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KHM-Forschungspreis für Hausarztmedizin 2017

«Steigerung der Adhärenz zu Leitlinien bei der Behandlung der Hypertonie»

<p class="article-intro">Dieses Jahr verlieh das Kollegium für Hausarztmedizin (KHM) den mit insgesamt 30 000 Franken dotierten «Forschungspreis Hausarztmedizin» je zur Hälfte an zwei Forschungsgemeinschaften. Der Hauptpreis ging an das Team um Dr. med. univ. Stefan Zechmann am Institut für Hausarztmedizin der Universität Zürich. Mit einem Sonderpreis wurde die Gemeinschaftsarbeit der fünf Hausarztinstitute Lausanne, Genf, Basel, Bern und Zürich zum Programm «Multimorbidity in primary care in Switzerland: a national cross-sectional study» ausgezeichnet.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Oft bedingen komplexe Krankheitsbilder eine unter Einbezug der individuellen Risikofaktoren auf den Patienten zugeschnittene Behandlung, abweichend von bestehenden klinischen Leitlinien und therapeutischen Ans&auml;tzen. Multimorbide Patienten ad&auml;quat zu behandeln ist eine Herausforderung in der Hausarztmedizin, die zuk&uuml;nftig &ndash; bedingt durch die &auml;lter werdende Bev&ouml;lkerung &ndash; an Stellenwert gewinnen wird. Mit dem KHM-Forschungspreis wurden zwei Arbeiten pr&auml;miert, die sich einerseits mit der Anwendung von Leitlinien bei der Hypertoniebehandlung und andererseits mit Multimorbidit&auml;t auseinandersetzen.</p> <h2>Der KHM-Hauptpreis &ndash; &laquo;Guideline-konforme Behandlung bei Hypertonie&raquo;</h2> <p>Das Forscherteam rund um Dr. med. univ. Stefan Zechmann untersuchte in einer Querschnittsstudie die Annahme, dass 60 % aller Patienten mit Hypertonie nicht zufriedenstellend behandelt werden. Dazu wurden anonymisierte medizinische Daten von 22 434 Hypertoniepatienten aus elektronischen Krankengeschichten ausgewertet und die Anzahl der Patienten eruiert, die nicht gem&auml;ss den Leitlinien behandelt wurden. Die Auswertung st&uuml;tzte sich dabei auf zwei Hypertonieleitlinien: Die erste gibt lediglich Zielblutdruckwerte (&lt;140/90mmHg) vor, die zweite empfiehlt eine Hypertoniebehandlung unter Ber&uuml;cksichtigung der individuellen kardiovaskul&auml;ren Risikofaktoren (Leitlinie zum Management der arteriellen Hypertonie von ESH und ESC 2013). Nimmt man nur die Blutdruckzielwerte als Kriterium, waren im untersuchten Kollektiv 23 % der Patienten unzureichend behandelt. Werden auch die kardiovaskul&auml;ren Risikofaktoren miteinbezogen, hatten 10,8 % der Hypertoniker eine inad&auml;quate Behandlung. Diese Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass durch die Anwendung von individualisierten, risikoadaptierten Guidelines der Anteil an unzureichend behandelten Hypertoniepatienten halbiert werden kann. Das Forscherteam konnte mit seiner Arbeit zeigen, dass die Adh&auml;renz der Haus&auml;rzte zu Leitlinien deutlich h&ouml;her ist, wenn diese einen auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen, risikoadaptierten Ansatz erm&ouml;glichen.<br /> Mitglieder der Forschungsgruppe des Institutes f&uuml;r Hausarztmedizin der Universit&auml;t Z&uuml;rich sind: Dr. med. univ. Stefan Zechmann, Prof. Dr. med. Oliver Senn, Fabio Valeri, Dr. med. Stefan Neuner- Jehle, Prof. Dr. med. Thomas Rosemann, Dr. med. Sima Djalali.</p> <h2>Der KHM-Sonderpreis &ndash; &laquo;Epidemie der Multimorbidit&auml;t&raquo;</h2> <p>Die f&uuml;nf universit&auml;ren Hausarztinstitute Lausanne, Genf, Basel, Bern und Z&uuml;rich haben im Rahmen des Programmes MMFM (&laquo;Multimorbidit&eacute; en m&eacute;decine de famille en Suisse&raquo;) verschiedene Fragestellungen zum Thema Multimorbidit&auml;t in der Schweiz erforscht. Beginnend mit Abkl&auml;rungen zur Definition von chronischen Krankheiten, aus denen eine Liste von 75 Krankheitsbildern hervorging, wurde die Pr&auml;valenz der Multimorbidit&auml;t in den Schweizer Hausarztpraxen ermittelt. Das Programm soll auch Aufschluss &uuml;ber die Priorisierung der Behandlungen geben &ndash; sowohl aus Sicht der &Auml;rzte als auch der Patienten. &laquo;Das Programm ist wegweisend und liefert wichtige Daten dazu, wie sich Fachpersonen in der Hausarztpraxis auf die steigenden Anforderungen komplexerer Krankheitsbilder &ndash; die &lsaquo;Epidemie der Multimorbidit&auml;t&rsaquo; &ndash; vorbereiten sollten&raquo;, sagte Dr. med. Lilli Herzig anl&auml;sslich ihrer Pr&auml;sentation. Bisher sind aus dem Programm mehrere Arbeiten entstanden, die bereits publiziert wurden oder zur Publikation eingereicht wurden.<sup>1&ndash;4</sup> Weitere Analysen und Bewertungen werden folgen.<br /> Mitglieder der Forschungsgruppe aus den f&uuml;nf Instituten f&uuml;r Hausarztmedizin sind: Dr. med. Lilli Herzig, Dr. Anouk D&eacute;ruaz Luyet, Dr. Adjua Alexandra N&rsquo;Goran, Prof. Dr. med. Andreas Zeller, Dr. Sophie Excoffier, PD Dr. med. Dagmar Haller, Prof. Dr. med. Thomas Rosemann, Dr. med. Sven Streit, Silja Leiser, Prof. Dr. med. Patrick Bodenmann.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Pressemitteilung der Pressestelle KHM-Forschungspreis Hausarztmedizin </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> D&eacute;ruaz-Luyet A et al.: Multimorbidity in primary care: protocol of a national cross-sectional study in Switzerland. BMJ Open 2015; 5: e009165 <strong>2</strong> N&rsquo;Goran AA et al.: From chronic conditions to relevance in multimorbidity: a fourstep study in family medicine. Fam Pract 2016; 33: 439-44 <strong>3</strong> D&eacute;ruaz-Luyet A et al.: Multimorbidity and patterns of chronic conditions in a primary care population in Switzerland: a cross-sectional study. BMJ Open 2017; 7: e013664 <strong>4</strong> Leiser S et al.: Determinants associated with deprivation in multimorbid patients in primary care &ndash; a cross-sectional study in Switzerland. PLoS One 2017; 12: e0181534</p> </div> </p>
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