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Das moderne Gesicht der Dermatologie

<p class="article-intro">Der Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) brachte Sprecher und Besucher aus weltweit über 70 Ländern zusammen, um über neueste Forschungsergebnisse und Trends zu informieren und diskutieren. Es hat sich wieder einiges getan – hier eine Auswahl aus den interessantesten Themen.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>IL-17-Blocker zeigen auch bei Kindern mit Psoriasis gute Wirkung</h2> <p>&bdquo;Obwohl bis zu einem Drittel der Psoriasispatienten ihre ersten Symptome bereits in der Kindheit entwickeln, besteht ein bisher unerf&uuml;llter Bedarf an wirksamen und sicheren Therapien f&uuml;r Kinder und Jugendliche mit moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis&ldquo;, sagte Prof. Kim Papp, Probity Medical Research Inc., Waterloo, Kanada.<sup>1</sup> Dies war ein wichtiger Grund daf&uuml;r, mit der IXORA-PEDS-Studie die Wirksamkeit und Sicherheit von Ixekizumab f&uuml;r diese Patientengruppe zu untersuchen.<br /> Das Alter der Studienteilnehmer lag zwischen 6 und 18 Jahren, wobei alle eingeschlossenen Patienten die typischen Merkmale aufwiesen, die sie zu Kandidaten f&uuml;r eine systemische Therapie machten. Die Studie bestand aus einer doppelblinden Induktionsphase von 12 Wochen, an die sich eine offene Erhaltungsperiode bis Woche 60 und eine Verl&auml;ngerungsphase bis Woche 108 anschlossen. Je nach K&ouml;rpergewicht wurden die Patienten mit Ixekizumab in drei verschiedenen Dosierungen therapiert. Die beiden prim&auml;ren Endpunkte der Studie waren: Anteil der Patienten, die im Vergleich zum Ausgangsbefund in Woche 12 eine 75 % ige Verbesserung im Psoriasis Area and Severity Index Score (PASI75) erreichten bzw. einen Befund von erscheinungsfreier oder nahezu erscheinungsfreier Haut entsprechend einem static Physician&rsquo;s Global Assessment (sPGA) von 0 oder 1 aufwiesen.<br /> &bdquo;Ich glaube, es ist besonders bei p&auml;diatrischen Patienten wichtig, auf die Sicherheit zu achten, und wir sahen nichts &Uuml;berraschendes im Hinblick auf die Nebenwirkungen&ldquo;, &auml;u&szlig;erte Prof. Papp. Die meisten Nebenwirkungen, die auftraten, waren der Kategorie &bdquo;leicht&ldquo; oder &bdquo;moderat&ldquo; zuzuordnen. In der Doppelblindphase gab es ein schwerwiegendes Ereignis, das allerdings nicht mit Ixekizumab in Zusammenhang stand, sondern auf eine &Uuml;berdosis an Antihistaminika zur&uuml;ckzuf&uuml;hren war. 89 % der Patienten in der Verumgruppe erreichten PASI 75 in Woche 12, mit Placebo waren dies 25 % . Einen sPGA von 0/1 erreichten mit Ixekizumab 81 % der Patienten, unter Placebo 11 % . 78 % in der Verumgruppe kamen auf eine PASI- 90-Therapieantwort und 50 % auf PASI 100, was einer l&auml;sionsfreien Haut entspricht.</p> <p><strong>Klare Reduktion des Pruritus</strong><br /> Die Intensit&auml;t des Juckreizes wurde auf einer numerischen Rating-Skala (NRS) bewertet. Nach 12 Wochen verzeichneten 71 % der Ixekizumab-behandelten Patienten eine Verbesserung von &ge; 4 auf der NRS. In der Placebogruppe waren es 20 % . Die Behandlung mit dem Interleukin-17(IL-17)- Inhibitor f&uuml;hrte auch zu einer klinisch relevanten Verbesserung der Lebensqualit&auml;t, gemessen am Children&rsquo;s Dermatology Life Quality Index (CDLQI): Im Vergleich zwischen Ixekizumab und Placebo war nach 12 Wochen bei 65 % der mit dem Biologikum behandelten Kinder im Vergleich zu 23 % bei Placebo die Lebensqualit&auml;t nicht mehr durch Psoriasis eingeschr&auml;nkt. &bdquo;Diese Studie liefert ermutigende Daten, die das Potenzial von Ixekizumab als Behandlungsoption f&uuml;r diese Patientenpopulation unterst&uuml;tzt&ldquo;, so das Fazit von Papp.</p> <h2>Rituximab besser als MMF bei Pemphigus vulgaris</h2> <p>Die randomisierte Multicenter-Phase- III-Studie PEMPHIX untersuchte Rituximab zur Behandlung des Pemphigus vulgaris in direktem Vergleich zu Mycophenolatmofetil (MMF).