<p class="article-intro">Fusionsgezielte Biopsien der Prostata zeigen im Vergleich zum systematischen Ansatz zahlreiche Vorteile: Sie benötigen weniger Stanzen zum Tumornachweis, detektieren weniger insignifikante Karzinome, dafür jedoch mehr signifikante Karzinome und bilden die wahre Tumorlast besser ab.</p>
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<p class="article-content"><h2>Einführung</h2> <p>Die multimodale Bildgebung der Prostata ist mittlerweile ein weitverbreitetes Verfahren, unter anderem zum Nachweis von Prostatakarzinom (PCa), vor allem bei Patienten mit vorangegangenen negativen systematischen Biopsien (SB), aber klinisch anhaltendem Tumorverdacht. Zum Beispiel werden tief apikale, anteriore oder transitionale PCa oft von der SB nicht erfasst. Der multiparametrische transrektale Ultraschall (mpTRUS) und die multiparametrische Magnetresonanztomografie (mpMRT) können unabhängig von der anatomischen Lokalisation strukturelle und funktionelle Informationen ableiten und so einschätzen, ob gesundes oder tumorös verändertes Prostatagewebe vorliegt. Eine strukturgestörte, zelldichte und hypervaskularisierte Läsion gilt als verdächtig auf PCa (Abb. 1).</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1804_Weblinks_s6_abb1.jpg" alt="" width="685" height="890" /></p> <h2>Technik</h2> <p>Wird in der mpMRT eine PCa-suspekte Läsion dargestellt, kann diese wie folgt angesteuert werden:</p> <ul> <li>mittels kognitiver Fusion, bei der dem Urologen die Lokalisation der Läsion mitgeteilt wird (am besten in einem topografischen Schema eingezeichnet), ohne selbst Bildkenntnisse zu besitzen, und die er dann additiv zur SB biopsiert.</li> <li>mittels technischer Fusion (TF), bei der der mpMRT-Datensatz in das Ultraschallgerät eingespielt wird und nach Schichtabgleich zwischen Ultraschall- Echtzeitbild und mpMRT-Datensatz dieser simultan mit dem B-Bild mitbewegt werden kann. Im Fusionsmodus wird dann die MRT-Läsion ultraschallgeführt gezielt biopsiert (Abb. 2).</li> <li>mittels „In bore“-Biopsie, bei der direkt im MRT-Scanner biopsiert wird.</li> </ul> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1804_Weblinks_s6_abb2.jpg" alt="" width="855" height="805" /></p> <h2>Vergleich der MRT -geführten Biopsiearten</h2> <p>Im Vergleich zur kognitiven Fusion trifft die TF kleine Herde zuverlässiger, verbessert deren Lernkurve und gewinnt mehr histologische Information. Im Vergleich zur „In bore“-Biopsie hat die TF eine kürzere Akquisitionszeit, einen höheren Patientenkomfort, und es können zu den gezielten Stanzen im selben Setting auch systematische Stanzen entnommen werden.</p> <h2>Rolle der MRT nach den S3-Leitlinien von 2017</h2> <p>Die MRT nach geltenden Standards kann in der Primärdiagnostik eingesetzt werden, ist jedoch nicht Teil der Routinediagnostik. Nach negativer systematischer Biopsie sollte bei fortbestehendem Karzinomverdacht eine Bildgebung mittels MRT erfolgen. Weiters sollte immer die Kombination aus MRT-gestützter, gezielter plus systematischer Biopsie durchgeführt werden, da sie bessere Detektionsraten als die jeweiligen Methoden allein erreicht.</p> <h2>Konsensusmeeting der American Urological Association und der Society of Abdominal Radiology</h2> <p>Das optimale Biopsiesetting wäre bei Vorliegen einer MRT demnach die Kombination von TF-gezielter Biopsie und systematischer Biopsie, da auch der mpMRT signifikante Karzinome entgehen können. Die kognitive Biopsie sollte nur von erfahrenen Kollegen durchgeführt werden. Die Indikation zur Biopsie sollte schon bei unklaren mpMRT-Läsionen (PI-RADS 3) gestellt werden, da in dieser Gruppe bis zu 35 % Karzinome vorkommen können (17 % signifikant).</p> <h2>Generelle Überlegungen</h2> <p>Da die MRT mit hohen Kosten und mit mangelnder Verfügbarkeit verbunden ist, ist ihr Einsatz als Screeningmethode bei Verdacht auf das Vorliegen eines PCa zurzeit nicht realistisch. Da ja ein Ultraschallgerät nahezu in jeder urologischen Praxis vorhanden ist, könnte im primären Setting zunächst der mpTRUS zum Aufspüren verdächtiger Veränderungen herangezogen werden (nach den S3-Leitlinien allerdings nur das B-Bild und der Doppler-Ultraschall). Erfreulich wäre, wenn die Bildgebung als eine Art Biomarker herangezogen und in Nomogramme mit aufgenommen werden würde.</p> <div id="fazit"> <h2>Fazit</h2> Nicht nur seitens der Ärzteschaft, sondern auch auf Patientenseite wird der Wunsch nach Durchführung einer MRT immer größer. Ergeben sich in der mpMRT Auffälligkeiten, wird derzeit die Kombination einer MRT-gezielten und systematischen Biopsie empfohlen. Die technische Fusion zeigt unter den MRT-geführten Biopsien dabei einige Vorteile.</div></p>
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<p>beim Verfasser</p>
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