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Gesichtsrejuvenation – eine Kombinationsbehandlung
Jatros
Autor:
Univ.-Doz. Dr. Greta Nehrer
Fachärztin für plastische Chirurgie<br> TOP MED – Ordinationszentrum, Wien<br> E-Mail: info@nehrer.com
30
Min. Lesezeit
12.09.2019
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<p class="article-intro">Ein jugendliches und gesundes Aussehen ist in der heutigen Erfolgsgesellschaft wichtig wie nie zuvor. Immer mehr Menschen möchten den Verlust ihrer Jugendlichkeit hinauszögern und greifen daher bereits prophylaktisch in kleinen Schritten in den Alterungsprozess ein. Das Behandlungsangebot umfasst ein großes Spektrum von konservativen und minimal invasiven Maßnahmen bis zu plastisch-chirurgischen Eingriffen. Dem behandelnden Arzt obliegt dabei der verantwortungsvolle und seriöse Umgang mit den Wünschen und Erwartungen der Patienten.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Der Alterungsprozess des Gesichts führt zu einer Veränderung der Hautoberfläche, einem Volumenverlust durch Schwund des Fettgewebes und des Knochens und zu einer Erschlaffung der Weichteile.</li> <li>Durch prophylaktische Entspannung der mimischen Muskulatur mit Botulinumtoxin sowie regelmäßige, aber dezente Volumenzugabe mit Hyaluronsäure oder Eigenfett können die Zeichen der Gesichtsalterung hinausgezögert werden.</li> <li>Die Gesichtsrejuvenation bei fortgeschrittenem Alterungsprozess erfolgt heute immer als Kombinationsbehandlung mit Faltenkorrektur, Volumenersatz und straffenden Maßnahmen.</li> </ul> </div> <h2>Der Alterungsprozess</h2> <p>Für den Alterungsprozess sind neben genetischen Faktoren auch äußere Einflüsse wie Mimik, Sonnenexposition, Rauchen, Ernährung, aber auch psychische Belastungen und Gewichtsschwankungen verantwortlich. Die Alterung des Gesichtes zeigt sich dabei sowohl an der Hautoberfläche als auch in einem Volumenrückgang durch Verlust der Fettpölster und des Knochens.<br /> Der Rückgang von Kollagen und Elastin bewirkt einen Elastizitätsverlust der Haut, die Abnahme des Hyaluronsäuregehaltes führt zu einer Reduktion von Feuchtigkeit, die Haut wird trockener. Dies begünstigt die Entstehung von feinen mimischen Fältchen in der oberen Gesichtshälfte sowie perioral, die von den Patientinnen meist als erste Zeichen des Alterungsprozesses wahrgenommen werden.<br /> Die deutlichen Zeichen des Alterungsprozesses werden durch die Abnahme von Volumen verursacht. Bereits ab dem 30. Lebensjahr beginnen der Abbau der oberflächlichen und tiefen Fettkompartimente und eine Umverteilung des Fettgewebes im Gesicht. Bei Gewichtszunahme entstehen Fettdepots unter der Kinnlinie (Doppelkinn) und im vorderen Wangenbereich (Hängebäckchen). Die Resorption von Knochen, vor allem des Jochbogens, der Schläfen, des Oberkiefers und der Mandibula bewirkt ab etwa dem 40. Lebensjahr einen zusätzlichen Volumenverlust. Durch den Rückgang des knöchernen Supportes erschlafft die Muskulatur. Beides führt zu markanten Veränderungen der Gesichtsform: Die jugendliche V-Form des Gesichtes geht verloren, aber auch der Gesichtsausdruck verändert sich, was meist als befremdlich und sehr störend empfunden wird. Mundwinkelfalten lassen uns mürrisch oder frustriert aussehen, Hohlwangen, tiefe Nasolabialfalten und Augenringe lassen uns krank und abgesunkene Brauen und Schlupflider müde und traurig wirken. Dies stört unsere Patienten oft viel mehr als das Altern selbst und sollte im Beratungsgespräch angesprochen und bei der Behandlung berücksichtigt werden.