquo;sp&uuml;rt die Narbe&ldquo;. Zudem gibt es auf Patientenseite Risikofaktoren f&uuml;r eine Narbenbildung, wie z.B. hypertrophe Narben in der Anamnese oder dunkler Hauttyp.<br /> Im Idealfall ist die Narbe klein, liegt im Hautniveau und f&uuml;hrt zu keiner funktionellen und zu einer nur geringen kosmetischen Beeintr&auml;chtigung. &bdquo;Irritationen, z.B. auch durch fehlende Ruhigstellung, haben eine unsch&ouml;ne Narbe zur Folge&ldquo;, erkl&auml;rte Dr. Michael M&uuml;hlstedt, Abteilung f&uuml;r Dermatochirurgie an der Universit&auml;tsklinik in Genf, Schweiz.<br /> Narbenpr&auml;vention beginnt bereits im OP, z.B. indem Schnitte in den Spannungslinien der Haut gef&uuml;hrt werden. &bdquo;Wesentlich ist auch, einen glatten Schnitt durchzuf&uuml;hren und nicht zu s&auml;beln&ldquo;, erkl&auml;rte M&uuml;hlstedt. Bei Lappenplastiken muss darauf geachtet werden, dass die Lappenbasis breit genug ist, um eine ausreichende Blutversorgung zu gew&auml;hrleisten, da sonst eine Lappenspitzennekrose droht. Anstelle des in Lehrb&uuml;chern empfohlenen Verh&auml;ltnisses von 1:3 sollte seiner Meinung nach besser 1:2 gew&auml;hlt werden.<br /> Ein weiterer Fehler im OP, der zu unsch&ouml;nen Narben f&uuml;hren kann, ist, wenn mit der Pinzette das Gewebe zu stark gequetscht wird. Dies f&uuml;hrt zu Wundheilungsst&ouml;rungen und Narben, die auf der Haut sichtbar bleiben.</p> <h2>Spannungsfrei adaptieren</h2> <p>Bei der Naht ist es wesentlich, darauf zu achten, die Spannung gleichm&auml;&szlig;ig zu verteilen. Gerade f&uuml;r Anf&auml;nger ist das System der Halbierung beim Knotensetzen empfehlenswert, um nicht zu viel Spannung zu erzeugen. Die Hautnaht sollte immer leicht adaptiert werden. Die Naht h&auml;lt durch die Subkutannaht, bei der die Knoten immer unten zu liegen kommen sollten, da sie sonst die Heilung st&ouml;ren. Bei schr&auml;g zur Hautoberfl&auml;che verlaufenden Wunden kann durch die richtige Nahttechnik eine gute Voraussetzung f&uuml;r die ungest&ouml;rte Wundheilung geschaffen werden (Abb. 1).<br /> Eine leicht evertierte Naht ist gut und kann spannungsfrei abheilen. Eine invertierte Naht hat dagegen fast immer eine unsch&ouml;ne Narbe zur Folge. Statt einer Hautnaht sind alternativ Wundverschlussstreifen m&ouml;glich, die jedoch schr&auml;g aufgeklebt werden sollten, da so geringere Scherkr&auml;fte wirken, als wenn man senkrecht klebt. Eine frische Narbe soll m&ouml;glichst nicht bewegt werden, um eine physiologische Narbenbildung zu unterst&uuml;tzen. Eine topische Antibiotikabehandlung ist im Normalfall nicht erforderlich.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite32.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>Problemfall atrophische Narben</h2> <p>Mit der neuen Generation von nicht ablativen Faserlasern k&ouml;nnen alle Hautver&auml;nderungen behandelt werden, die von einer Koagulation profitieren, z.B. Dyschromien, Lentigines seniles und solares, aber auch periorbitale F&auml;ltchen, Akne- und Operationsnarben. Nach Erfahrung von Dr. Alina Fratila, der &auml;rztlichen Direktorin der Jungbrunnen-Klinik in Bonn, Deutschland, bietet der nicht