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ÖGP 2019

Rehabilitation: Patienten mit seltenen chronischen Lungenerkrankungen

<p class="article-intro">Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen zeigen oft sehr früh eine verminderte körperliche Aktivität und Leistungseinschränkung. Trotz optimierter medikamentöser Therapie sind der Verlauf und die Prognose chronischer Lungenerkrankungen oft nicht alleine von der Einschränkung der Lungenfunktion abhängig, sondern auch von den Auswirkungen der systemischen Manifestationen wie Veränderungen der peripheren Muskulatur, Sauerstoffmangel, kardiozirkulatorischen Einschränkungen und der damit verbundenen Leistungseinschränkung.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Rehabilitation bei seltenen Lungenkrankheiten f&uuml;hrt zur Verbesserung der 6-Minuten- Gehstrecke um 60 m, der VO<sub>2</sub>peak um 2,4 l/min, der Lebensqualit&auml;t und der VO<sub>2</sub>/AT.</li> <li>Unerw&uuml;nschte Effekte bei 5 % der Patienten: Synkope, Pr&auml;synkope, Schwindel, Rhythmusst&ouml;rungen</li> <li>Cave: Intensit&auml;t 40&ndash;80 % der Watt<sub>max</sub>, Krafttraining mit wenig Gewicht, O<sub>2</sub>-S&auml;ttigung w&auml;hrend des Trainings &gt;90 % , Herzfrequenz &lt;120/min</li> </ul> </div> <p>Zu den wichtigsten prognostischen Parametern hinsichtlich des Verlaufs der Erkrankung und der Mortalit&auml;t z&auml;hlen k&ouml;rperliche Aktivit&auml;t, Muskelkraft und maximale Leistungsf&auml;higkeit. Rehabilitationsma&szlig;nahmen sind daher ein wesentlicher Bestandteil in der Therapie dieser Patienten. W&auml;hrend die Evidenzlage f&uuml;r die Effektivit&auml;t der Rehabilitation bei Patienten mit COPD schon eindeutig belegt ist, existieren f&uuml;r Patienten mit seltenen chronischen Lungenerkrankungen noch wenige Studien.<br /> Bislang aufgezeigt werden konnte, dass auch bei Patienten mit zum Beispiel interstitieller Lungenerkrankung (ILD) Parameter der Leistungsf&auml;higkeit wie die maximale Sauerstoffaufnahme oder die 6-Minuten- Gehstrecke prognostisch bedeutend sind. So lie&szlig; sich zeigen, dass bei Patienten mit ILD eine 6-Minuten-Gehstrecke von weniger als 250 Metern mit einem doppelt so hohen Mortalit&auml;tsrisiko verbunden ist und eine Abnahme der 6-Minuten-Gehstrecke von &uuml;ber 50 Metern in 24 Wochen sogar mit einem 3-fach erh&ouml;hten Mortalit&auml;tsrisiko assoziiert ist. Daher wird die Bedeutung der Rehabilitation mit Verbesserung der Leistungsparameter, der Symptomatik und Lebensqualit&auml;t ein zunehmend wichtigerer Aspekt auch in dieser Gruppe der Lungenerkrankungen.</p> <h2>Empfehlungen f&uuml;r Patienten mit ILD</h2> <p>Anhand der bisherigen Studienlage werden folgende Empfehlungen f&uuml;r das Ausdauer- und Krafttraining bei Patienten mit ILD angef&uuml;hrt (Abb. 1). Prinzipiell l&auml;sst sich erkennen, dass bei diesen Patienten sowohl das kontinuierliche als auch das Intervalltraining effektiv sind. Bei h&ouml;hergradigen Einschr&auml;nkungen sowie einer ausgepr&auml;gten Hypox&auml;mie bei Belastung und Vorliegen einer pulmonalen Hypertension ist aber das Intervalltraining dem kontinuierlichen Ausdauertraining vorzuziehen, da der Sauerstoffabfall w&auml;hrend des Intervalltrainings geringer ist. Au&szlig;erdem kann der Wechsel zwischen kurzen Belastungsphasen mit hoher Intensit&auml;t und l&auml;ngeren Phasen mit niedriger Intensit&auml;t bei h&ouml;hergradiger Einschr&auml;nkung besser durchgef&uuml;hrt werden. Bez&uuml;glich des Krafttrainings zeigen sich wenige Unterschiede zu den Empfehlungen bei Patienten mit COPD, wobei ein besonderes Augenmerk auf m&ouml;gliche muskuloskelettale Einschr&auml;nkung in dieser Patientengruppe gelegt werden muss.<br />Neben dem Training ist die Bedeutung der Schulung, Physiotherapie, Ern&auml;hrungsberatung und psychologischer Beratung noch nicht eindeutig aufgezeigt worden, wobei anzunehmen ist, dass sie auch bei dieser Patientengruppe eine bedeutende Rolle einnehmen.