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Aktuelle Studien in der Uroonkologie

Neues zum Urothelkarzinom

<p class="article-intro">Der alljährlich stattfindende Kongress der European Association of Urology (EAU) war wie immer geprägt von wichtigen Erkenntnissen und dem Bemühen, diese Neuerungen in Europa zu etablieren und Standards in der Betreuung der Patienten über den gesamten Kontinent zu generieren. Es steht außer Zweifel, dass mit der Einführung von neuen diagnostischen Tools und Therapeutika eine Revolution in der Therapie des Blasenkarzinoms stattgefunden hat. In diesem kurzen Überblick werden einige Abstracts betreffend das muskelinvasive und metastasierte Urothelkarzinom präsentiert. Der Fokus wird auf eine multidisziplinäre Betreuung von fortgeschrittenen Erkrankungen gelegt.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Muskelinvasives Urothelkarzinom der Harnblase</h2> <p><strong>Steigende Zahl der inkontinenten Harnableitung: eine Populationsanalyse von radikalen Zystektomien in Deutschland zwischen 2006 und 2013<sup>1</sup></strong><br /> Groeben et al aus Dresden versuchten Trends betreffend die Wahl der Harnableitung in Deutschland zu eruieren und Outcomes nach radikaler Zystektomie zu evaluieren. Anhand einer retrospektiven Analyse wurden alle Blasenkarzinomf&auml;lle untersucht, die im Zeitraum von 2006 bis 2013 einer radikalen Zystektomie zugef&uuml;hrt worden waren. Basierend auf dem Typ der Harnableitung (inkontinent versus kontinent) wurden die Kosten, die Krankenhausmortalit&auml;t und die Zahl der Bluttransfusionen bewertet. Insgesamt 53 057 F&auml;lle wurden inkludiert. Interessant war, dass die Zahl der radikalen Zystektomien im Laufe des Beobachtungszeitraumes gestiegen, die Anzahl der kontinenten Ableitungen jedoch gleich geblieben war. Die Zahlen der Untersuchung zeigen, dass Patienten, die eine Ureterokutaneostomie erhielten, &auml;lter waren (74,4 Jahre) als jene Patienten, f&uuml;r die die Entscheidung f&uuml;r ein Ileumconduit (71,3 Jahre), eine orthotope Neoblase (63,1 Jahre) oder einen kontinenten Pouch (61,1 Jahre) getroffen wurde. Die multivariate Analyse ergab, dass sowohl Alter als auch m&auml;nnliches Geschlecht die st&auml;rksten Pr&auml;diktoren daf&uuml;r waren, dass Patienten eine kontinente Ableitung erhielten. Au&szlig;erdem wurde in Krankenh&auml;usern mit h&ouml;heren Fallzahlen eher eine kontinente Harnableitung durchgef&uuml;hrt. Als sekund&auml;rer Endpunkt wurde die Krankenhausmortalit&auml;t evaluiert. Ermittelt wurde sie anhand univariabler Analysen und sie ergab, dass die Rate der Krankenhausmortalit&auml;t f&uuml;r Patienten mit inkontinenter Ableitung h&ouml;her war als f&uuml;r Patienten mit kontinenter. Patienten mit inkontinenter Harnableitung erhielten eher Bluttransfusionen. Weitere multivariate Analysen zur genaueren Evaluierung wurden leider nicht durchgef&uuml;hrt. Zusammengefasst scheinen Patienten, bei denen eine inkontinente Harnableitung durchgef&uuml;hrt wurde, im Durchschnitt &auml;lter zu sein und mehr Komorbidit&auml;ten zu haben. Vermutlich sind die Mortalit&auml;t und Zahl der Bluttransfusionen mehr eine Folge der Komorbidit&auml;ten und des Alters der Patienten als eine Folge der gew&auml;hlten Harnableitung. Ein Anstieg der Zahl an inkontinenten Harnableitungen resultiert aus der steigenden Anzahl der radikalen Zystektomien bei &auml;lteren und tendenziell kr&auml;nkeren Patienten.