invasive fraktionierte 1565-nm-Faserlaser eine sehr effiziente und sichere M&ouml;glichkeit zur Therapie von Aknenarben, die f&uuml;r die Patienten mit keiner Downzeit verbunden ist. Allerdings ist der Zeitaufwand mit f&uuml;nf erforderlichen Behandlungen im Abstand von einem Monat relativ hoch. Noch bessere kosmetische Ergebnisse werden mit dem ablativen CO<sub>2</sub>-Laser erreicht, allerdings ist f&uuml;r zahlreiche Patienten die damit verbundene Downtime nicht ak&shy;zeptabel.<br /> Die derzeit g&uuml;ltige Narbenleitlinie stammt nach den Ausf&uuml;hrungen von PD Dr. Alexander Nast, Narbensprechstunde Charit&eacute; &ndash; Universit&auml;tsmedizin Berlin, Deutschland, und Hauptautor der Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft &bdquo;Therapie pathologischer Narben&ldquo; aus dem Jahr 2012.<br /> Triamcinolon (TAC) in einer Dosis von 10&ndash;40mg (max. 5mg/cm<sup>2</sup>) kann durchaus mit Lidocain vermischt werden, auch wenn sich hinterher eine Kryotherapie anschlie&szlig;en soll. Das Steroid sollte streng intral&auml;sional injiziert werden, bis es zu einem Blanching-Effekt kommt. Zwischen den Behandlungen sollten drei bis vier Wochen liegen. Dieses Verfahren erhielt eine starke Empfehlung zur Behandlung von hypertrophen Narben und Keloiden und bietet sich zudem postoperativ zur Narbenprophylaxe bei Risikopatienten an.<br /> Auch die Kryotherapie erhielt eine starke Empfehlung zur Behandlung von hypertrophen Narben und Keloiden: Sie kann entweder als kurze Kryotherapie vor allem in Kombination mit TAC oder als intensive Kryotherapie mit vollst&auml;ndiger Durchfrierung vorgenommen werden. Die intral&auml;sionale Kryotherapie kann bei starken Keloiden auch mit Fluorouracil kombiniert werden. &bdquo;Ich behandle fast alle Patienten mit hypertrophen Narben mit einer Kombination aus TAC und Kryotherapie&ldquo;, so die Empfehlung von Nast.<br /> Die Druckbehandlung wird in der Leitlinie nach Abschluss der Reepithelialisierung empfohlen, wobei sie zur postoperativen Prophylaxe mindestens 6 bis 24 Monate durchgef&uuml;hrt werden sollte.<br /> Bei schmalbasigen gr&ouml;&szlig;eren Keloiden kann eine prim&auml;re operative Therapie empfohlen werden. Um eine erneute &uuml;berschie&szlig;ende Vernarbung zu vermeiden, sollte adjuvant eine konservative Therapie durchgef&uuml;hrt werden. &bdquo;Mit welcher Anschlussbehandlung die besten Ergebnisse erzielt werden k&ouml;nnen, ist derzeit noch nicht gekl&auml;rt&ldquo;, so Nast.</p> <h2>Neu Behandlungsm&ouml;glichkeit durch fraktionierten ablativen Laser</h2> <p>Der Laser wird in der deutschen Leitlinie nur zur Linderung des Juckreizes und Erythemreduktion bei frischen Narben empfohlen. Dagegen hat in den internationalen Leitlinien schon der fraktionierte ablative Laser Einzug gehalten, der nach Ansicht von Nast sicher auch in der n&auml;chsten deutschen Leitlinie ber&uuml;cksichtigt werden wird. Auf die Laserbehandlung erfolgt die intral&auml;sionale Steroidtherapie, die damit gezielt in das Narbengewebe penetrieren kann. Diese Kombination hat sich gem&auml;&szlig; Nast gerade f&uuml;r flache, breite Narben bew&auml;hrt.