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Andrologische Highlights vom EAU-Meeting 2015

<p class="article-intro">Die Andrologie zählt weiterhin zu den begehrten Bereichen der Urologie, mit zahlreichen innovativen Therapieansätzen, von denen wir sicherlich in den nächsten Jahren einige im klinischen Alltag erleben werden. Das Interesse an den andrologischen Themen im Rahmen des diesjährigen EAU-Meetings in Madrid war jedenfalls so groß, dass für einige Sessions aufgrund des großen Andrangs zusätzliche Übertragungssäle aufgemacht werden mussten.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>KeyPoints</h2> <ul> <li>Der sichere Einsatz von Testosteron und PDE-5-Hemmern wurde best&auml;tigt.</li> <li>Sto&szlig;wellentherapie bei erektiler Dysfunktion bleibt ein aktuelles Thema.</li> <li>Dapoxetin erweist sich auch in einer Metaanalyse als effektive Behandlung der EP.</li> <li>Xiapex gilt als vielversprechende Behandlungsalternative für die IPP.</li> <li>Testosteron und Fruchtbarkeit sind Indikatoren für die M&auml;nnergesundheit.</li> </ul> </div> <p><br />Die zunehmende Bedeutung und Entwicklung des Bereichs M&auml;nnergesundheit tragen zu dieser Entwicklung entscheidend bei. Immerhin sind es andrologische und sexuelle Funktionsst&ouml;rungen, die h&auml;ufig die ersten Anzeichen f&uuml;r Gesundheitsprobleme beim Mann sein k&ouml;nnen. Neben den Vortr&auml;gen zur ED gab es zu den h&auml;ufigsten Beschwerdebildern Testosteronmangel, Ejaculatio praecox, m&auml;nnliche Unfruchtbarkeit und Induratio penis plastica zahlreiche Beitr&auml;ge und Diskussionen.</p> <h2>Sicherer Einsatz von Testosteron und PDE-5-Hemmern best&auml;tigt</h2> <p>Gerade im Zusammenhang mit der Testosteronersatztherapie (TRT) gab es in der Vergangenheit immer wieder widerspr&uuml;chliche Meldungen bez&uuml;glich potenzieller Risiken. Zuletzt standen auch die PDE-5-Hemmer unter Verdacht, dass ihre Einnahme mit einer h&ouml;heren Rate an biochemischen Rezidiven bei Patienten nach radikaler Prostatektomie (RPE) einherge&shy;&shy;hen k&ouml;nnte.<sup>1</sup> Erfreulicherweise wurden am EAU-Kongress sowohl f&uuml;r die Testosteronersatztherapie als auch f&uuml;r die PDE-5-Hemmer Entwarnung gegeben. Kaplan et al analysierten die Sicherheit einer TRT anhand von Medicare-Daten. Man inkludierte 149.354 M&auml;nner, bei denen zwischen 1991 und 2007 Prostatakrebs diagnostiziert worden war, und stratifizierte Patienten, die mit TRT behandelt wurden, ebenso wie die Dauer der Behandlung. TRT erh&ouml;hte weder die Mortalit&auml;t noch mussten h&auml;ufiger Hormonentzugstherapien (ADT) durchgef&uuml;hrt werden. Die Analyse zeigte zudem, dass eine l&auml;ngere Dauer der TRT auch nicht mit h&ouml;heren Mortalit&auml;tsraten oder gr&ouml;&szlig;erem Bedarf an ADT einhergeht.<sup>2</sup> Die Gruppe um Montorsi und Briganti best&auml;tigt die Sicherheit des Einsatzes von PDE-5-Hemmern nach radikaler Prostatektomie (RPE). Es wurden 2.579 M&auml;nner untersucht, die sich zwischen 2004 und 2013 einer bilateralen nervenschonenden RPE wegen PCa unterzogen. Die Patienten wurden entsprechend ihrem PDE-5-Hemmer-Einnahmeschema in &bdquo;on demand&ldquo;, Rehabilitationsprogramm (t&auml;gliche Einnahme f&uuml;r mindestens 3 Monate) und keine PDE-5-Hemmer-Einnahme kategorisiert. Multivariable Cox-Regressions-Modelle untersuchten den Zusammenhang zwischen PDE-5-Hemmern und biochemischem Rezidiv. Die Ergebnisse zeigten, dass die Nutzung von PDE-5-Hemmern nach radikaler Pros&shy;tatektomie mit keinem erh&ouml;hten Risiko f&uuml;r ein biochemisches Rezidiv verbunden ist, unabh&auml;ngig vom verwendeten Therapieschema.<sup>3</sup></p> <h2>Sto&szlig;wellentherapie bei erektiler Dysfunktion</h2> <p>Obwohl bisher noch keine Daten aus gro&szlig;en randomisierten Studien vorliegen, wurde zumindest in den andrologischen Sessions der Einsatz der Sto&szlig;wellentherapie bei erektiler Dysfunktion weiterhin als vielversprechender Ansatz gesehen. Prof. Hatzichristou meint: &bdquo;Shock wave therapy for erectile dysfunction is here to stay.&ldquo; Eine rezente &Uuml;bersicht von Pan et al erkl&auml;rt die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Technik und fasst aktuelle Studien zusammen.<sup>4</sup> Ob diese Ergebnisse auch im klinischen Alltag reproduzierbar sein werden, bleibt derzeit noch abzuwarten.