</p> <h2>Prophylaxe und Therapie</h2> <p>Die Gesichtsrejuvenation versteht sich nicht nur als Faltenbeseitigung oder Hautstraffung, sondern vielmehr als Remodellierung des Gesichtes, um den jugendlichen Ausdruck wiederzugewinnen. Dabei ist je nach Alter ein stufenweises Vorgehen unter Berücksichtigung der Erwartungen, möglicher Ausfallszeiten, aber auch der finanziellen Möglichkeiten des Patienten anzuraten (Abb. 1–3). Fast immer wird eine Kombinationsbehandlung aus mehreren Methoden sinnvoll sein. Eine seriöse Beratung umfasst neben einer genauen Analyse des Gesichtes im Vergleich mit einem Jugendfoto und der Aufstellung des Therapieplanes auch die Information über die jeweiligen Kosten für zukünftige Behandlungen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1903_Weblinks_j_derma_1903_s16_abb1_nehrer.png" alt="" width="800" height="637" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1903_Weblinks_j_derma_1903_s17_abb2_nehrer.png" alt="" width="800" height="633" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Derma_1903_Weblinks_j_derma_1903_s17_abb3_nehrer.png" alt="" width="800" height="633" /></p> <p> </p> <p><strong>Verjüngung der Hautstruktur</strong> <br />Die Verjüngung der Hautoberfläche soll Fibroblasten stimulieren und zur Produktion von Kollagen anregen. Um längere Ausfallszeiten zu vermeiden, wird dabei heute meist oberflächlich ablativen Maßnahmen wie Peelings mit Fruchtsäuren oder Salizylsäure, Mikrodermaabrasion oder Oberflächenlasern (z. B. Fraxel) Vorzug gegeben. Sie können feine Fältchen reduzieren, Pigmentverschiebungen mildern und das Hautbild verfeinern. Weitere Maßnahmen zur Hautverjüngung sind die intradermale Applikation von Eigenfettgewebe (Nanofatgrafting) oder Eigenblutplasma (plättchenreiches Plasma, PRP), um durch Einbringung von Stammzellen und Wachstumsfaktoren eine Zellerneuerung anzuregen. Diese Behandlungen sind nebenwirkungsarm, haben keine oder sehr kurze Ausfallszeiten zur Folge, müssen aber regelmäßig wiederholt werden. Sie haben auch in der Prohylaxe der Hautalterung einen hohen Stellenwert.</p> <p><strong>Faltenbehandlung</strong> <br />Bei mimischen Falten setzt man am wirkungsvollsten prophylaktisch bei der Faltenentstehung an. Botulinumtoxin A (Botox®, Dysport®) blockiert die Freisetzung von Acetylcholin am Axon. Eine Regeneration tritt nach 3–6 Monaten ein. Durch die Muskellähmung erfolgt jedoch in vielen Fällen eine Schwächung und Atrophie des Muskels, sodass die Behandlungsabstände mit der Dauer der Behandlung eher größer werden.<br /> Die Hauptindikation sind Krähenfüße und Glabellafalten. Bei der Behandlung von Stirnfalten ist Vorsicht geboten. Hier kann es als unerwünschter Nebeneffekt zu einem Absinken der Augenbrauen kommen. Bereits bestehende Schlupflider werden damit verstärkt. Ausgeprägte Stirnfalten werden meist sogar durch Schlupflider verursacht und können durch eine Blepharoplastik gemildert werden. Besonders bei der Behandlung mit Botulinumtoxin muss behutsam vorgegangen werden, um ein maskenhaftes Aussehen oder einen sogar grotesken Gesichtsausdruck zu vermeiden.<br /> Nasolabialfalten, Mundwinkelfalten und radiäre Lippenfalten können durch Unterspritzung mit resorbierbaren Hyaluronsäurefillern unterschiedlichen Vernetzungsgrades aufgepolstert und damit gemildert werden. Mit einiger Erfahrung können damit sehr gute Effekte rasch und nebenwirkungsarm erzielt werden. Die Behandlung muss allerdings nach 4–8 Monaten wiederholt werden, um den erwünschten Effekt zu erhalten. Permanente Filler sind heute wegen der möglichen Granulombildung obsolet.