</p> <p><strong>Gebrauch von antibiotischer Prophylaxe im Rahmen von radikalen Zystektomien bei Patienten mit der Diagnose Harnblasenkarzinom<sup>2</sup></strong><br /> Anhand eines multiinstitutionellen Datasets analysierten Haider et al retrospektiv die Rolle der Antibiotikaprophylaxe. Patientendaten aus der Zeit zwischen 2009 und 2015 wurden erhoben und somit 217 Patienten inkludiert. Die mittlere Dauer der Hospitalisation nach radikaler Zystektomie lag bei 13 Tagen (IQR 11&ndash;20,5). Jedoch waren 9,2 % der Patienten auch nach 30 Tagen noch in station&auml;rer Behandlung. 16,1 % der Patienten wurden vor Tag 30 nach Hause entlassen, mussten jedoch innerhalb von 30 Tagen postoperativ wieder station&auml;r aufgenommen werden. 60 % der Patienten hatten bereits vor Durchf&uuml;hrung der Operation eine liegende Drainage wie zum Beispiel einen transurethralen Dauerkatheter, eine innere Harnleiterschiene oder eine perkutane Nephrostomie. Ein Gro&szlig;teil der Patienten (95 % ) hatte pr&auml;operativ eine Darmvorbereitung erhalten. Die am h&auml;ufigsten verwendete Antibiotikatherapie zur perioperativen Prophylaxe war eine Kombination aus Metronidazol (98,2 % ) mit einem Cephalosporin (89,9 % ), in den meisten F&auml;llen Cefuroxim. Die Antibiose wurde im Durchschnitt bis zum 7. postoperativen Tag nach Zystektomie fortgesetzt (IQR 5&ndash;14). Nach Beendigung der initial begonnenen Antibiotikatherapie musste bei 51,6 % der Patienten ein weiteres Antibiotikum eingesetzt werden. Insgesamt hatten 42 Patienten (19,4 % ) einen Harnwegsinfekt, 9,7 % hatten eine Pyelonephritis, 7,8 % eine Urosepsis und bei 1,8 % wurde ein septischer Schock dokumentiert. Als die h&auml;ufigsten Erreger wurden Enterococcus spp. sowohl in den Harn- als auch in den Blutkulturen nachgewiesen. Ergebnisse dieser Studie zeigten eine signifikante Resistenz gegen Cephalosporine und Ciprofloxacin. Die endg&uuml;ltige multivariate Analyse ergab, dass eine kontinente Harnableitung der einzige signifikante Pr&auml;diktor f&uuml;r das Vorliegen eines Harntraktinfektes war. Eine der Limitationen der Studie war, dass nur 6,9 % der Patienten eine neoadjuvante Chemotherapie erhielten, obwohl 68 % ein Tumorstadium von pT2+ hatten. Zus&auml;tzlich war die Wahl der perioperativen Antibiose abh&auml;ngig vom vorliegenden Antibiogramm und dieses wiederum von Land und Region. Wichtigste Erkenntnis dieser Erhebung ist, dass man bisher f&auml;lschlicherweise annahm, Escherichia coli sei f&uuml;hrender Verursacher von Harntraktinfekten in der untersuchten Patientenpopulation. Es war jedoch Enterococcus, der haupts&auml;chlich zu perioperativen Infekten f&uuml;hrte. Genau dieser Erreger wird jedoch von den g&auml;ngigen antibiotischen Prophylaxeregimes nicht abgedeckt. &bdquo;Take-home message&ldquo; ist schlie&szlig;lich zum einen, dass die Zahl der Harnwegsinfekte nach radikaler Zystektomie hoch war und die Dauer der Antibiose nicht das Risiko eines Infektes beeinflusste, weswegen eine k&uuml;rzere Antibiotikagabe angestrebt werden sollte. Zum anderen wurde Enterococcus als f&uuml;hrender Verursacher von Harntraktinfekten nach radikaler Zystektomie extrahiert, was in der Wahl der Antibiotika ber&uuml;cksichtigt werden sollte.