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Medikamentöse Therapie der ED
Urologik
30
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14.09.2017
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<p class="article-intro">Störungen der Sexualfunktion sind kein „Luxusproblem“, denn sie treten oft im Rahmen anderer Krankheiten auf. In manchen Fällen sind sie ein frühes Warnzeichen, das nicht übergangen werden sollte. In erster Linie aber belasten sie die Betroffenen und ihre Partnerinnen. Dennoch sprechen nur wenige Männer offen über sexuelle Probleme. Daher ist es wichtig, dass die behandelnden Ärzte gezielt nachfragen, um eine erektile Dysfunktion frühzeitig zu erkennen und gezielt zu behandeln.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Sexuelle Funktionsstörungen beeinflussen die Lebensqualität der Patienten und ihrer Partnerinnen.</li> <li>Aus Scham sprechen die meisten Männer weder mit ihrer Partnerin noch mit dem Arzt über sexuelle Probleme.</li> <li>Männer mit kardiovaskulären Erkrankungen und Diabetiker leiden besonders oft an einer ED.</li> <li>Eine ED weist meist auf eine endotheliale Dysfunktion hin.</li> <li>PDE-5-Hemmer sind sicher und die erste Wahl in der Therapie der ED.</li> </ul> </div> <p>Das Regionalbüro für Europa der Weltgesundheitsorganisation WHO postuliert: „Sexuelle Gesundheit ist untrennbar mit Gesundheit insgesamt, mit Wohlbefinden und Lebensqualität verbunden.“<sup>1</sup> Sexuelle Störungen wie die erektile Dysfunktion (ED) wirken sich daher physisch wie psychisch negativ aus.</p> <h2>Der erste Schritt: das Problem ansprechen</h2> <p>Der Hauptgrund, warum Männer mit ED nicht darüber sprechen, ist Schamgefühl. <sup>2</sup> Dabei möchten laut einer Untersuchung aus Frankreich 82 % der Betroffenen mit ihrem Arzt über ihr Problem sprechen, 69 % davon wünschen sich allerdings, dass der Arzt das Thema anspricht.<sup>3</sup> <br />Die ED ist selten eine eigenständige Krankheit, sondern vielmehr ein Symptom, das auf andere Krankheiten hinweisen kann. So kommt es zum Beispiel bei Diabetes mellitus, hormonellen Störungen, neurologischen Erkrankungen wie multipler Sklerose und Parkinson sowie bei kardiovaskulären Krankheiten häufig zu Erektionsstörungen. Da die Risikofaktoren für die ED und Herz-Kreislauf- Krankheiten die gleichen sind (Alter, Hypertonie, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus, Übergewicht und Rauchen), kann eine ED bei ansonsten unauffälligen Männern ein frühes Symptom für eine Gefäßkrankheit sein.<sup>4</sup> Eine ED kann darüber hinaus psychisch bedingt sein, unter anderem bei Depressionen, Angst und Stress, oder durch Medikamente ausgelöst werden. In jedem Fall empfiehlt es sich, ED-Patienten sorgfältig klinisch zu untersuchen.</p> <h2>Wirkungsvolle Therapien verfügbar</h2> <p>Für die Behandlung einer ED stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung. Zunächst sollten eventuelle Grundkrankheiten behandelt werden. In vielen Fällen ist zudem eine Änderung des Lebensstils ratsam: mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, Gewichtsverlust und Rauchstopp. Dies ist jedoch meistens am schwierigsten für die Betroffenen.<br /> Bewährt hat sich die medikamentöse Therapie mit den PDE-5-Inhibitoren Sildenafil, Tadalafil, Vardenafil und Avanafil. Sie unterscheiden sich vor allem in der Zeit bis zum Eintritt der Wirkung und der Wirkungsdauer. Dabei zeichnet sich der jüngste Vertreter der PDE-5-Hemmer, Avanafil, durch einen besonders schnellen Eintritt der Wirkung und eine kurze Zeit bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration aus (Tab. 1). Alle derzeit erhältlichen Wirkstoffe sind gut verträglich, wobei die Nebenwirkungen unter Avanafil in der Regel geringer ausfallen als unter den älteren Substanzen. Am häufigsten werden Kopfschmerzen, Hitzegefühl und eine verstopfte Nase beschrieben.<br /> Wegen der guten Wirksamkeit und Verträglichkeit der oralen Therapeutika haben Injektionsverfahren wie MUSE (Medical Urethral System for Erection) und SKAT (Schwellkörperautoinjektionstherapie) an Bedeutung verloren.<sup>9</sup> Sie und Hilfsmittel wie Vakuumpumpen<sup>10</sup> sind Patienten vorbehalten, bei denen orale Medikamente nicht indiziert sind.<sup>9</sup> Als Ultima Ratio können Operationen wie die Penisprothesenimplantation ED-Patienten wieder zu einem erfüllten Sexualleben verhelfen.<sup>11</sup></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Urologik_Uro_1703_Weblinks_urologik_uro_1703_seite_22_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="542" /></p></p>
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> www.euro.who.int/de/health-topics/Lifestages/ sexual-and-reproductive-health/news /news/2011/06/sexual- health-throughoutlife/ definition <strong>2</strong> Baldwin K et al.: Under-reporting of erectile dysfunction among men with unrelated urologic conditions. Int J Impot Res 2003; 15: 87-9 <strong>3</strong> Billups KL et al.: Erectile dysfunction as a harbinger for increased cardiometabolic risk. Int J Impot Res 2008; 20: 236-42 <strong>4</strong> Giuliano FA et al.: Prevalence of erectile dysfunction among 7689 patients with diabetes or hypertension, or both. Urology 2004; 64: 1196-201 <strong>5</strong> Fachinformationen von Spedra<sup>®</sup>, Stand März 2016 <strong>6</strong> Fachinformationen von Viagra<sup>®</sup>, Stand Juni 2016 <strong>7</strong> Fachinformationen von Levitra<sup>®</sup>, Stand März 2017 <strong>8</strong> Fachinformationen von Cialis<sup>®</sup>, Stand März 2017 <strong>9</strong> Jost WH et al.: Leitlinie „Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion“ (in Überarbeitung, gültig bis 29. September 2017) <strong>10</strong> Derouet H et al.: Treatment of erectile dysfunction with external vacuum devices. Andrologia 1999; 31(Suppl 1): 89- 94 <strong>11</strong> Lewis R, Jordan G: Surgery for erectile dysfunction. In: Campbells Urology. 8th edition, vol. 2. Philadelphia: Saunders, 2002</p>
</div>
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