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Prostatabiopsie bei negativem mpMRT

<p class="article-intro">In diesem Kommentar möchten wir aufgrund der aktuellen Debatten die Vor- und Nachteile diskutieren, eine Prostatabiopsie bei Patienten mit erhöhten Werten des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) und unauffälliger multiparametrischer Magnetresonanztomografie (mpMRT) der Prostata zu vermeiden. Einerseits können durch das Unterlassen einer Standardbiopsie die Komplikationsraten deutlich gesenkt werden. Andererseits ist die Detektionsqualität mittels mpMRT durchaus kontroversiell zu betrachten.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Seit nunmehr zwei Jahren untersuchen die gro&szlig;en Studien PROMIS, PRECISION, MRI-FIRST und die 4M-Studie die M&ouml;glichkeit, eine Prostatabiopsie bei Patienten mit erh&ouml;hten PSA-Werten und negativer mpMRT zu vermeiden. Die Ergebnisse dieser Studien haben zu den aktuellen &Auml;nderungen in den EAU-Leitlinien 2019 gef&uuml;hrt. <br />Die Empfehlungen der EAU bei Biopsienaiven Patienten lauten:</p> <ul> <li>eine mpMRT der Prostata vor Biopsie durchzuf&uuml;hren (Level of Evidence [LE] 1a, schwache Empfehlung)</li> <li>bei einer PI-RADS-L&auml;sion &ge; 3 eine kombinierte MRT-gezielte und systematische Biopsie durchzuf&uuml;hren (LE 2a, starke Empfehlung)</li> <li>bei einer PI-RADS-L&auml;sion &le; 2 und einer geringen klinischen Wahrscheinlichkeit f&uuml;r Prostatakarzinom in Absprache mit dem Patienten eine Biopsie zu vermeiden (LE 2a, schwache Empfehlung)</li> </ul> <p>Bei Patienten mit vorangegangener Negativbiopsie empfiehlt die EAU:</p> <ul> <li>eine mpMRT der Prostata vor Biopsie durchzuf&uuml;hren (LE 1a, starke Empfehlung)</li> <li>bei einer PI-RADS-L&auml;sion &ge; 3 lediglich eine MRT-gezielte Biopsie durchzuf&uuml;hren (LE 2a, schwache Empfehlung)</li> <li>bei einer PI-RADS-L&auml;sion &le; 2 und einer gro&szlig;en klinischen Wahrscheinlichkeit f&uuml;r Prostatakarzinom in Absprache mit dem Patienten eine systematische Biopsie durchzuf&uuml;hren (LE 2a, starke Empfehlung)</li> </ul> <p>W&auml;hrend einer Leitlinien-Debatte im Rahmen der Jahrestagung der EAU 2019 in Barcelona, Spanien, besch&auml;ftigten sich unabh&auml;ngige Experten mit der Evidenz f&uuml;r diese neuen Empfehlungen. Im Anschluss an die Debatte nahm das Publikum an der Diskussion teil und stimmte &uuml;ber das Thema ab. Die Abstimmung h&auml;tte enger nicht ausfallen k&ouml;nnen: Knapp 50 % stimmten gegen die Durchf&uuml;hrung einer Standardbiopsie bei den zuvor beschriebenen Patienten. Diese 50/50-Haltung in der urologischen Gemeinschaft spricht einmal mehr daf&uuml;r, dass weitere Analysen und Diskussionen notwendig sein werden, um den optimalen Weg mit und f&uuml;r den Patienten eingehen zu k&ouml;nnen.</p> <h2>mpMRT bei Patienten mit erh&ouml;hten PSA-Werten</h2> <p>Neben der Diskussion, ob eine mpMRT eine Biopsie in Zukunft m&ouml;glicherweise ersetzen kann, zeigt diese Untersuchungsmethode mittlerweile bekannte, gro&szlig;e Vorteile. MRT-gezielte Biopsien erh&ouml;hen die Chancen, klinisch signifikante Prostatakarzinome zu detektieren und zeitgleich die Rate an klinisch insignifikanten Prostatakarzinomen zu senken. Des Weiteren k&ouml;nnen die Gr&ouml;&szlig;e und der exakte Gleason-Score einer L&auml;sion genauer als mit einer Standardbiopsie erkannt werden. <br />Kontroversiell wird weiterhin die Rolle eines negativen mpMRT-Ergebnisses gesehen. Die Autoren der PRECISION-Studie zogen die Schlussfolgerung, dass ein negatives mpMRT-Ergebnis im Vergleich zu einer negativen Standardbiopsie zu einer geringeren Anzahl an weiterf&uuml;hrenden Tests f&uuml;hrt und somit die mpMRT m&ouml;glicherweise einer Standardbiopsie &uuml;berlegen ist. Anhand der Ergebnisse der MRI-FIRST-Studie konnte gezeigt werden, dass die systematische Biopsie bei Biopsie-naiven Patienten nicht durch eine mpMRT ersetzt werden kann. Insbesondere in den USA kann eine Verz&ouml;gerung der Diagnose Prostatakrebs durch das Unterlassen einer Biopsie schwerwiegende Haftungsfolgen haben. Erw&auml;hnenswert ist auch hier die mitunter gro&szlig;e Variabilit&auml;t der Befundung einzelner Untersucher, selbst unter erfahrenen Uroradiologen. Zu guter Letzt ist der negativ pr&auml;diktive Wert der mpMRT nicht hoch genug, um eine begr&uuml;ndete Empfehlung gegen eine Biopsie bei Patienten mit negativer mpMRT auszusprechen. <br />Ein gewichtiges Gegenargument sind die Risiken, die mit einer Standardbiopsie einhergehen: erh&ouml;hte Infektionsraten und Hospitalisierungen sowie &Uuml;berdiagnosen von insignifikantem Prostatakarzinom. <br />In Zukunft wird m&ouml;glicherweise das Zusammenspiel aus Biomarkern und klinischer Information (z. B. PSA-Dichte, ...) die Niedrig-Risiko-Patienten filtern k&ouml;nnen, die anstelle einer Biopsie eine mpMRT wahrnehmen k&ouml;nnen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Urologik_Uro_1903_Weblinks_uro_1903_s46_abb1_shariat.jpg" alt="" width="1455" height="599" /></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p>bei den Verfassern</p> </div> </p>
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