</p> <p><strong>Reine histologische Varianten sind mit kurzem &Uuml;berleben nach radikaler Zystektomie bei Patienten mit Harnblasenkarzinom assoziiert<sup>3</sup></strong><br /> Die Gruppe von Vita Salute aus Mailand pr&auml;sentierte ihre retrospektiv im Zeitraum von 1990 bis 2013 erhobenen Daten von 1067 Patienten, die eine radikale Zystektomie mit pelviner Lymphadenektomie (PLND) erhalten hatten. Die Patientenkohorte wurde basierend auf ihrem pathologischen Befund in drei Gruppen aufgeteilt: reine histologische Variante (Urothelkarzinom), gemischte Variante (Urothelkarzinom) und variante Histologie (basierend auf dem pathologischen Befund des Zystektomiepr&auml;parates). Aus der Gesamtpopulation der Patienten wurden insgesamt 19 % mit gemischter und 13 % mit purer Variante nach Zystektomie ermittelt. Patienten mit einer Mischform hatten haupts&auml;chlich sarkomatoide, lymphoepitheliale, Plattenepithel- und glandul&auml;re Varianten. Jene Patienten mit einer gemischten Variante hatten eher Tumoren im Stadium pT3+, zeigten eher eine lymphovaskul&auml;re Invasion und positive Resektionsr&auml;nder. Innerhalb einer mittleren Follow-up-Zeit von 6,5 Jahren hatten Patienten mit &bdquo;pure variant&ldquo; Histologie eine h&ouml;here Rezidivrate, krebsspezifische Mortalit&auml;t und Gesamtmortalit&auml;t (HR: 2,04, 1,48 und 1,40 retrospektiv). Das Vorliegen einer gemischten histologischen Variante erbrachte im Vergleich zu reinen Varianten keinen signifikanten Risikounterschied. Die Autoren postulieren, dass das Wissen &uuml;ber den vorliegenden histologischen Befund und somit &uuml;ber die histologische Variante eine gewichtige Rolle hinsichtlich weiterer klinischer Entscheidungen spielt. &Auml;hnlich wie bei vielen retrospektiven Studien gab es keine Validierung oder Erhebung eines Interrater-Agreements. Eine weitere Studienlimitation ergibt sich dadurch, dass die Anteile der einzelnen histologischen Varianten bei gemischten histologischen Befunden nicht angegeben wurden. Die endg&uuml;ltigen histologischen Befunde nach radikaler Zystektomie f&uuml;r retrospektive Studien zu verwenden ist zwar m&ouml;glich, im klinischen Alltag werden jedoch die pathologischen Befunde nach transurethraler Resektion der Blase als Entscheidungsgrundlage herangezogen.</p> <p><strong>Verwendung der 20-Gen-Expressions- Signatur, um positive Lymphknoten bei Zystektomie aufgrund eines muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms vorherzusagen: bisher nicht validiert<sup>4</sup></strong><br /> Im Zeitalter der Pr&auml;zisionsmedizin sind klinische Entscheidungen, die auf der Analyse von entsprechenden Biomarkern basieren, essenziell. Bereits im Jahr 2011 demonstrierten Smith et al, dass eine 20-Gen-Expression mit einer Genauigkeit von 0,67 (95 % CI: 0,44&ndash;0,65) ein lymphknotenpositives Stadium vorhersagen konnte. Auf Basis dieser Studie untersuchten Van Kessel et al aus Rotterdam retrospektiv die 20-Gen-Expression nach transurethraler Resektion der Harnblase von insgesamt 139 Patienten, die sp&auml;ter eine radikale Zystektomie und pelvine Lymphadenektomie erhielten (91 LN negativ, 48 LN positiv). Anhand der Analysen konnten die Autoren keinen pr&auml;diktiven Wert f&uuml;r das 20-Gen-Modell evaluieren. Die errechnete AUC f&uuml;r den anhand des 20-Gen- Modells errechneten Risikoscore lag bei 0,54 (95 % CI: 0,44&ndash;0,65). Diese Studie spiegelt die Schwierigkeit wider, reproduzierbare Biomarker zu finden, deren Anwendung man aus einem theoretischen und wissenschaftlichen Setting in die klinische Arbeit umsetzen kann. Die Studie von Smith et al verwendete Zystektomiepr&auml;parate, w&auml;hrend die Untersuchung von Van Kessel auf Samples der transurethralen Resektion basierte, was im klinischen Alltag sinnvoller erscheint.