<sup>2</sup> Obwohl die Wirksamkeit von MMF nie in einer klinischen Studie bewiesen wurde, wird der Wirkstoff verbreitet eingesetzt, um bei Pemphiguspatienten Kortikosteroide einzusparen. Rituximab hingegen wurde dieses Jahr von der Food and Drug Administration (FDA) und der Europ&auml;ischen Kommission f&uuml;r die Therapie von Erwachsenen mit moderatem bis schwerem Pemphigus vulgaris zugelassen. Diese Zulassung beruhte auf der Phase-IIIStudie Ritux, die die &Uuml;berlegenheit des i.v. verabreichten, monoklonalen Anti- CD20-Antik&ouml;rpers in Verbindung mit einer Kurzzeit-Kortisontherapie gegen&uuml;ber hoch dosierter Kortisonmonotherapie nachweisen konnte.<sup>3</sup> Es ist das erste Biologikum und damit der erste gro&szlig;e Fortschritt in der Behandlung dieser seltenen, bull&ouml;sen Erkrankung, die zu lebensbedrohlichen Fl&uuml;ssigkeitsverlusten und Infektionen f&uuml;hren kann.<br /> PEMPHIX schloss insgesamt 135 Patienten mit moderatem bis schwerem Pemphigus ein.<sup>2</sup> Alle Patienten erhielten zus&auml;tzlich zur Studienmedikation eine Prednison- Therapie von 1,0&ndash;1,5 mg/kg pro Tag, die &uuml;ber 4&ndash;6 Monate ausgeschlichen werden sollte. Der prim&auml;re Studienendpunkt wurde als der Anteil von Patienten definiert, der zu Woche 52 eine komplette Remission &uuml;ber mindestens 16 Wochen erreichte, ohne in dieser Zeit Prednison einzunehmen. 66 Patienten in der Rituximabund 58 in der MMF-Gruppe schlossen Woche 52 ab. Zu diesem Zeitpunkt erlangten statistisch signifikant (p &lt; 0,0001) mehr Patienten mit Rituximab (40,3 % ) den Studienendpunkt als mit MMF (9,5 % ). Dar&uuml;ber hinaus war die Therapie mit Rituximab auch in allen sekund&auml;ren Endpunkten &uuml;berlegen. Im Vergleich betrug der kumulative Kortikosteroidverbrauch im Median bei Rituximab 2775 mg und bei MMF 4005 mg (p = 0,0005). Es kam auch zu signifikant weniger Pemphigus-Sch&uuml;ben in der Rituximab-Gruppe als im MMF-Arm (6 versus 44; p &lt; 0,0001). Sch&uuml;be traten bei 5 der mit dem Biologikum Behandelten und 26 der MMF-Patienten auf. Diese Ergebnisse spiegelten sich auch in Ver&auml;nderungen der Lebensqualit&auml;t wider: 61,5 % der Rituximab- Patienten gaben in Woche 52 an, dass ihre Lebensqualit&auml;t nicht durch die Krankheit beeintr&auml;chtigt war (Dermatology Life Quality Index = 0), in der MMF-Gruppe traf dies nur auf 25 % der Teilnehmer zu.<br /> Insgesamt zeigte Rituximab auch ein besseres Sicherheitsprofil als MMF. Der Unterschied im Auftreten von einer oder mehreren Nebenwirkungen (9 % bei Rituximab und 7,4 % bei MMF) wurde als nicht bedeutsam bewertet. Schwere Infusionsreaktionen, die zum Studienabbruch f&uuml;hrten, traten bei drei Rituximab- und einem MMF-Patienten auf. Demgegen&uuml;ber kam es im Vergleich zu MMF unter Rituximab zu wesentlich weniger Steroid-bedingten Nebenwirkungen: 1,5 % versus 7,5 % . &bdquo;Diese Resultate bedeuten wahrscheinlich das &sbquo;Aus&lsquo; f&uuml;r MMF bei Pemphigus vulgaris&ldquo;, so die Meinung von Prof. Pascal Joly, Universit&auml;tsklinik Rouen, Frankreich.</p> <h2>Neuer JAK1/2-Inhibitor erfolgreich bei Alopecia areata</h2> <p>Alopecia areata (AA) ist eine schlecht therapierbare Autoimmunerkrankung, die weltweit Erwachsene und Kinder jeden Alters betrifft und deren Lebensqualit&auml;t stark einschr&auml;nken kann.