<br /> Fraktionierte Laser haben den Vorteil, dass dazwischen gesunde Haut stehen bleibt, von der der Heilungsprozess ausgeht. Besonders gut sind diese Laser f&uuml;r Narben mit entz&uuml;ndlichem Aspekt wie hypertrophe Narben oder Keloide geeignet.<br /> Bei den besonders stigmatisierenden Ritznarben kann durch den Laser ein homogeneres Gesamterscheinungsbild erreicht werden, womit eine signifikante Verbesserung der Lebensqualit&auml;t bei den Patienten einhergeht. In der Regel &uuml;bernehmen private Krankenkassen in diesen F&auml;llen die Behandlungskosten. Nicht ablative Laser haben auch einen deutlichen positiven Effekt auf Striae distensae.<br /> Nach einer erfolgreichen Narbenbehandlung &auml;hnelt die Narbenarchitektur immer mehr der normalen Hautstruktur. Dies gilt gerade f&uuml;r die Therapie mit fraktionierten CO<sub>2</sub>-Lasern. Heute gibt es moderne, objektivierbare Methoden wie das Streifenprojektionsverfahren (PRIMOS&reg;), mit dem die Hauttopografie vermessen werden kann. Hier zeigte sich, dass der CO<sub>2</sub>-Laser tats&auml;chlich zu einer hochsignifikanten Verbesserung des Oberfl&auml;chenreliefs der Narbe f&uuml;hrt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_data_Zeitungen_2016_Jatros_Derma_1603_Weblinks_Seite33.jpg" alt="" width="" height="" /></p> <h2>&bdquo;Medical needling&ldquo;: empfehlenswert bei pathologischen Narben</h2> <p>Nach Ausf&uuml;hrung von PD Dr. Matthias Aust, plastischer Chirurg aus Bad W&ouml;rishofen, Deutschland, ist das &bdquo;medical needling&ldquo; ein Verfahren, das sich f&uuml;r die Behandlung von Narben anbietet. Hingegen sei das Risiko f&uuml;r Komplikationen nach Dermabrasio h&ouml;her. &bdquo;Wenn Sie die Dermabrasio oder den Laser zu tief einstellen, besteht immer die Gefahr von Pigmentst&ouml;rungen oder einer weiteren Narbe&ldquo;, warnte Dr. Aust. <br /> Dagegen bleibt die Epidermis beim Needling intakt: Die Nadel durchdringt die Epidermis und es wird eine Blutung in der Lederhaut erzeugt (Abb. 2).<br /> Eine Behandlung mit 3mm langen Nadeln kann nur unter Vollnarkose durchgef&uuml;hrt werden. Direkt nach der Operation ist das eingeblutete Gewebe sichtbar. Zwischen den Stichkan&auml;len bleibt intakte Haut stehen, von der der Heilungsprozess ausgeht. Nach nur 10 Tagen ist keine Verkrustung mehr erkennbar. Das Needling-Verfahren ist au&szlig;erdem ein gutes Verfahren zur Verbesserung der Hautstruktur und Qualit&auml;t: Vermutlich tragen auch im Fettgewebe befindliche k&ouml;rpereigene Wachstumsfaktoren zur Regeneration bei.<br /> Das &bdquo;medical needling&ldquo; ist sowohl f&uuml;r die Behandlung von Verbrennungsnarben &ndash; in diesem Fall zahlen die Krankenkassen die Behandlung &ndash; als auch f&uuml;r hypertrophe Narben oder Aknenarben geeignet. Experimentell zeigt sich, dass sich das ganze Bindegewebe neu strukturiert. Messbar ist auch eine Zunahme der Hautdicke und der Hautelastizit&auml;t, auch der transepidermale Wasserverlust sinkt.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI); Kurs „Probleme mit Narben“, 26. Juli 2016, München </p>
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