
©
Getty Images/iStockphoto
Andrologische Highlights vom EAU-Meeting 2015
Urologik
Autor:
Assoc.Prof. PD Dr. Markus Margreiter
Universitätsklinik für Urologie<br/> Medizinische Universität Wien<br/> Quelle:<br/> 30th Annual Congress of the European Association of Urology (EAU), 20.–24. März 2015, Madrid
30
Min. Lesezeit
04.06.2015
Weiterempfehlen
<p class="article-intro">Die Andrologie zählt weiterhin zu den begehrten Bereichen der Urologie, mit zahlreichen innovativen Therapieansätzen, von denen wir sicherlich in den nächsten Jahren einige im klinischen Alltag erleben werden. Das Interesse an den andrologischen Themen im Rahmen des diesjährigen EAU-Meetings in Madrid war jedenfalls so groß, dass für einige Sessions aufgrund des großen Andrangs zusätzliche Übertragungssäle aufgemacht werden mussten.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>KeyPoints</h2> <ul> <li>Der sichere Einsatz von Testosteron und PDE-5-Hemmern wurde bestätigt.</li> <li>Stoßwellentherapie bei erektiler Dysfunktion bleibt ein aktuelles Thema.</li> <li>Dapoxetin erweist sich auch in einer Metaanalyse als effektive Behandlung der EP.</li> <li>Xiapex gilt als vielversprechende Behandlungsalternative für die IPP.</li> <li>Testosteron und Fruchtbarkeit sind Indikatoren für die Männergesundheit.</li> </ul> </div> <p><br />Die zunehmende Bedeutung und Entwicklung des Bereichs Männergesundheit tragen zu dieser Entwicklung entscheidend bei. Immerhin sind es andrologische und sexuelle Funktionsstörungen, die häufig die ersten Anzeichen für Gesundheitsprobleme beim Mann sein können. Neben den Vorträgen zur ED gab es zu den häufigsten Beschwerdebildern Testosteronmangel, Ejaculatio praecox, männliche Unfruchtbarkeit und Induratio penis plastica zahlreiche Beiträge und Diskussionen.</p> <h2>Sicherer Einsatz von Testosteron und PDE-5-Hemmern bestätigt</h2> <p>Gerade im Zusammenhang mit der Testosteronersatztherapie (TRT) gab es in der Vergangenheit immer wieder widersprüchliche Meldungen bezüglich potenzieller Risiken. Zuletzt standen auch die PDE-5-Hemmer unter Verdacht, dass ihre Einnahme mit einer höheren Rate an biochemischen Rezidiven bei Patienten nach radikaler Prostatektomie (RPE) einherge­­hen könnte.<sup>1</sup> Erfreulicherweise wurden am EAU-Kongress sowohl für die Testosteronersatztherapie als auch für die PDE-5-Hemmer Entwarnung gegeben. Kaplan et al analysierten die Sicherheit einer TRT anhand von Medicare-Daten. Man inkludierte 149.354 Männer, bei denen zwischen 1991 und 2007 Prostatakrebs diagnostiziert worden war, und stratifizierte Patienten, die mit TRT behandelt wurden, ebenso wie die Dauer der Behandlung. TRT erhöhte weder die Mortalität noch mussten häufiger Hormonentzugstherapien (ADT) durchgeführt werden. Die Analyse zeigte zudem, dass eine längere Dauer der TRT auch nicht mit höheren Mortalitätsraten oder größerem Bedarf an ADT einhergeht.<sup>2</sup> Die Gruppe um Montorsi und Briganti bestätigt die Sicherheit des Einsatzes von PDE-5-Hemmern nach radikaler Prostatektomie (RPE). Es wurden 2.579 Männer untersucht, die sich zwischen 2004 und 2013 einer bilateralen nervenschonenden RPE wegen PCa unterzogen. Die Patienten wurden entsprechend ihrem PDE-5-Hemmer-Einnahmeschema in „on demand“, Rehabilitationsprogramm (tägliche Einnahme für mindestens 3 Monate) und keine PDE-5-Hemmer-Einnahme kategorisiert. Multivariable Cox-Regressions-Modelle untersuchten den Zusammenhang zwischen PDE-5-Hemmern und biochemischem Rezidiv. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nutzung von PDE-5-Hemmern nach radikaler Pros­tatektomie mit keinem erhöhten Risiko für ein biochemisches Rezidiv verbunden ist, unabhängig vom verwendeten Therapieschema.<sup>3</sup></p> <h2>Stoßwellentherapie bei erektiler Dysfunktion</h2> <p>Obwohl bisher noch keine Daten aus großen randomisierten Studien vorliegen, wurde zumindest in den andrologischen Sessions der Einsatz der Stoßwellentherapie bei erektiler Dysfunktion weiterhin als vielversprechender Ansatz gesehen. Prof. Hatzichristou meint: „Shock wave therapy for erectile dysfunction is here to stay.“ Eine rezente Übersicht von Pan et al erklärt die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Technik und fasst aktuelle Studien zusammen.<sup>4</sup> Ob diese Ergebnisse auch im klinischen Alltag reproduzierbar sein werden, bleibt derzeit noch abzuwarten.</p> <h2>Dapoxetin bei Ejaculatio praecox</h2> <p>Dapoxetin spielt eine wichtige Rolle in der Therapie der lebenslangen und erworbenen Ejaculatio praecox (EP) und erweist sich nunmehr auch in einer Metaanalyse als effektiv und sicher. In die am EAU-Meeting präsentierte Metaanalyse wurden fünf randomisierte placebokontrollierte Studien inkludiert. In Bezug auf die „intravaginal ejaculatory latency time“ (IELT) und die „patient-reported outcomes“ konnte der positive Effekt bestätigt werden.