<sup>4</sup> AA ist mit Angstst&ouml;rungen, Depression und auch anderen Autoimmunerkrankungen assoziiert. Der Wirkstoff CTP-543, der die Januskinasen 1 (JAK1) und 2 (JAK2) inhibiert, stellt eine Modifikation des JAKInhibitors Ruxolitinib dar, der bereits f&uuml;r die Therapie von Myelofibrose und Polycythaemia vera zugelassen ist. Die randomisierte, placebokontrollierte Phase-IIa- Dosisfindungsstudie untersuchte CTP-543 bei Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer AA. Zu den Einschlusskriterien geh&ouml;rte ein Haarverlust von &ge; 50 % im &bdquo;Severity of Alopecia Tool (SALT)&ldquo;-Score. Die Patienten erhielten &uuml;ber 24 Wochen zweimal t&auml;glich 4,8 bzw. 12 mg CTP-543 oder ein Placebo. Eine 50 % ige Reduktion im SALT-Score wurde als prim&auml;rer Endpunkt f&uuml;r die Wirksamkeit festgelegt. Als weitere klinische Endpunkte dienten auch der Anteil an Patienten, der eine 75 % ige Besserung erreichte, und die Patientenbeurteilung der Ver&auml;nderung insgesamt. Unter einer Dosierung von 12 mg (58 % ) oder 8 mg (47 % ) erreichten signifikant mehr Patienten mit CTP-543 den prim&auml;ren Endpunkt nach 24 Wochen als mit Placebo (8,6 % ; p &lt; 0,001). In der 12 mg- Dosierung war CTP-543 besonders wirksam: 42 % erlangten eine SALT-Ver&auml;nderung von &ge; 75 % im Vergleich zum Ausgangswert (p &lt; 0,001), 36 % eine &ge; 90 % ige Verbesserung. 78 % der Patienten in dieser Gruppe bewerteten die Krankheit in Woche 24 als &bdquo;stark verbessert&ldquo; oder &bdquo;sehr stark verbessert&ldquo; im Vergleich zu Placebo (p &lt; 0,001 f&uuml;r beide Vergleiche).<br /> &bdquo;Wir konnten auch eine gute Wirkung bei der Behandlung an Augenbrauen und Wimpern beobachten&ldquo;, sagte Dr. James Cassella, Chefentwickler von Concert Pharmaceuticals, Lexington, USA. Numerisch war die H&ouml;chstdosis der 8 mg-Dosis &uuml;berlegen. Sie f&uuml;hrte zu schnellerem Wirkeintritt und gr&ouml;&szlig;erem Ausma&szlig; an Erfolg. Die Therapie mit dem neuen JAKInhibitor wurde generell gut vertragen. &bdquo;Es gab keine Zunahme und auch keine Unterschiede bei h&auml;matologischen Ver&auml;nderungen von Grad 3 oder 4&ldquo;, &auml;u&szlig;erte sich Casella. Die meisten Patienten aus der 12 mg-Gruppe befinden sich nun in einer offenen Langzeit-Verl&auml;ngerungsstudie. &bdquo;Diese vielversprechenden Ergebnisse sprechen f&uuml;r die Untersuchung von 8 mg und 12 mg CTP-543 in Phase-III-Studien&ldquo;, schloss Casella.</p> <h2>Akne: starker Einfluss von Klima und ungesunder Ern&auml;hrung</h2> <p>Eine multinationale Studie besch&auml;ftigte sich mit dem Einfluss des Exposoms auf Akne.<sup>5</sup> Dies setzt sich aus der Summe aller exogenen und endogenen Umweltfaktoren zusammen, die sich auf Auftreten, Dauer und Schwere der Akne auswirken k&ouml;nnen. Die Studie wertete Daten von 6679 Personen aus, die an einer Online-Umfrage teilnahmen. Um zur Gruppe mit den 2826 Aknepatienten zu geh&ouml;ren, musste die Krankheit von einem Arzt diagnostiziert bzw. behandelt worden sein.<br /> Es stellte sich heraus, dass Aknepatienten signifikant h&auml;ufiger in warmem Klima und Gegenden mit Luftverschmutzung lebten. Auch die Ern&auml;hrung unterschied sich zwischen den Studienteilnehmern mit und ohne Akne, z. B. im Hinblick auf den Konsum von Milch (48,2 % Aknepatienten versus 38,8 % ohne Akne, p &lt; 0,001), zuckerhaltigen Getr&auml;nken (35,4 % versus 31,0 % ; p &lt; 0,001), Backwaren (39,9 % versus 28,5 % ; p &lt; 0,001) und Weizenproteinen (11 % versus 7,3 % ; p &lt; 0,001). Signifikant beeinflusst wurde die Akne auch von der Benutzung scharfer Kosmetika wie Peelings. Interessanterweise konnte im Gegensatz zu fr&uuml;heren Untersuchungen kein Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und Akne gefunden werden, wogegen in der Aknegruppe mehr Cannabis konsumiert wurde.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 28. EADV-Kongress, 9.–13. Oktober 2019, Madrid </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Paller A et al.: EADV 2019; LBA #D3T01.1B <strong>2</strong> Werth VP et al.: EADV 2019; LBA #D3T01.1C <strong>3</strong> Joly P et al.: Lancet 2017; 389: 2031-40 <strong>4</strong> Cassella J et al.: EADV 2019; LBA #D3T01.1E <strong>5</strong> Kerob B et al.: EADV 2019; LBA #D3T01.1G</p> </div> </p>
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