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Neuer Antikörper gegen Unterform von schwerem Asthma
Jatros
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14.07.2016
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<p class="article-intro">Als einen der vier Hotspots in der Verwendung von Biologika bei allergischen Krankheiten<sup>1</sup> bezeichnete Prof. Dr. Onur Boyman beim EAACI-Kongress in Wien den Antikörper Mepolizumab. Boyman ist Direktor der Klinik für Immunologie am UniversitätsSpital Zürich. </p>
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<p class="article-content"><p>Mepolizumab wurde 2015 in den USA und in der Europäischen Union und Anfang 2016 in der Schweiz zugelassen. Es blockiert Interleukin 5 (IL-5), das eine wichtige Rolle beim Entzündungsprozess in den Bronchien spielt: IL-5 stimuliert die Bildung eosinophiler Granulozyten und regt die Eosinophilen an, Botenstoffe auszuschütten, die Asthmasymptome verursachen können. Wird IL-5 blockiert, unterbleiben die Signalwege in den Eosinophilen, die Zahl der Eosinophilen in Sputum und Blut sinkt, und der Patient spürt weniger Symptome.2, 3 Boyman präsentierte die Dosisfindungs- und Wirksamkeitsstudien DREAM und MENSA: Mepolizumab reduzierte die Zahl der Exazerbationen signifikant, und zwar um 47 % bei intravenöser und um 53 % bei subkutaner Gabe.4, 5 Das FEV<sub>1</sub> stieg um 100ml bzw. 98ml, und auch die Asthma-Scores besserten sich.4, 5 <br />In der DREAM-Studie hatten die Forscher diejenigen Patienten identifiziert, bei denen Mepolizumab wirkte: Eingeschlossen waren 12- bis 74-jährige Patienten mit rezidivierenden schweren Asthmaschüben und Zeichen einer eosinophilen Inflammation. In der MENSA-Studie waren die Patienten 12 bis 82 Jahre alt und hatten mindestens 2 Asthmaanfälle gehabt, die mit systemischen Steroiden behandelt werden mussten. Als Einschlusskriterium galt weiterhin eine Zahl von mindestens 150 Eosinophilen/µl Blut beim Screening oder mindestens 300 Zellen/µl zu irgendeinem Zeitpunkt im vorangegangenen Jahr.5 „Mepolizumab wirkt nur bei einer Subgruppe von Patienten, nämlich bei denen mit erhöhten Eosinophilen“, berichtete Prof. Boyman. „Bei anderen Patienten sind wir noch dabei, nach entsprechenden Markern für eine zielgerichtete Therapie zu suchen.“</p> <h2>IL-13-Antikörper in Entwicklung</h2> <p>Ein weiteres Ziel für eine „personalisierte“ Asthmatherapie könn­­te IL-13 sein. „IL-13 scheint eine Schlüsselrolle bei Asthma zu spielen“, sagte Dr. Jonathan Corren vom West Wilshire Medical Center in Los Angeles. Dafür gebe es drei Hinweise: In Mausmodellen führte intratracheal appliziertes IL-13 zu asthmatypischen pathophysiologischen Veränderungen. In Studien mit Asthmapatienten wurden IL-13-mRNA und erhöhte Konzentrationen von IL-13-Protein nachgewiesen, und Polymorphismen von IL-13 und dem IL-13-Rezeptor sind mit einer erhöhten Asthmaprävalenz und bronchialer Hyperreagibilität assoziiert.6 Unterschiedliche IL-13-Antikörper werden zurzeit in Studien ge­testet, am weitesten fortgeschritten ist Lebrikizumab. „Anti-IL-13 verbesserte die Lungenfunktion signifikant“, berichtete Dr. Corren. „Mög­licherweise indem es dafür sorgt, dass die glatte Muskulatur besser auf Beta­­­sym­pathomimetika anspricht.“ Die Effekte auf Beschwerden oder Exazerbationen waren widersprüchlich. „Das werden die laufenden Phase-III-Studien klären.“ Lebrikizumab scheint bei Patienten mit hohen Periostinspiegeln zu wirken, der IL-13-Antikörper Tralokinumab bei solchen mit hohen Periostin- oder DPP-4-Spiegeln. <br />In anderen Phase-III-Studien wird der Antikörper Dupilumab getestet, der gleichzeitig die Wirkung von IL-4 und IL-13 blockiert. Als Monotherapie senkte es über einen Zeitraum von 12 Wochen die Rate an Exazerbationen im Vergleich zu Placebo um 87 % .7 Der IL-5-Antikörper Benralizumab könnte ähnlich wie Mepolizumab nur bei Patienten mit erhöhten Eosinophilen wirken. In Phase-II-Studien werden noch diverse andere Antikörper getestet, etwa solche gegen IL-12, -23, -31 oder CRTH2. „In Zukunft werden wir die Therapie bei Asthma anhand von Biomarkern, Endotypen und genetischen Charakteristika individuell anpassen“, meinte Prof. Boyman.</p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Boyman O et al: EAACI IG Biologicals task force paper on the use of biologic agents in allergic disorders. Allergy 2015; 70(7): 727-54 <br /><strong>2</strong> Flood-Page P et al: Anti-IL-5 treatment reduces deposition of ECM proteins in the bronchial subepithelial basement membrane of mild atopic asthmat­ics. J Clin Invest 2003; 112: 1029-36 <br /><strong>3</strong> Menzies-Gow A et al: Anti-IL-5 (mepolizumab) therapy induces bone marrow eosinophil maturational arrest and decreases eosinophil progenitors in the bronchial mucosa of atopic asthmatics. J Allergy Clin Immunol 2003; 111: 714-9 <br /><strong>4</strong> Pavord ID et al: Mepolizumab for severe eosinophilic asthma (DREAM): a multicentre, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2012; 380: 651-9 <br /><strong>5</strong> Ortega HD et al: Mepolizumab treatment in patients with severe eosinophilic asthma. N Engl J Med 2014; 371: 1198-207 <br /><strong>6</strong> Corren J et al: Anti-IL-13 in asthma. Vortrag im Rahmen des EAACI 2016, 11. Juni 2016, Wien <br /><strong>7</strong> Wenzel S et al: Dupilumab efficacy and safe­ty in adults with uncontrolled persistent asthma despite use of medium-to-high-dose inhaled corticosteroids plus a long-acting β2 agonist: a randomised double-blind placebo-controlled pivotal phase 2b dose-ranging trial. Lancet 2016 Apr 26. [Epub ahead of print]</p>
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