<br /> Im Gegensatz zur COPD, wo die fr&uuml;he Rehabilitation nach Exazerbation zu einer wesentlichen Verbesserung f&uuml;hrt, ist dies bei den bislang vorliegenden Studien nicht eindeutig belegt worden. Sie zeigte eher einen negativen Effekt, sodass derzeit von einer Fr&uuml;hrehabilitation nach Exazerbation abzuraten ist.<br /> Die Empfehlungen hinsichtlich einer Sauerstofftherapie w&auml;hrend des Trainings ist f&uuml;r jene Patienten gegeben, bei denen die Sauerstoffs&auml;ttigung auf unter 85 % abf&auml;llt. Das Ziel ist, w&auml;hrend des Trainings eine Sauerstoffs&auml;ttigung von zumindest 88 % zu erreichen.<br /> In den bisher vorliegenden Studien zur Wirksamkeit einer Rehabilitation bei Patienten mit interstitieller Lungenerkrankung konnte eine durchschnittliche Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke von 44 m aufgezeigt werden, mit einer durchschnittlichen Zunahme der maximalen Sauerstoffaufnahme von 1,24 ml/min/kg KG sowie einer signifikanten Verbesserung der Lebensqualit&auml;t.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Pneumo_1906_Weblinks_jatros_pneumo_1906_s42_abb1_vonbank.jpg" alt="" width="550" height="311" /></p> <h2>Rehabilitation bei Sarkoidose</h2> <p>Patienten mit Sarkoidose zeigen eine hohe Heterogenit&auml;t aufgrund der systemischen Erkrankung, aber bei 70 % der Patienten ist als eines der Hauptsymptome eine &bdquo;Fatigue&ldquo; zu erheben. Durch Rehabilitationsma&szlig;nahmen konnte sowohl die Fatigue signifikant reduziert als auch die Leistungsparameter und die Lebensqualit&auml;t entscheidend beeinflusst werden.<br />Das Atemmuskeltraining bei Patienten mit Sarkoidose zeigte neben der erwarteten Zunahme des Pi<sub>max</sub> auch eine Verbesserung der FVC in der Lungenfunktion sowie eine Abnahme der Dyspnoesymptomatik.</p> <h2>Besonderheiten bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie</h2> <p>Bei Patienten mit pulmonaler Hypertension wird als Erstes darauf verwiesen, dass eine enge Kooperation mit dem betreuenden Spezialzentrum essenziell ist. Neben einer ausf&uuml;hrlichen Abkl&auml;rung ist besonders darauf zu achten, dass w&auml;hrend des Trainings eine Sauerstoffs&auml;ttigung von &gt;90 % erzielt werden sollte und die Trainingsherzfrequenz 120/min nicht &uuml;berschreitet. Bez&uuml;glich des Ausdauertrainings wird eine Intensit&auml;t zwischen 40 und 80 % der maximalen Wattleistung angegeben und beim Krafttraining eher auf kleinere Muskelgruppen verwiesen mit niedrigeren Gewichten. Bei anamnestisch erhobenen Synkopen/Pr&auml;synkopen, Schwindel, hypotensiven Entgleisungen, h&ouml;hergradigen Arrhythmien sowie bei akuten Infekten sollte kein Training durchgef&uuml;hrt werden. <br />Aber auch bei Patienten mit pulmonaler Hypertension f&uuml;hrt eine ad&auml;quat durchgef&uuml;hrte Rehabilitation zu einer signifikanten Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme und der 6-Minuten-Gehstrecke. Beide Parameter beeinflussen wesentlich die Prognose dieser Erkrankung.</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Die enge Korrelation von k&ouml;rperlicher Aktivit&auml;t, Leistungsf&auml;higkeit und Muskelfunktion als prognostische Parameter hinsichtlich des Verlaufs, der Prognose und des &Uuml;berlebens von Patienten mit seltenen Lungenerkrankungen unterstreicht die Bedeutung der Rehabilitation bei diesen Patienten. Neben der zunehmenden Evidenzlage werden auch neue Erkenntnisse in Bezug auf die Art der Trainings, richtige Intensit&auml;t und Umfang sowie auf Schulung und Physiotherapie neue Aspekte in der Therapie dieser Patienten aufzeigen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei der Verfasserin</p> </div> </p>
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