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eMediplan: Besserer Überblick über die Medikation
Leading Opinions
30
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20.04.2017
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<p class="article-intro">Oft ist es nicht einfach, sich in einer Krankenakte rasch einen Überblick über die Medikamente zu machen, die ein Patient einnimmt. Das gelingt einfacher mit einem elektronischen Medikamentenplan, den man problemlos auch in elektronische Akten integrieren kann. Wie das funktioniert und warum der Plan auch eine Papierversion hat, erklärte der Kantonsarzt und Chef des Gesundheitsamtes des Kantons Thurgau, Dr. med. Olivier Kappeler, an der diesjährigen SwissFamilyDocs Conference.</p>
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<p class="article-content"><p>Kennen Sie das auch, diesen peinlichen Moment? Eine Kollegin aus dem Spital ruft an und will wissen, was für Medikamente der Patient nimmt, den Sie ihr gerade überwiesen haben. Sie blättern hektisch in der Krankenakte und kommen ins Schwitzen. Nirgendwo gibt es eine systematische Übersicht über die aktuelle Medikation. «Dafür braucht man sich nicht zu schämen, etwas peinlich finde ich es aber schon», sagte Kappeler.<br /> Es müsse doch anders gehen, dachte sich Kappeler, und entwickelte gemeinsam mit Kollegen aus Praxis und Spital, mit Apothekern, Informatikern und Pflegenden einen elektronisch geführten Medikamentenplan namens eMediplan (www.emediplan.ch). 2015 wurde ein funktionierender Prototyp hergestellt und das Team kontaktierte Software-Firmen, um den Plan in bestehende Praxis-Software integrieren zu können.</p> <h2>Einlesen per Barcode</h2> <p>«Der Plan ist sehr einfach», sagte Kappeler. «Wir haben darauf geachtet, dass alle Beteiligten die Medikamente so eintragen können, wie es ihnen am liebsten ist. Patienten mögen ja oft noch die Liste auf Papier.» So gibt es den Plan einmal auf Papier, einmal elektronisch. Ärzte, Pflegende, Apotheker und andere an der Versorgung des Patienten Beteiligte können jederzeit am Computer auf den Plan zugreifen. Entweder indem sie den Papierplan einlesen, ihn per E-Mail erhalten oder die elektronische Patientenakte öffnen, in die der Plan integriert ist. Die Papiervariante sieht aus wie eine einfache Word-Tabelle. Links sind die Medikamente eingetragen, dann folgen Einnahmeschema, seit wann und warum der Patient das Präparat nehmen soll, und ganz rechts steht der verordnende Arzt. In einem Barcode in der rechten oberen Ecke sind alle Informationen über die aktuell verordneten Medikamente gespeichert. Den Code kann man mittels Barcode- Leser, Smartphone oder Tablet einscannen. So spart man Zeit, weil man den Patienten nicht mehr nach seinen Medikamenten fragen und diese ins eigene System eintragen muss. Am Ende der Konsultation speichert man den Plan, und der Patient erhält seinen neuen Plan mit nach Hause. Gesundheitsfachleute können eMediplan entlang des Behandlungspfades als PDF-Papiervariante mit Barcode oder als Datensatz weitergeben, etwa mittels Secure-E-Mail oder über Portale. «Natürlich wird die Datensicherheit durch gesicherte Übertragung gewährleistet», versicherte Kappeler. Der Weg entlang der Behandlungskette ist nicht neu: «Seit Jahrzehnten machen wir das per Post und Fax – anders ist hier nur die elektronische Übertragung.» Ändert der Arzt die Medikation, könne er den Plan zum Beispiel umgehend an den Pfleger schicken, erklärte Kappeler, «entweder per Mail oder ausdrucken und per Post senden». Das erleichtert die Kommunikation und hilft, Missverständnisse zu vermeiden.</p> <h2>Patient kann selbst entscheiden</h2> <p>Der Patient kann frei entscheiden, ob sein eMediplan überhaupt und, wenn ja, welchen Gesundheitsfachpersonen zugänglich gemacht werden soll. «Das Interessante ist, dass der eMediplan in die eigene Praxis-Software einlesbar ist», sagte Kappeler. «Es ist aber eine Herausforderung, die Software-Hersteller so weit zu bringen, dass sie das machen.» Auf der Homepage von eMediplan kann man sehen, welche Firmen den eMediplan schon in ihre Software integriert haben. Einen Prototyp gibt es zum Beispiel bei Praxis- Software triaMED und MediWin CB. Noch nicht geklärt ist, ob Patienten den Plan auch selbstständig ändern können sollen, etwa indem sie frei verkäufliche Medikamente eintragen, die sie sich selbst in der Apotheke geholt haben. «Um den eMediplan rasch zu verbreiten, wäre es gut, wenn Ärzte die Software-Hersteller auffordern, ihn in ihre Praxis-Software zu integrieren», so Kappeler. «Der Plan macht das Leben nicht nur einfacher, sondern trägt auch dazu bei, dass der Patient die Medikamente richtig einnimmt.»</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: SwissFamilyDocs Conference 2016, Montreux
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