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Sterben Männer beziehungsweise ihre Spermien aus?
Urologik
Autor:
Dr. Andrea Gnad
FÄ für Urologie, Andrologie & Sexualmedizin, FEBU<br>Salzburg<br>E-Mail: ordination@urologin-salzburg.at
30
Min. Lesezeit
15.03.2018
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<p class="article-intro">Gemäß einer aktuellen Studie, publiziert im „American Journal of Men’s Health“, hat die Spermienkonzentration in den letzten 35 Jahren um 57 % abgenommen.<sup>1</sup> Bei der Analyse der Daten waren geografische Unterschiede feststellbar. Es stellte sich heraus, dass der Lebensstil und Umweltfaktoren einen Einfluss auf die Spermienkonzentration haben. Der folgende Bericht gibt einen Überblick über diese Studie.</p>
<hr />
<p class="article-content"><p>Zu der interessanten Frage „Sterben Männer bzw. ihre Spermien aus?“ hat mich ein 2017 veröffentlichter Artikel im „American Journal of Men’s Health“ geführt. Pallav Sengupta hat eine schöne Übersichtsarbeit präsentiert, in der 138 Studien der letzten 35 Jahre zusammengefasst wurden. Die Spermiogramme stammten zu 44 % aus andrologischen Laboren, zu 28 % aus epidemiologischen Studien mit Spermiogrammen, zu 7 % von freiwilligen Spendern, die auf Inserate reagiert hatten, und zu 17 % aus IVF-Instituten.</p> <h2>Reduzierte Spermienkonzentration</h2> <p>80,4 % aller Studien haben das Alter der Patienten berücksichtigt. Ebenso 80,4 % aller inkludierten Studien haben einen Rückgang der Spermienkonzentrationen festgestellt, während bei 15,9 % keine Veränderungen festgestellt wurden. Nur bei 3,6 % der Studien wurde ein Anstieg der Spermienqualität beobachtet.<br />Besonders hervorzuheben ist auch die Berücksichtigung der geografischen Unterschiede. Über alle Studien hinweg ist eine Abnahme der Spermienkonzentration von 57 % festgestellt worden (Abb. 1)!</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1801_Weblinks_s6.jpg" alt="" width="1456" height="2199" /></p> <h2>Geografische Unterschiede</h2> <p>Besonders interessant sind auch die geografischen Unterschiede. Bis auf Australien kam es überall zur Abnahme der Spermienkonzentration.<br />In Nordamerika hat die Spermienkonzentration um 36,49 % abgenommen, allerdings mit regionalen Unterschieden. In Südamerika sank die Spermienkonzentration um 4,22 % . In Europa gab es eine Abnahme der Spermienkonzentration um 39 % . Briten und Dänen hatten hier die besten Spermienkonzentrationen, Spanier die schlechtesten. Auch jahreszeitliche Unterschiede wurden hier gefunden. Die Spermienkonzentration war im Herbst und Winter um 30 % besser als im Sommer. In Asien nahm die Spermienkonzentration um 38,2 % ab. Studien aus China, Indien, Japan, Israel und Saudi-Arabien wurden inkludiert. In Afrika sank die Spermienkonzentration um 72,58 % . Nigeria ist hier am stärksten betroffen. In Australien hat die Spermienkonzentration um 0,11 % zugenommen.<br />Zeitliche Verläufe der Abnahme der Spermienqualität korrelieren mit der ebenso weltweit beobachteten Zunahme der Hodentumoren.</p> <h2> </h2> <p> </p> <h2>Ursachen</h2> <p>Die Ursachen sind multifaktoriell (Abb. 2). Der Einfluss des Pestizideinsatzes und endokrin aktiver Substanzen sowie verschiedene Umwelteinflüsse scheinen zuzunehmen. Weiters sind Faktoren des Lebensstils und systemische Erkrankungen wie das metabolische Syndrom oder STD schuld an der weltweiten Abnahme der Spermienkonzentrationen. Auch das Alter spielt eine Rolle. Ein höheres Alter birgt ein höheres Risiko für systemische Erkrankungen.<br />Die vorhandenen Daten – wenn sie auch sicher Diskussionen herbeiführen – zeigen, wie wichtig Lebensstil und Umweltfaktoren für die Fertilität sind.</p></p>
<p class="article-footer">
<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
<div class="collapse" id="collapseLiteratur">
<p><strong>1</strong> Sengupta P et al.: The disappearing sperms: analysis of reports published between 1980 and 2015. Am J Mens Health 2017; 11(4): 1279-304</p>
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