</p> <p><strong>Vergleich der Effektivit&auml;t von trimodaler Therapie versus radikale Zystektomie in der Therapie von lokal fortgeschrittenem muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase<sup>5</sup></strong><br /> In den letzten Jahren hat das Interesse an der Durchf&uuml;hrung einer trimodalen Therapie (TMT) in der Behandlung des lokal fortgeschrittenen muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms zugenommen (TMT: transurethrale Resektion der Harnblasentumoren, Radiatio und Chemotherapie). Seisen et al extrahierten aus der US National Cancer Database (NCDB) 12 843 Patienten mit cN0M0-Harnblasenkarzinom, die entweder eine TMT (n=1257, 9,8 % ) oder eine radikale Zystektomie (n=11 586, 90,2 % ) erhalten hatten. Sie berechneten das Gesamt&uuml;berleben (&bdquo;overall survival&ldquo;, OS) anhand von Kaplan-Meier-Analysen und fanden zwischen den beiden Gruppen keinen signifikanten Unterschied im mittleren Gesamt&uuml;berleben (TMT 39,6 Monate versus 43,0 Monate, p=0,29). Obwohl sich anhand einer Cox-Regressions-Analyse ein k&uuml;rzeres Gesamt&uuml;berleben mit TMT zeigte (HR: 1,37; 95 % CI: 1,16&ndash;1,59), erbrachten erg&auml;nzend durchgef&uuml;hrte Subgruppenanalysen unter Ber&uuml;cksichtigung der Faktoren Alter der Patienten (HR: 1,21; 95 % CI: 0,83&ndash; 1,60), weibliches Geschlecht (HR: 1,28; 95 % CI: 0,83&ndash;1,74), Charlson Comorbidity Index &ge;1 (HR: 1,10; 95 % CI: 0,83&ndash;1,38) oder &ge;cT3-Stadium (HR: 1,16; 95 % CI: 0,80&ndash; 1,52) keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Als gewichtigste Limitation dieser Erhebung kann die Verwendung der NCDB angesehen werden, die keine Auskunft &uuml;ber das krankheitsspezifische Outcome liefert. Mangels detaillierter Informationen kann man anhand der Daten dieser Studie annehmen, dass TMT kein schlechteres Outcome f&uuml;r Patienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase in einem gut selektierten Patientenkollektiv ergibt. Ob diese Erkenntnis nun in Bezug auf alle Patienten im Stadium einer muskelinvasiven Erkrankung angewendet werden kann, ist fraglich.</p> <p><strong>Bringt eine neoadjuvante Chemotherapie vor radikaler Zystektomie einen &Uuml;berlebensvorteil? SWOG-8710 Trial<sup>6</sup></strong><br /> Die neoadjuvante cisplatinbasierte Chemotherapie (NAC) vor radikaler Zystektomie (RC) in der Behandlung des muskelinvasiven Urothelkarzinoms der Harnblase ist eine etablierte Behandlungsstrategie mit Level-1-Evidenz, ohne dass dabei au&szlig;er Acht gelassen werden darf, dass diese Empfehlung anhand von Erhebungen aus einem ideal vorselektierten Patientenkollektiv im Rahmen von klinischen Studien getroffen wurde. Ziel dieser am EAU pr&auml;sentierten Studie war es, anhand eines gro&szlig;en Patientenkollektivs den Nutzen der NAC zu evaluieren. Die verwendeten Daten stammen aus der National Cancer Database (NCDB). Es wurden Daten von Patienten mit nicht metastasiertem muskelinvasivem Blasenkarzinom aus dem Zeitraum zwischen 2004 und 2012 extrahiert, die eine NAC erhielten (in den Stadien cT2N0M0 bis cT4aN0M0). Die Daten ergaben, dass insgesamt 8732 der Patienten radikal zystektomiert wurden, jedoch nur 19 % eine neoadjuvante Chemotherapie erhielten. Diese Daten entsprechen den aktuellen Trends, die bereits mehrfach in der Literatur diskutiert wurden, n&auml;mlich der Tatsache, dass die neoadjuvante Chemotherapie im klinischen Alltag viel zu selten Anwendung findet. Besonders erw&auml;hnenswert ist, dass Patienten in der Untersuchungskohorte &auml;lter und eher Frauen waren und sich in einem klinisch weiter fortgeschrittenen Tumorstadium befanden. Um die Komorbidit&auml;ten und beeinflussenden Faktoren zu ber&uuml;cksichtigen, verwendeten die Autoren &bdquo;propensity