<sup>5</sup></p> <h2>Neuer Meilenstein in der Therapie der Induratio penis plastica?</h2> <p>Seit Anfang des Jahres ist Xiapex (Kollagenase aus Clostridium histolyticum) in Europa zu Behandlung der IPP zugelassen. Zu dem Medikament gibt es bereits einige Studien und gute Erfahrungen aus USA, wo die Zulassung vor einem Jahr erfolgte. Levine und Ralph beobachteten in einer Phase-III-Studie klinisch bedeutsame und statistisch signifikante Verbesserungen der Penisverkrümmung und assoziierter Symptome nach intraläsionaler Injektion von Xiapex. Die Therapie wurde im Allgemeinen gut vertragen, mit hauptsächlich transienten und lokalen Nebenwirkungen an der Injektionsstelle.<sup>6</sup> Da bei den meisten Patienten mit IPP ein großer Leidensdruck besteht, bleibt zu hoffen, dass wir durch den Einsatz von Xiapex die bestehenden Behandlungsalgorithmen verbessern können.</p> <h2>Unfruchtbarkeit und Testosteron: Indikatoren für Männergesundheit?</h2> <p>Testosteron und Fruchtbarkeit zeigen sich in neueren Studien als gute Indikatoren für die Männergesundheit. In einer kürzlich publizierten Studie der Stanford University zeigte die Gruppe von Eisenberger, dass schlechtere Spermiogrammbefunde mit einem höheren Charlson-Komorbiditäts-Index vergesellschaftet waren. Insgesamt wurden 9.387 Männer untersucht, die in der Zeit von 1994 bis 2011 das Fertilitätszentrum aufsuchten.<sup>7</sup> Für den Tes­tosteronmangel ist der Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom und anderen Erkrankungen klar gesichert. Auch zeigen einige Studien eine geringere Lebenserwartung von Männern mit niedrigem Testosteron.<sup>8</sup> Prof. Giwercman brachte zudem neueste Daten, die einen Zusammenhang zwischen erniedrigten Testosteronwerten bei Männern unter 40 Jahren und einer höheren Sterblichkeit im Alter zeigten.<sup>8</sup></p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Universitätsklinik für Urologie<br/>
Medizinische Universität Wien<br/>
Quelle:<br/>
30th Annual Congress of the European Association of Urology (EAU), 20.–24. März 2015, Madrid
</p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Michl U et al: Use of phosphodiesterase type 5 inhibitors may adversely impact biochemical recurrence after radical prostatectomy. J Urol 2015; 193(2): 479-83<br /><strong>2</strong> Kaplan AL et al: Testosterone replacement therapy in men with prostate cancer: a time-varying analysis. J Sex Med 2015; 12(2): 374-80<br /><strong>3</strong> Gallina A et al: A detailed analysis of the association between postoperative phosphodiesterase type 5 inhibitor use and the risk of biochemical recurrence after radical prostatectomy. Eur Urol 2015 Feb 17. pii: S0302-2838(15)00077-9. doi: 10.1016/j.eururo.2015.02.002. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25700565<br /><strong>4</strong> Pan MM et al: Low-intensity extracorporeal shock wave as a novel treatment for erectile dysfunction. Am J Mens Health 2015 Mar 17. pii: 1557988315574511. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25787986<br /><strong>5</strong> Yue FG et al: Efficacy of dapoxetine for the treatment of premature ejaculation: a meta-analysis of randomized clinical trials on intravaginal ejaculatory latency time, patient-reported outcomes, and adverse events. Urology 2015; 85(4):856-61 <br /><strong>6</strong> Levine LA et al: Clinical safety and effectiveness of collagenase clostridium histolyticum injection in patients with Peyronie‘s disease: a phase 3 open-label study. J Sex Med 2015; 12(1): 248-58<br /><strong>7</strong> Eisenberg ML et al: Relationship between semen production and medical comorbidity. Fertil Steril 2015; 103(1): 66-71<br /><strong>8</strong> Pye SR et al, EMAS Study Group: Late-onset hypogonadism and mortality in aging men. J Clin Endocrinol Metab 2014; 99(4): 1357-66</p>
</div>
</p>
Das könnte Sie auch interessieren:
Aktuelle Entwicklungen und Erkenntnisse beim Urothelkarzinom
Auf dem diesjährigen Genitourinary Cancers Symposium der American Society of Clinical Oncology (ASCO-GU-Kongress) wurden bedeutende Fortschritte in der Diagnose und Behandlung des ...
Aktuelles aus der 7. Version der S3-Leitlinie: wesentliche Leitlinienänderungen
Im Mai 2024 wurde die Prostatakarzinom-S3-Leitlinie unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie in ihrer 7. ...
Neues vom ASCO GU zum Prostatakarzinom
Im Rahmen des ASCO GU 2025 in San Francisco wurden eine Vielfalt von neuen praxisrelevanten Studien zum Prostatakarzinom präsentiert. Mit Spannung wurde unter andem auch auf die finalen ...