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Nasenrekonstruktion nach Mohs-Chirurgie

Den Hautkrebs dauerhaft loswerden

<p class="article-intro">Nach der Exzision von weissem Hautkrebs kann die Nase auf unterschiedliche Arten rekonstruiert werden, abhängig von der Grösse des Defektes. PD Dr. med. Severin Läuchli vom Dermatologischen Zentrum Zürich erläuterte uns seine bevorzugten Lappenplastiken und wie Schwierigkeiten erfolgreich umgangen werden können. Höchste Priorität hat dabei aber stets die saubere und vollständige Entfernung des Tumors.</p> <hr /> <p class="article-content"><p><em><strong>Was ist der wichtigste Punkt bei der Nasenrekonstruktion nach Tumor-Exzision? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Es muss sichergestellt werden, dass der Tumor vollst&auml;ndig entfernt worden ist. Was nach einer Banalit&auml;t klingt, ist in meinem Alltag aber tats&auml;chlich Thema. Nicht selten treffe ich auf Patienten, denen von Kollegen der Tumor entfernt und bei denen eine wundersch&ouml;ne Rekonstruktion durchgef&uuml;hrt wurde. Allerdings wurde keine Schnittrandkontrolle vorgenommen, wodurch es nach einiger Zeit wieder zu einem Rezidiv kam. Der wichtigste Punkt ist also, wirklich sicherzustellen, dass der Tumor vollst&auml;ndig entfernt ist. <br />Bei Tumoren an der Nase ist dies sicher am besten mit der Mohs-Chirurgie, der mikroskopisch-kontrollierten Chirurgie, m&ouml;glich. Bei der konventionellen Histologie der entnommenen Exzisate, bei der einfach Querschnitte durch den Tumor angefertigt und untersucht werden, besteht immer die M&ouml;glichkeit, Tumorgewebe, das sich zwischen den Querschnitten befindet, zu &uuml;bersehen. Bei der Mohs-Chirurgie wird das Exzisat mit Schnellschnitten bereits w&auml;hrend der Operation untersucht, in der Regel vom Operateur selbst. Das Gewebe wird histologisch so eingebettet, dass der gesamte Schnittrand kontrolliert werden kann. Falls eine Nachexzision ben&ouml;tigt wird, kann diese so pr&auml;ziser durchgef&uuml;hrt werden. <br />Die Mohs-Chirurgie wird in der Schweiz schon an mehreren Zentren durchgef&uuml;hrt, aber verglichen mit z. B. den USA, wo bereits &uuml;ber ein Drittel aller Hautkrebsoperationen mit Mohs-Chirurgie durchgef&uuml;hrt werden, immer noch zu wenig oft.</p> <p><em><strong>Welche Malignome f&uuml;hren geh&auml;uft zu Substanzdefekten an der Nase? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Haupts&auml;chlich sind wir mit der Exzision von Basalzellkarzinomen und spinozellul&auml;ren Karzinomen an der Nase konfrontiert. Das Basalzellkarzinom ist nicht nur die h&auml;ufigste Art von Hautkrebs, sondern der am &ouml;ftesten auftretende Tumor beim Menschen, dessen Pr&auml;valenz &uuml;ber die letzten 20 bis 30 Jahre massiv zugenommen hat. Dies ist sicherlich in erster Linie dem ge&auml;nderten Freizeitverhalten zuzuschreiben: Die UV-Exposition ist heutzutage einfach viel h&ouml;her als fr&uuml;her. Da allerdings auch die Pr&auml;vention der UV-Exposition vermehrt zum Thema wird, ist es durchaus m&ouml;glich, dass es hier in den n&auml;chsten Jahren zu einer Trendwende kommt. Vielleicht bin ich da aber auch zu optimistisch, denn vorl&auml;ufig gehen die Zahlen nach oben. <br />Was bei diesen Hautkrebsarten also entscheidend ist, ist die vorangegangene Zeit unter UV-Exposition. Aus diesem Grund treten diese Tumoren in der Regel erst im Alter auf. Gelegentlich, bei besonders sonnenempfindlichen Individuen, durchaus schon in j&uuml;ngerem Erwachsenenalter. Ich habe sogar schon eine 25-j&auml;hrige Basalzellkarzinompatientin behandelt, allerdings handelt es sich hierbei um Ausnahmen. Das Gros der Patienten ist &uuml;ber f&uuml;nfzig Jahre alt.</p> <p><em><strong>Welche Bev&ouml;lkerungsgruppen sind am h&auml;ufigsten betroffen? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Vorwiegend betroffen sind zum einen Patienten mit hellem Hauttyp, also mit r&ouml;tlichen oder blonden Haaren und heller Haut, und Menschen, die sich sehr viel im Freien aufhalten, sei es beruflich oder im Zuge freizeitlicher Aktivit&auml;ten. Zum anderen treten diese Tumoren bei immunsupprimierten Patienten deutlich h&auml;ufiger auf, also bei Patienten, die aufgrund einer Organtransplantation medikament&ouml;s immunsupprimiert sind. Interessanterweise tritt in dieser Patientengruppe wiederum zumeist das spinozellul&auml;re Karzinom und weniger das Basalzellkarzinom auf.</p> <p><em><strong>Warum ist die Nase eigentlich so schwierig zu rekonstruieren? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Das liegt nat&uuml;rlich einerseits an der exponierten Lage mitten im Gesicht, die dazu f&uuml;hrt, dass die &auml;sthetischen Anspr&uuml;che der Patienten dementsprechend h&ouml;her sind. Schon kleine Formver&auml;nderungen an der Nase, z. B. wenn der Nasenfl&uuml;gel auch nur ein paar Millimeter hochgezogen wird, sind meistens sehr auff&auml;llig. Eine kleine Imperfektion bei der Rekonstruktion der Nase kann schon eine relativ grosse Entstellung bewirken. Andererseits handelt es sich bei der Nase um einen anatomisch relativ kompliziert aufgebauten K&ouml;rperteil, mit mehreren kleinen &auml;sthetischen Untereinheiten. Vor allem bei der Legung der Narbenlinien ist es wichtig, diese Untereinheiten zu beachten. Die Erfahrung zeigt, dass Narben, die an der Grenze zwischen zwei &auml;sthetischen Untereinheiten liegen, weniger vom Auge wahrgenommen werden, als wenn diese quer durch eine Untereinheit gehen. Ausserdem unterscheidet sich teilweise die Hauttextur zwischen den Untereinheiten. Wenn Haut also von einer auf eine andere Region transplantiert wird, kann das dadurch auff&auml;llig sein.</p> <p><em><strong>Welches ist die Standardvorgehensweise bei der Rekonstruktion eines Nasenfl&uuml;gels? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Grunds&auml;tzlich muss gesagt werden, dass es bei der Rekonstruktion der Nase eigentlich keine Standardvorgehensweise gibt. Bei jedem Patienten muss individuell entschieden werden. Selbstverst&auml;ndlich aber gibt es Methoden, die wir bevorzugt verwenden. Beim Nasenfl&uuml;gel kommt es sehr darauf an, ob der gesamte Nasenfl&uuml;gel inklusive der endonasalen Schleimhaut entfernt werden muss oder ob nur die Haut auf dem Nasenfl&uuml;gel zu entfernen ist. Im letzteren Fall wird am h&auml;ufigsten der Transpositionslappen von der Wange, bei welchem Haut von der Wange auf den Nasenfl&uuml;gel transponiert wird, als Rekonstruktionsmethode gew&auml;hlt. Dies f&uuml;hrt zu einem &auml;sthetisch akzeptablen und zumeist relativ stabilen Resultat, welches die Funktion des Nasenfl&uuml;gels unterh&auml;lt und diesen stabilisiert. Es wird von den Patienten als recht st&ouml;rend empfunden, wenn sich der Nasenfl&uuml;gel beim Einatmen bewegt, z. B. einzieht, denn das kann eine Atembehinderung bewirken. Dieses Problem ist beim Transpositionslappen von der Wange weniger gegeben. Daf&uuml;r sind diese Lappen &auml;sthetisch nicht immer ganz optimal, weil sie dem Prinzip der &auml;sthetischen Untereinheiten widersprechen, was dann im Einzelfall abzuw&auml;gen ist. F&auml;llt der gesamte Nasenfl&uuml;gel weg, ben&ouml;tigen wir zur Rekonstruktion oft auch ein St&uuml;ck Knorpel. Dieses wird in der Regel vom Ohr entnommen und transplantiert, um die Stabilit&auml;t des Nasenfl&uuml;gels wiederherzustellen.</p> <p><em><strong>Wie wird bei der Rekonstruktion der Nasenspitze vorgegangen? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Kleine Defekte an der Nasenspitze k&ouml;nnen nicht selten direkt, ohne Hauttransplantation und Lappenplastik, wieder verschlossen und einfach zusammengen&auml;ht werden, wenn man diesen Defekt zu einer l&auml;ngeren Spindel erg&auml;nzt. Dies f&uuml;hrt meist zu ordentlichen Resultaten. Eine andere Variante w&auml;re eine kleine Hauttransplantation mit Haut von hinter den Ohren, welche sehr oft auch zu &auml;sthetisch erstaunlich guten Resultaten f&uuml;hrt.</p> <p><em><strong>Welche Herausforderungen gibt es bei der Rekonstruktion der gesamten Nase? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> In dem Fall, dass auch das Ger&uuml;st der Nase betroffen ist, ist eine interdisziplin&auml;re Zusammenarbeit notwendig, und zwar mit Kollegen der Hals-Nasen-Ohren-Abteilung. Wenn wirklich das gesamte Ger&uuml;st der Nase entfernt werden muss, wird manchmal sogar eine Prothese ben&ouml;tigt, da hier keine chirurgische Rekonstruktion mehr m&ouml;glich ist. Wenn aber nur ein Teil des Nasenger&uuml;sts betroffen ist, kann man sehr oft das Ger&uuml;st durch eine Knorpeltransplantation, meistens von einem Teil des Ohrknorpels, wiederherstellen. Zus&auml;tzlich ist eine gr&ouml;ssere Lappenplastik, in der Regel ein Stirnlappen, notwendig.</p> <p><em><strong>Welche Bedeutung hat der Stirnlappen in der Lappenplastik? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Der Stirnlappen ist sicher einer der historisch wichtigsten Hautlappen, und er ist der wichtigste, um grosse Defekte an der Nase zu rekonstruieren, z. B. wenn mehr als die H&auml;lfte der Nasenhaut betroffen ist. Allerdings k&ouml;nnen durchaus auch gr&ouml;ssere Defekte, die nur die Haut der Nase betreffen, mit anderen Lappenplastiken rekonstruiert werden, z. B. mit dem Transpositionslappen von der Wange oder dem sogenannten Rieger- Lappen, bei dem Haut der Glabella mobilisiert wird. Dies ist f&uuml;r den Patienten in der Regel doch deutlich angenehmer. Denn ein Stirnlappen bedeutet f&uuml;r den Patienten, dass er eine Zeit lang mit einem Wulst auf der Nase verbringen muss, welcher die Verbindung zwischen der Stirnhaut und dem Defekt herstellt, bis der Lappen eingewachsen ist. Das ist doch recht m&uuml;hsam, da dieser Wulst erst nach drei Wochen durchtrennt wird. Vorteil der Stirnlappenplastik ist daf&uuml;r, dass man mit ihr grosse Defekte rekonstruieren kann und dass &auml;sthetisch sehr sch&ouml;ne Resultate erzielt werden k&ouml;nnen. Sie geh&ouml;rt also auf jeden Fall zum Repertoire.</p> <p><em><strong>Welchen Lappen verwenden Sie besonders gern? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Mein Lieblingslappen f&uuml;r die Rekonstruktion von Defekten der Nase ist der sogenannte &laquo;bilobed flap&raquo;. Dabei handelt es sich um einen doppelten Transpositionslappen, mit dem man Haut vom Nasenr&uuml;cken oder der oberen Nasenh&auml;lfte auf die untere Nasenh&auml;lfte transponieren kann. Diese Lappenplastik liefert grossteils ausgezeichnete &auml;sthetische Resultate, da Haut innerhalb der Nase verwendet wird und so die &auml;sthetischen Untereinheiten respektiert werden. Ausserdem kann so auch die Form der Nase meistens gut erhalten werden. Der Lappen kann f&uuml;r alle Defekte verwendet werden, die kleiner als 1,5 cm sind und sich in der unteren H&auml;lfte der Nase &ndash; Nasenfl&uuml;gel, Nasenspitzenbereich &ndash; befinden.</p> <p><em><strong>Bemerken Sie h&ouml;here &auml;sthetische Anspr&uuml;che der Patienten aufgrund zunehmender Bedeutung von Sch&ouml;nheitsidealen? </strong></em><br /><em><strong>S. L&auml;uchli:</strong></em> Wahrscheinlich hat der Sch&ouml;nheitswahn im Vergleich zu fr&uuml;her zugenommen, aber wenn sich das &auml;ussert, dann eher bei j&uuml;ngeren Patienten. Der weisse Hautkrebs betrifft vorwiegend Patienten in der zweiten Lebensh&auml;lfte, und da ist f&uuml;r die meisten Patienten das Ziel dasselbe wie das des Arztes: n&auml;mlich den Hautkrebs loszuwerden.</p></p>
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