scores&ldquo;. Es wurden NAC und RC sowie RC alleine verglichen. Der prim&auml;re Endpunkt war das Gesamt&uuml;berleben. NAC war assoziiert mit einem &Uuml;berlebensvorteil (HR: 0,88, p=0,017) und mit einer h&ouml;heren Downstaging-Rate (13,3 % bei NAC und RC versus 2,3 % bei RC) sowie einer geringeren Mortalit&auml;t 90 Tage postoperativ. Limitation der Studie war, dass lediglich Patienten mit einem Charlson Comorbidity Index von 0, also ansonsten gesunde Patienten, inkludiert wurden. Daten dieser Studie unterstreichen erneut, dass die neoadjuvante Chemotherapie in der Behandlung von Patienten mit muskelinvasivem lokal fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom zu selten durchgef&uuml;hrt wird. Dieser Tatsache und der Sensibilisierung f&uuml;r dieses Thema soll im Allgemeinen mehr Beachtung geschenkt werden.</p> <p><strong>Vergleich der Effektivit&auml;t zwischen neoadjuvanter und adjuvanter Chemotherapie bei Patienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase<sup>7</sup></strong><br /> Seisen et al verglichen anhand von Daten aus der National Cancer Database den Nutzen von neoadjuvanter Chemotherapie im Vergleich zu adjuvanter Chemotherapie. Sie extrahierten Daten von insgesamt 10 056 Patienten, die aufgrund eines cT24- N0M0-Tumors radikal zystektomiert wurden. 8312 (82,7 % ) Patienten erhielten eine adjuvante und 1744 (17,3 % ) eine neoadjuvante Chemotherapie. Das mittlere Gesamt&uuml;berleben war im adjuvanten Therapiesetting signifikant l&auml;nger, n&auml;mlich 42,0 (95 % CI: 39,5&ndash;44,6) vs. 33,7 (95 % CI: 29,4&ndash;38,1) Monate (p=0,001). Zus&auml;tzliche Analysen zeigten, dass der deutlichste Benefit f&uuml;r die Durchf&uuml;hrung einer adjuvanten Therapie im klinischen Stadium T2 lag. Patienten im T3-Stadium hatten ein schlechteres Outcome. Eine Limitation der Studie war, dass der Zeitpunkt der adjuvanten Chemotherapie so gew&auml;hlt war, dass nicht genau eruiert werden kann, inwiefern die Durchf&uuml;hrung der Therapie noch als adjuvant bezeichnet werden konnte und nicht eher auch Patienten mit Salvage-Chemotherapie inkludiert wurden, denn das gew&auml;hlte Therapieregime wurde nicht exakt erw&auml;hnt. Schlie&szlig;lich geht man davon aus, dass Patienten im klinischen Stadium T2 in den meisten F&auml;llen keine ung&uuml;nstigen endg&uuml;ltigen histologischen Befunde haben, sodass sie per definitionem keine adjuvante Therapie erhielten. In diesem Fall w&auml;re der klinische Verlauf auch ohne adjuvante Chemotherapie prognostisch g&uuml;nstig. Patienten im klinischen Stadium T2 profitierten jedoch am meisten von der adjuvanten Chemotherapie, sodass man anhand der Daten eine Empfehlung hinsichtlich adjuvanter Therapie im T2-Stadium geben kann und danach eine neoadjuvante Chemotherapie nicht mehr indiziert ist.</p> <h2>Metastasiertes Urothelkarzinom</h2> <p><strong>Kann eine radikale Zystektomie bei metastasierten Patienten ohne zus&auml;tzliche Risiken durchgef&uuml;hrt werden? Auswirkungen der Lokalisation von Metastasen eines Blasenkarzinoms auf die Krankenhausmortalit&auml;t<sup>8</sup></strong><br /> Zaffuto et al aus Montreal untersuchten die Krankenhausmortalit&auml;t von Patienten, die eine Zystektomie erhielten, bezogen auf das Vorhandensein und die Lokalisation von Metastasen. &Uuml;ber die &bdquo;US Inpatient Sample&ldquo;(NIS)-Datenbank konnten 25 004 Patienten identifiziert werden, die in den Jahren von 2004 bis 2013 einer radikalen Zystektomie unterzogen worden waren. Bei insgesamt 5049 Patienten lag zum Zeitpunkt der Operation