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Imaging der Biomarker Amyloid beta und Tau in der Diagnostik kognitiver Störungen

<p class="article-intro">Mit der Entwicklung neuer Biomarker und der Möglichkeit, diese mit Imaging-Methoden darzustellen, haben sich neue Aspekte vor allem in der Früherkennung neurodegenerativer Erkrankungen ergeben. Die Amyloid- und die Tau-PET-Methode werden in diesem Beitrag vorgestellt und deren derzeitige Indikationen diskutiert.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Entwicklung neuer Biomarker wie die nicht invasive Darstellung des Amyloid beta mit PET hat uns vor allem in der Fr&uuml;hdiagnostik der Alzheimererkrankung ein gro&szlig;es St&uuml;ck weitergebracht.</li> <li>Auch das Imaging des Tau-Proteins ist dabei, uns weitere Einblicke in die pathophysiologischen Prozesse bei neurodegenerativen Erkrankungen zu geben.</li> <li>Klinisch k&ouml;nnte sie uns vor allem in der Differenzialdiagnose helfen.</li> <li>Bei all diesen M&ouml;glichkeiten sollte man als Kliniker jedoch nie die therapeutische Relevanz solcher Untersuchungen und die Bedeutung f&uuml;r den Patienten aus den Augen verlieren.</li> </ul> </div> <p>Mit der Weiterentwicklung der funktionellen Bildgebung, insbesondere der PET(Positronen-Emissions-Computertomografie)- Methode und der Entwicklung neuer Tracer zur Darstellung von f&uuml;r Morbus Alzheimer typischen Proteinablagerungen im Gehirn (Abb. 1) ist es m&ouml;glich geworden, die heutzutage als Biomarker geltenden Ver&auml;nderungen im Gehirn auch bildlich darzustellen. War die Bestimmung dieser biologischen Ver&auml;nderungen bei neurodegenerativen Erkrankungen nur im Liquor m&ouml;glich, ist nun mittels des Amyloid-PET und Tau-PET diese Untersuchung auch nicht invasiv m&ouml;glich. In der Abkl&auml;rung von Patienten mit kognitiven St&ouml;rungen sind diese Untersuchungsmethoden sicherlich nicht f&uuml;r die Prim&auml;rdiagnostik gedacht, sondern nur bei klinisch speziellen Konstellationen gerechtfertigt.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1805_Weblinks_s13_abb1.jpg" alt="" width="1417" height="708" /></p> <h2>Amyloid-PET</h2> <p>Da Pittsburgh Compound B als C11- Tracer bereits l&auml;nger zur Verf&uuml;gung steht, gibt es diesbez&uuml;glich auch bereits mehr Erfahrung mit dieser spezifischen PETUntersuchung. Erst seit der Entwicklung von Fluor-18-markierten Amyloid-Tracern ist jedoch die weitere Verbreitung dieser Untersuchungsmethode m&ouml;glich geworden. M&ouml;chte man eine derartige Methode im klinischen Kontext richtig beurteilen, so muss man sich zuvor Folgendes klarmachen:</p> <ol> <li>Autopsiestudien haben gezeigt, dass ein Drittel der kognitiv normalen alten Personen eine Amyloidpathologie zeigt, die die Kriterien einer Alzheimerdemenz erf&uuml;llt.</li> <li>Amyloidablagerungen treten bereits zehn bis zwanzig Jahre vor dem klinischen Ausbruch der Erkrankung auf und die Amyloidpathologie erreicht bereits vor dem klinischen Ausbruch ein Plateau.</li> </ol> <p>Was wir bereits wissen, ist, dass bei Patienten mit einem positiven Amyloid-Scan und einer milden kognitiven Beeintr&auml;chtigung (einer m&ouml;glichen Vorstufe einer Alzheimererkrankung) zumindest 20 % einen falsch positiven Befund in Bezug auf eine Konversion zur Demenz haben. Falsch negative Befunde sind demgegen&uuml;ber kaum zu erwarten. Daraus ergibt sich die Anwendungsempfehlung der Amyloid- PET-Untersuchung:</p> <ol> <li>Bei sogenannten Early-onset-Demenzen: wenn die Ged&auml;chtnisst&ouml;rung vor dem 65. Lebensjahr beginnt. In diesem Stadium sind die klinischen Zeichen der Alzheimererkrankung h&auml;ufig atypisch und eine frontotemporale Demenz ist relativ h&auml;ufig.</li> <li>Wenn die Ursache einer Demenz nach kompletter Abkl&auml;rung durch ein Expertenteam unklar bleibt.</li> <li>Bei milder kognitiver Beeintr&auml;chtigung zur Prognoseabsch&auml;tzung, jedoch nur unter Einschr&auml;nkungen wie professioneller Aufkl&auml;rung und F&uuml;hrung des Patienten.