</p> <h2>Dapoxetin bei Ejaculatio praecox</h2> <p>Dapoxetin spielt eine wichtige Rolle in der Therapie der lebenslangen und erworbenen Ejaculatio praecox (EP) und erweist sich nunmehr auch in einer Metaanalyse als effektiv und sicher. In die am EAU-Meeting pr&auml;sentierte Metaanalyse wurden f&uuml;nf randomisierte placebokontrollierte Studien inkludiert. In Bezug auf die &bdquo;intravaginal ejaculatory latency time&ldquo; (IELT) und die &bdquo;patient-reported outcomes&ldquo; konnte der positive Effekt best&auml;tigt werden.<sup>5</sup></p> <h2>Neuer Meilenstein in der Therapie der Induratio penis plastica?</h2> <p>Seit Anfang des Jahres ist Xiapex (Kollagenase aus Clostridium histolyticum) in Europa zu Behandlung der IPP zugelassen. Zu dem Medikament gibt es bereits einige Studien und gute Erfahrungen aus USA, wo die Zulassung vor einem Jahr erfolgte. Levine und Ralph beobachteten in einer Phase-III-Studie klinisch bedeutsame und statistisch signifikante Verbesserungen der Penisverkr&uuml;mmung und assoziierter Symptome nach intral&auml;sionaler Injektion von Xiapex. Die Therapie wurde im Allgemeinen gut vertragen, mit haupts&auml;chlich transienten und lokalen Nebenwirkungen an der Injektionsstelle.<sup>6</sup> Da bei den meisten Patienten mit IPP ein gro&szlig;er Leidensdruck besteht, bleibt zu hoffen, dass wir durch den Einsatz von Xiapex die bestehenden Behandlungsalgorithmen verbessern k&ouml;nnen.</p> <h2>Unfruchtbarkeit und Testosteron: Indikatoren f&uuml;r M&auml;nnergesundheit?</h2> <p>Testosteron und Fruchtbarkeit zeigen sich in neueren Studien als gute Indikatoren f&uuml;r die M&auml;nnergesundheit. In einer k&uuml;rzlich publizierten Studie der Stanford University zeigte die Gruppe von Eisenberger, dass schlechtere Spermiogrammbefunde mit einem h&ouml;heren Charlson-Komorbidit&auml;ts-Index vergesellschaftet waren. Insgesamt wurden 9.387 M&auml;nner untersucht, die in der Zeit von 1994 bis 2011 das Fertilit&auml;tszentrum aufsuchten.<sup>7</sup> F&uuml;r den Tes&shy;tosteronmangel ist der Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom und anderen Erkrankungen klar gesichert. Auch zeigen einige Studien eine geringere Lebenserwartung von M&auml;nnern mit niedrigem Testosteron.<sup>8</sup> Prof. Giwercman brachte zudem neueste Daten, die einen Zusammenhang zwischen erniedrigten Testosteronwerten bei M&auml;nnern unter 40 Jahren und einer h&ouml;heren Sterblichkeit im Alter zeigten.<sup>8</sup></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Universitätsklinik für Urologie<br/> Medizinische Universität Wien<br/> Quelle:<br/> 30th Annual Congress of the European Association of Urology (EAU), 20.–24. März 2015, Madrid </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Michl U et al: Use of phosphodiesterase type 5 inhibitors may adversely impact biochemical recurrence after radical prostatectomy. J Urol 2015; 193(2): 479-83<br /><strong>2</strong> Kaplan AL et al: Testosterone replacement therapy in men with prostate cancer: a time-varying analysis. J Sex Med 2015; 12(2): 374-80<br /><strong>3</strong> Gallina A et al: A detailed analysis of the association between postoperative phosphodiesterase type 5 inhibitor use and the risk of biochemical recurrence after radical prostatectomy. Eur Urol 2015 Feb 17. pii: S0302-2838(15)00077-9. doi: 10.1016/j.eururo.2015.02.002. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25700565<br /><strong>4</strong> Pan MM et al: Low-intensity extracorporeal shock wave as a novel treatment for erectile dysfunction. Am J Mens Health 2015 Mar 17. pii: 1557988315574511. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25787986<br /><strong>5</strong> Yue FG et al: Efficacy of dapoxetine for the treatment of premature ejaculation: a meta-analysis of randomized clinical trials on intravaginal ejaculatory latency time, patient-reported outcomes, and adverse events. Urology 2015; 85(4):856-61 <br /><strong>6</strong> Levine LA et al: Clinical safety and effectiveness of collagenase clostridium histolyticum injection in patients with Peyronie&lsquo;s disease: a phase 3 open-label study. J Sex Med 2015; 12(1): 248-58<br /><strong>7</strong> Eisenberg ML et al: Relationship between semen production and medical comorbidity. Fertil Steril 2015; 103(1): 66-71<br /><strong>8</strong> Pye SR et al, EMAS Study Group: Late-onset hypogonadism and mortality in aging men. J Clin Endocrinol Metab 2014; 99(4): 1357-66</p> </div> </p>
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