eine Metastasierung vor. Die Patienten wurden weiter aufgeteilt in eine Gruppe mit nicht regionalen Lymphknotenmetastasen (n=1726) und eine ohne (n=3323) Organmetastasen. Die assoziierte Krankenhausmortalit&auml;t war jeweils 1,5 % , 3,5 % und 2,0 % f&uuml;r Patienten mit nicht regionalen Lymphknotenmetastasen alleine, Patienten mit Organmetastasen und nicht metastasierte Patienten. In der multivariaten Regressionsanalyse waren Organmetastasen signifikant mit einer erh&ouml;hten Krankenhausmortalit&auml;t assoziiert (OR: 1,68; 95 % CI: 1,26&ndash;2,20), wohingegen bei Patienten mit nicht regionalen Lymphknotenmetastasen keine Assoziation bestand (OR: 0,84; 95 % CI: 0,62&ndash;1,11). Einschr&auml;nkungen der Studie sind in erster Linie auf die NIS-Datenbank zur&uuml;ckzuf&uuml;hren, die keinerlei Auskunft &uuml;ber den weiteren Verlauf der Patienten nach der Entlassung gibt. Die Ergebnisse der Untersuchung unterst&uuml;tzen den Trend, jene Patienten, die wahrscheinlich davon profitieren, trotz Metastasierung des Urothelkarzinoms einer Zystektomie zuzuf&uuml;hren. Aufgrund dieser Daten scheint die radikale Zystektomie f&uuml;r diese Patienten eine sichere Behandlungsoption zu sein. Es sind jedoch weitere Studien mit weniger Einschr&auml;nkungen notwendig, um dies zu best&auml;tigen.</p> <p><strong>Pembrolizumab hat einen klinisch signifikanten Effekt als Erstlinientherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem Urothelkarzinom, die nicht f&uuml;r eine Chemotherapie mit Cisplatin geeignet sind &ndash; Ergebnisse einer Subgruppenanalyse der KEYNOTE-052-Studie<sup>9</sup></strong><br /> Die Anwendung von Immuntherapeutika hat einen immer gr&ouml;&szlig;er werdenden Stellenwert in der Behandlung des metastasierten Urothelkarzinoms (mUC). Das Urothelkarzinom scheint aufgrund seiner hohen Mutationslast auf Immuntherapeutika sehr gut anzusprechen. Bei Pembrolizumab handelt es sich um einen PD-1-Rezeptorblocker, dessen Wirksamkeit bereits in der Zweitlinientherapie nach Cisplatin best&auml;tigt wurde. Ziel dieser Studie war es, den potenziellen Nutzen von Pembrolizumab als Erstlinientherapie zu untersuchen, mit besonderem Augenmerk auf Patienten, die nicht geeignet f&uuml;r eine Chemotherapie sind. In eine randomisierte, kontrollierte Studie wurden 370 Patienten eingeschlossen. Bei 24 % zeigte sich ein objektives Ansprechen des Tumors auf die Therapie mit Pembrolizumab. Bei den Patienten, die f&uuml;r mindestens 4 Monate an der Studie teilnahmen, waren es insgesamt 27 % . Die untersuchte Patientenpopulation war eine Hochrisikogruppe, 42 % der Patienten pr&auml;sentierten sich mit zumindest ECOG 2 und 85 % hatten Organmetastasen. Insgesamt zeigte sich bei 58 % der Patienten eine Reduktion der Tumorgr&ouml;&szlig;e, mit einer medianen Zeit bis zum Ansprechen von zwei Monaten. Der Median der Dauer des Ansprechens wurde nicht erreicht, da bei 83 % der Patienten zum Ende der Studie immer noch ein Behandlungserfolg gegeben war. Ein komplettes Ansprechen konnte bei 6 % verzeichnet werden, einen Vorteil gab es jedoch in allen untersuchten Untergruppen. Der &bdquo;combined positive score&ldquo; (CPS) wurde als Biomarker f&uuml;r die PD- 1-Expression auf Tumor- und Immunzellen bestimmt. Bei Patienten mit einem CPS &gt;10 % lag die objektive Ansprechrate bei 44 % (34&ndash;55) und 10 % hatten ein komplettes Ansprechen. Lediglich 19 Patienten mussten die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen beenden. Diese Ergebnisse sind hochinteressant und Teil einer neuen &Auml;ra in der Behandlung des Urothelkarzinoms.