</li> <li>Bei Anti-Amyloid-Medikamentenstudien. Daraus ergeben sich folgende Situationen, in denen diese Untersuchung nicht empfohlen wird: <ul> <li>Vor einer kompletten klinischen und kognitiven Abkl&auml;rung in einer Memory- Klinik.</li> <li>Wenn der Patient asymptomatisch ist.</li> <li>Wenn die Befunde kongruent mit einer typischen Alzheimerdemenz sind.</li> </ul> </li> </ol> <h2>Tau-PET</h2> <p>In den letzten Jahren wurden nun auch Tracer zur Darstellung der Tau-Pathologie im Gehirn entwickelt. Waren wie &uuml;blich anf&auml;nglich nur C11-Tracer verf&uuml;gbar, haben sich nun in letzter Zeit auch Fluor-18-markierte Tracer entwickelt. Einer der ersten war Fluor-18-FDDNP, das jedoch den Nachteil hatte, nur eine moderate Affinit&auml;t sowohl zu den Amyloid-Plaques als auch zu den neurofibrill&auml;ren Tangles zu haben. Als eine Weiterentwicklung erwiesen sich die sogenannten THK-Compounds (Quinolone und Benzimidazol-Derivate), die die ersten selektiven Tau-Tracer darstellten. Ebenfalls eine Weiterentwicklung ist das sogenannte F18-AV-1451, mit dem sich ein selektives Bindungsmuster sowohl bei der Alzheimererkrankung als auch anderen prim&auml;ren Tau-Pathologien darstellen l&auml;sst.<br /><br /> Auch hier lassen sich die Befunde nur im Kontext mit der Klinik wirklich richtig einordnen. Dazu muss man wissen, dass die Tau-Pathologie im Vergleich zur Amyloid- Pathologie eine viel bessere Korrelation mit dem kognitiven Abbauprozess zeigt. F&uuml;r die klinische potenzielle Rolle des Tau-Imaging in der Zukunft gilt derzeit:</p> <ol> <li>Sie erm&ouml;glicht ein besseres Verst&auml;ndnis der Entwicklung der Alzheimerdemenz, da diese Methode die komplexen Zusammenh&auml;nge zwischen Tau- und Amyloid-Pathologie besser charakterisieren kann (Abb. 2).</li> <li>Da die Dichte der neurofibrill&auml;ren Tangles parallel mit den Symptomen einhergeht, wird ein Monitoring der Progression der Alzheimererkrankung m&ouml;glich.</li> <li>Auch ein Monitoring bzw. die Auswahl von Patienten f&uuml;r Anti-Tau-Therapien ist direkt m&ouml;glich.</li> <li>Diese Methode l&auml;sst eine gewisse Differenzialdiagnose von neurodegenerativen Demenzen durch charakteristische Muster zu. Als Beispiele w&auml;ren zu nennen: die milde kognitive Beeintr&auml;chtigung (&bdquo;MCI due to AD&ldquo;) &ndash; die Ausbreitung von Tau erfolgt hier hippocampal, dann entsprechend den Braak-Stadien. Bei der posterioren kortikalen Atrophie einer Alzheimervariante zeigt sich die Ablagerung vor allem im prim&auml;r visuellen Kortex und visuellen Assoziationskortex. Demgegen&uuml;ber l&auml;sst sich bei der frontotemporalen Demenz die Ablagerung frontal insul&auml;r und im anterioren temporalen Kortex nachweisen. Bei der progressiven supranukle&auml;ren Ophthalmoplegie erscheinen die Ablagerungen vor allem in den Basalganglien, im Thalamus sowie im frontalen Kortex, und bei der Levy-Body-Demenz lassen sich keine derartigen Tau-Ablagerungen nachweisen.</li> </ol> <p>Mit zunehmender Verf&uuml;gbarkeit von spezifischen Biomarkern zur Abkl&auml;rung neurodegenerativer Erkrankungen werden diese auch in klinischen Abkl&auml;rungsprozessen immer h&auml;ufiger eingesetzt werden. Dabei sollten jedoch folgende Punkte beachtet werden:</p> <ul> <li>Eine derartige Untersuchung sollte immer nur in Zusammenhang mit einer professionellen und umfassenden Abkl&auml;rungskaskade durchgef&uuml;hrt werden.</li> <li>Es sollten immer bereits vor der Untersuchung die therapeutischen Konsequenzen klar definiert sein.</li> <li>Es muss nach einer Diagnosestellung ein suffizientes Management von Patient und Angeh&ouml;rigen sichergestellt sein.</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Jatros_Neuro_1805_Weblinks_s13_abb2.jpg" alt="" width="1417" height="1155" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>beim Verfasser</p> </div> </p>
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