</p> <p><strong>Volumenkorrektur</strong> <br />Um das 40. Lebensjahr spielt der Volumenverlust im Gesicht eine immer größer werdende Rolle. Als Volumenersatz werden dabei sowohl Hyaluronsäurefiller als auch Eigenfettgewebe verwendet. Das Lipofilling hat den Vorteil der längeren Haltbarkeit und der zusätzlichen biologischen Hautverbesserung durch Stammzellen und Wachstumsfaktoren, ist aber die deutlich aufwendigere und damit kostenintensivere Behandlung. Eine dezente (!) Auffüllung zur Volumenkorrektur der Schläfenregion, der Wangen und des Kinnbereichs kann dabei zu einem erstaunlichen und sehr natürlichen Rejuvenationseffekt führen. Augenmaß ist dabei allerdings entscheidend. Bei deutlich erschlaffter Gesichtshaut wird auch die Injektion größerer Mengen Füllmaterials keine Wirkung zeigen. Ein Zuviel kehrt den Effekt um und führt zu einem unnatürlichen Gesichtsausdruck.</p> <p><strong>Chirurgische Rejuvenation</strong> <br />Eine Erschlaffung der Gesichtsweichteile mit Verlust der Kinnlinie und hängenden Wangen, Schlupflider oder eine Brauenptose können meist nur operativ zufriedenstellend korrigiert werden. Eine moderne Liftingoperation versteht sich nicht mehr nur als Hautstraffung, sondern als Remodellierung der Gesichtsweichteile. Damit wird der juvenile Ausdruck zurückgewonnen, ohne den Charakter des Gesichtes zu verändern.<br /> Das Wangenlifting (auch Minilifting genannt) ist für eine Rejuvenation der Wangen und der oberen Halsregion ausreichend. Der Zugang erfolgt über einen Schnitt an der behaarten Schläfe und vor dem Ohr. Eine untere Halsstraffung erfolgt immer mit einer Verlängerung der Inzision retroauriculär. Meist führt eine zusätzliche Liposuktion unter der Kinnlinie und im Doppelkinnbereich zu einer Optimierung des kosmetischen Ergebnisses.<br />Bei jedem Lifting wird das „superficial musculoaponeurotic system“ (SMAS) gestrafft. Entscheidend für ein natürliches Ergebnis sind dabei das Ausmaß und vor allem die Zugrichtung. Für eine unauffällige Narbenbildung ist der spannungsfreie Wundverschluss vor dem Ohr essenziell. Fast immer wird im Rahmen eines Facelifts auch eine Volumenkorrektur durch Zugabe von Fillern oder Eigenfett durchgeführt, um das Ergebnis zu optimieren.</p> <h2>Zusammenfassung</h2> <p>Das klassische Facelift als alleinige Methode der Gesichtsverjüngung existiert in der modernen ästhetischen Medizin nicht mehr. Wichtig ist die Fähigkeit des plastischen Chirurgen, aus der ganzen Palette an Möglichkeiten stufenweise und individuell für jedes Gesicht die richtige Behandlungskombination zu erstellen. Eine genaue Analyse des Gesichtes und ein Vergleich mit einem Jugendfoto der Patienten vor Behandlungsbeginn sind essenziell. Die Erstellung eines Therapieplans erfolgt in Abstimmung mit der Vorstellung des Patienten, vor allem hinsichtlich der Ausfallszeit und der finanziellen Möglichkeiten. Ziel einer zeitgemäßen Gesichtsverjüngung ist die Remodellierung der jugendlichen Gesichtsform, ohne den Charakter zu verändern. Eine Straffung der Gesichtshaut als alleinige Methode ist heute obsolet, der Ausgleich des Volumendefizits ist für ein natürliches und attraktives Aussehen entscheidend.<br /> Das Alter unserer Patienten bei Erstkonsultation in Anti-Aging-Fragen ist in den letzten 10 Jahren deutlich gesunken. Dies gibt uns die Chance, auch prophylaktische Maßnahmen anzubieten und unsere Patienten über viele Jahre zu begleiten.</p></p>
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