</p> <p><strong>Aktuelle Metaanalyse der Salvage- Therapie f&uuml;r metastasiertes Urothelkarzinom: Vergleich zwischen Immuntherapie und Einzel- bzw. Doppel-Agens- Chemotherapie<sup>10</sup></strong><br /> Necchi et al f&uuml;hrten eine Metaanalyse von verschiedenen aktuellen Behandlungsoptionen f&uuml;r mUC (metastasiertes Urothelkarzinom) nach dem PICO-Schema durch, bei der acht immunonkologische (IO) Studien (n=1311), 22 Einzel-Agens-Chemotherapie( CT)-Studien (n=1202) und 24 Double-Chemotherapie-Studien (n=708) analysiert wurden. Es zeigte sich, dass IO und Double-Chemotherapie der Einzel- Agens-Chemotherapie hinsichtlich der Rate f&uuml;r objektives Ansprechen (ORR) &uuml;berlegen waren. Das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) war sowohl bei Einzel- als auch Double-CT l&auml;nger als bei IO. Das Gesamt&uuml;berleben war bei IO und Double-CT gleich lang und dem von Einzel-Agens-CT &uuml;berlegen. Bei einer Subgruppenanalyse wurde die einzige doppelblinde Phase-III-Studie aus den Daten entfernt. Danach zeigten sich die Ergebnisse zu ORR als gleich, aber die Unterschiede hinsichtlich des PFS und OS waren nicht mehr statistisch signifikant. Double-CT hatte die h&ouml;chste ORRund PFS-Rate, w&auml;hrend IO bei PD-L1-positiven Patienten die h&ouml;chste OS-Rate zeigte. In einer weiteren Untergruppe wurden die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r Therapieansprechen, PFS und OS bei PD-L1-positiven Patienten mit dem von jenen Patienten, die IO erhielten, verglichen. PFS und OS waren etwas l&auml;nger in der PD-L1-positiven Gruppe. Aufgrund des Studiendesigns ist die M&ouml;glichkeit eines Publikationsbias zu bedenken. Diese Studie zeigt die Komplexit&auml;t des mUC hinsichtlich seiner m&ouml;glichen Behandlungsstrategien. Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt die Standardtherapie bis zum Einlangen der Ergebnisse der aktuell laufenden randomisierten Phasen-III-Studien nach wie vor unver&auml;ndert.</p> <p><strong>Perioperative Chemotherapie hat keinen Einfluss auf das krankheitsfreie &Uuml;berleben beim Urothelkarzinom des oberen Harntraktes (UTUC): eine bev&ouml;lkerungsbasierte Studie<sup>11</sup></strong><br /> Goldberg et al aus Toronto untersuchten den Einfluss einer perioperativen Chemotherapie bei nicht metastasiertem UTUC (nmUTUC). &Uuml;ber das SEER(&bdquo;Surveillance, Epidemiology and End Results&ldquo;)-Krebsregister wurde eine Kohorte von 10 000 Patienten angelegt, die zwischen 2004 und 2013 aufgrund eines nmUTUC behandelt worden waren. Von diesen erhielten lediglich 16 % eine Chemotherapie und nur 35 % der Patienten waren Hochrisikopatienten (&gt;pT2 oder N1). Die Zahlen zeigen, dass &uuml;ber die Jahre die Durchf&uuml;hrung von Chemotherapien langsam angestiegen war. Patienten, die chemotherapiert wurden, waren charakterisiert durch ureterale Tumoren sowie ein h&ouml;heres Tumorstadium und Tumorgrading. Die krebsspezifische Mortalit&auml;t (CSM) war assoziiert mit h&ouml;herem Alter sowie mit Tumorstadium, Tumorgrading und Chemotherapie (HR: 1,151; 95 % CI: 1,003&ndash;1,32, p=0,044). Die Gesamtmortalit&auml;t (OM) war assoziiert mit m&auml;nnlichen Geschlecht, h&ouml;herem Alter, Stadium, Tumorgrading und ureteralen Tumoren, aber nicht mit der Durchf&uuml;hrung einer Chemotherapie. Eine Subgruppenanalyse von Patienten unter 65 Jahren zeigte &auml;hnliche Ergebnisse, w&auml;hrend bei Hochrisikopatienten die Chemotherapie keinen Einfluss auf CSM oder OM hatte. Die Aussagekraft der Studie wird durch das retrospektive Design sowie die mangelnde Angabe &uuml;ber den Zeitpunkt der Chemotherapie (adjuvant/neoadjuvant) limitiert, auch wenn bei einem Gro&szlig;teil der Patienten von einem adjuvanten Setting ausgegangen werden kann. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Durchf&uuml;hrung einer Chemotherapie bei Patienten mit nmUTUC nach wie vor zu selten Anwendung findet.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Groeben C et al: Increasing use of incontinent urinary diversion: a total population analysis of radical cystectomies in Germany from 2006 to 2013. EAU 2017, Session: BLEXIT &ndash; best perioperative outcomes from cystectomy, Abstr. 267 <strong>2</strong> Haider M et al: The use of antibiotic prophylaxis in patients undergoing radical cystectomy for bladder cancer. EAU 2017, Session: BLEXIT &ndash; best perioperative outcomes from cystectomy, Abstr. 265 <strong>3</strong> Moschini M et al: Pure histological variants are associated with poor survival at radical cystectomy in patients with bladder cancer. Session: BLEXIT &ndash; best perioperative outcomes from cystectomy, Abstr. 273 <strong>4</strong> Van Kessel K et al: 20-gene expression signature to predict lymph node positive disease at radical cystectomy for muscle-invasive bladder cancer: not validated. EAU 2017, Session: BLEXIT &ndash; best perioperative outcomes from cystectomy, Abstr. 264 <strong>5</strong> Seisen T et al: Comparative effectiveness of trimodal therapy versus radical cystectomy for localized muscle-invasive urothelial carcinoma of the bladder. EAU 2017, Session: BLEXIT &ndash; best perioperative outcomes from cystectomy, Abstr. 274 <strong>6</strong> Hanna N et al: Is neoadjuvant chemotherapy beneficial before radical cystectomy? Examining the external validity of the SWOG-8710 trial. EAU 2017, Session: Perioperative chemotherapy and advanced disease &ndash; increasing experience and new aspects. Abstr. 175 <strong>7</strong> Seisen T et al: Comparative effectiveness of selective adjuvant versus systematic neoadjuvant chemotherapybased strategy for muscle-invasive urothelial carcinoma of the bladder. EAU 2017, Session: Perioperative chemotherapy and advanced disease &ndash; increasing experience and new aspects. Abstr. 173 <strong>8</strong> Zaffuto E et al: Can radical cystectomy be performed safely in the metastatic setting? Location of metastatic bladder cancer as a determinant of inhospital mortality. Session: BLEXIT &ndash; best perioperative outcomes from cystectomy, Abstr. 266 <strong>9</strong> Powles T et al: Pembrolizumab produces clinically meaningful responses as first-line therapy in cisplatin-ineligible advanced urothelial cancer: results from subgroup analyses of KEYNOTE- 052. Session: Perioperative chemotherapy and advanced disease &ndash; increasing experience and new aspects. Abstr. 170 <strong>10</strong> Necchi A et al: Updated meta-analysis (MA) of salvage therapy for metastatic urothelial cancer (mUC): comparing outcomes of immunotherapy (IT) vs. single agent and doublet chemotherapy (CT). Session: Perioperative chemotherapy and advanced disease &ndash; increasing experience and new aspects. Abstr. 171 <strong>11</strong> Goldberg H et al: Perioperative chemotherapy does not improve disease free survival in upper tract urothelial carcinoma: a population based analysis. EAU 2017, Session: Upper urinary tract tumour: Outcomes after radical surgery &amp; peri-operative chemotherapy. Abstr. 1160</p> </div> </p>
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