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Urin-basierte Biomarker im Vergleich zur modernen Bildgebung
Urologik
30
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13.09.2018
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<p class="article-intro">Da sich die Medizin immer mehr in Richtung Präzisionsmedizin bewegt, werden immer mehr Biomarker entwickelt, um eine genauere Diagnose und eine darauf basierende Therapie zu ermöglichen. Einen Überblick über Urin-basierte Biomarker gibt der folgende Beitrag.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Bei der Diagnose des Prostatakarzinoms war in den vergangenen Jahren nach der Ermittlung des Prostata-spezifischen Antigen (PSA)-Wertes und der Biopsie die Magnetresonanztomografie (MRT) eine häufig eingesetzte Untersuchungsmethode. Mit dem Ziel, unnötige (negative) Biopsien zu reduzieren, wird die MRT als Hilfsmittel zur Patientenauswahl und als Staging-Tool eingesetzt. Urin-basierte Biomarker wurden bereits über einen langen Zeitraum hinweg mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt und können in einigen Fällen auch eine Triage sowie ein Tumor- Grading ermöglichen.</p> <h2>EAU-Leitlinien</h2> <p>Die EAU-Leitlinien empfehlen bei asymptomatischen Männern, bei denen die digitale rektale Untersuchung (DRU) negativ war und die einen PSA-Wert zwischen 2 und 10 haben, neben dem PSATest ein weiteres Tool einzusetzen, um zu entscheiden, ob eine Biopsie durchgeführt werden soll oder nicht. Zu diesen Tools zählen die MRT, Urin-basierte Biomarker sowie Risikorechner. Um alle Männer, die an Krebs leiden, richtig zu diagnostizieren, ist ein hoher negativer prädiktiver Wert (NPV) wichtig, während ein gewisser Level an Spezifität beibehalten wird.</p> <h2>„Prostate Cancer Gene 3“(PCA3)- Test</h2> <p>Der PCA3-Test ist schon lange auf dem Markt, jedoch gibt es keinen allgemein akzeptierten Cut-off-Wert bei diesem Test. Der negative prädiktive Wert kann bis zu 90 % betragen, wobei die Spezifität unter Verwendung von unterschiedlichen Cutoff- Werten zwischen 10 und 44 auf 12 % sinkt.<sup>1</sup> Dadurch ist der Test in dieser Form nur schwer einsetzbar, da er komplett unterschiedlich interpretiert werden kann.<br /> Die häufigste Translokation, die mit dem Prostatakarzinom assoziiert ist, ist die Fusion des Gens TMPRSS2 (transmembrane Serin-Protease 2) mit dem ETSTranskriptionsfaktor ERG. Die Kombination von PCA3 mit TMPRSS2:ERG in einem Test erhöht die „area under the curve“ (AUC) signifikant auf 0,77 (p=0,001).<sup>2</sup> Dieser Kit ist allerdings noch nicht im Handel erhältlich.</p> <h2>SelectMDx</h2> <p>SelectMDx ist ein Risiko-Score, der den PSA-Wert, die PSA-Dichte (PSAD), die DRU und die Expression von mRNA-Markern verwendet. Mit SelectMDx konnte ein negativer prädiktiver Wert von 98 % für Prostatakarzinompatienten mit einem Gleason Score =7 nachgewiesen werden. Dieser Wert konnte in zwei prospektiven Kohorten validiert werden.<sup>3</sup> Leider gibt es bis jetzt keine Daten für SelectMDx bei Wiederholungsbiopsien oder für Reduktase- Inhibitoren.</p> <h2>Magnetresonanztomografie</h2> <p>In der größten veröffentlichten prospektiven Studie konnte die MRT einen negativen prädiktiven Wert von 89 % für Patienten mit einem klinisch signifikanten Prostatakarzinom (Gleason Score =4+3 und/oder mehr als 6mm Tumor in einem Kern) aufweisen.<sup>4</sup> Allerdings haben andere Studien Werte zwischen 65 % und 94 % gezeigt.<sup>5, 6</sup> Dies könnte auf die Interobserver- Variabilität zurückzuführen sein.<br /> Die MRT wurde mit der erweiterten Prostatabiopsie verglichen, was diese Werte sehr genau macht, während andere Biomarker üblicherweise mit einer systematischen 12-Core-Biopsie verglichen wurden.</p> <h2>Zusammenfassung und Aussicht</h2> <p>Gegenwärtig sollte die MRT bei der Entscheidung für eine Prostatabiopsie verwendet werden, da sie eine Menge an Informationen liefert und eine Vorgabe, die die Biopsie präziser macht. Wenn jedoch Urin-basierte Biomarker verfügbar sind, kann dies ein kostengünstigerer Weg sein, um zu entscheiden, ob bei einem Patienten weitere Diagnostik (MRT) durchgeführt werden sollten. Andere Anwendungen von Urin-basierten Biomarkern, z.B. beim Follow-up nach der Therapie oder bei der aktiven Überwachung, werden bald untersucht werden.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Auprich M et al.: A comparative performance analysis of total prostate-specific antigen, percentage free prostatespecific antigen, prostate-specific antigen velocity and urinary prostate cancer gene 3 in the first, second and third repeat prostate biopsy. BJU Int 2012; 109(11): 1627- 35 <strong>2</strong> Tomlins SA et al.: Urine TMPRSS2:ERG plus PCA3 for individualized prostate cancer risk assessment. Eur Urol 2016; 70(1): 45-53 <strong>3</strong> Van Neste L et al.: Detection of highgrade prostate cancer using a urinary molecular biomarker- based risk score. Eur Urol 2016; 70(5): 740-8 <strong>4</strong> Ahmed HU et al.: Diagnostic accuracy of multi-parametric MRI and TRUS biopsy in prostate cancer (PROMIS): a paired validating confirmatory study. Lancet 2017; 389(10071): 815- 22 <strong>5</strong> Sonn GA et al.: Prostate magnetic resonance imaging interpretation varies substantially across radiologists. Eur Urol Focus 2017; pii: S2405-4569(17)30266-3 <strong>6</strong> de Rooij M et al.: Accuracy of multiparametric MRI for prostate cancer detection: a meta-analysis. AJR Am J Roentgenol 2014; 202(2): 343-51</p>
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