
Impfung gegen rezidivierende HWI
Bericht:
Reno Barth
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Die Impfung mit StroVac, einer Tot-Vakzine aus Bakterienstämmen, schützt langfristig zuverlässiger vor rezidivierenden Harnwegsinfekten als eine antibiotische Prophylaxe. Das zeigt eine im Rahmen des virtuellen EAU 2021 präsentierte Studie. Nach einem Jahr empfiehlt sich die Auffrischung der Impfung mit einer einzelnen Booster-Injektion.
Rezidivierende Harnwegsinfekte (rHWI) sind häufig und betreffen bis zu 30% aller Frauen, so Dr. Sebastian Nestler, Urogate Bad Vilbel. Die Therapie stützt sich in der Regel auf Antibiotika, wobei die immer schlechter werdende Resistenzlage die Erfolgschancen reduziert und die Medikamentenwahl erschweren kann. In dieser Situation werden dringend prophylaktische Strategien gesucht, die ohne Antibiose auskommen. Nestler hält jedoch fest, dass zu diesen Strategien die Evidenzlage ungeachtet der Häufigkeit der Erkrankung dünn ist. Eine dieser Optionen ist StroVac, eine Vakzine zur Prophylaxe und Behandlung rezidivierender bakterieller Harnwegsinfekte. Der Totimpfstoff enthält sechs verschiedene Stämme von Escherichia coli, Proteus mirabilis, Morganella morganii, Enterococcus faecalis und Klebsiella pneumoniae – und damit die in Europa am häufigsten für HWI verantwortlichen Bakterien. Eine Prophylaxe mit StroVac erfolgt in Form von drei i.m. Injektionen in Intervallen von jeweils einer Woche. Wirksamkeit und Sicherheit von StroVac wurden nun im Rahmen einer multizentrischen Studie in Deutschland im Vergleich zu einer antibiotischen Therapie mit Nitrofurantoin 100mg/d über sechs Monate untersucht. Ergebnisse wurden in zwei Posterpräsentationen im Rahmen des EAU 2021 vorgestellt.
Die Studie erhielt keine finanzielle Unterstützung. Da StroVac von Krankenversicherungen in Deutschland nicht erstattet wird, erfolgte die Teilnahme an der Studie daher anhand der Bereitschaft, die Kosten für den Impfstoff zu bezahlen. Eingeschlossen wurden Patientinnen mit rHWI und der Bereitschaft, für ein Follow-up von 24 Monaten oder mehr zur Verfügung zu stehen. Von den insgesamt 173 Patientinnen entschieden sich 124 für StroVac und 49 für Nitrofurantoin. Die Studie zeigte in der StroVac-Gruppe eine höhere Adhärenz: Drei Patientinnen (2,4%) brachen die Therapie nach der 1. Injektion wegen Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle ab. Die Antibiotikatherapie brachen 16,3% der Patientinnen ab. Im ersten Behandlungsjahr waren die Therapien mit 85% in der StroVac-Gruppe und 91,5% in der Nitrofurantoin-Gruppe gleich effektiv. Im zweiten Jahr erwies sich die Vakzine als überlegen. In der StroVac-Gruppe blieben 77,4% frei von Rezidiven, im Vergleich zu 42,9% in der Nitrofurantoin-Gruppe (Abb. 1).1
Booster erhöht Wirksamkeit im zweiten Behandlungsjahr
Nach dem 1. Jahr der Studie wurde den StroVac-Patientinnen gemäß Empfehlung des Herstellers eine Booster-Injektion angeboten, für die sich 76 Patientinnen entschieden (Gruppe 1), während 44 Patientinnen den Booster ablehnten (Gruppe 2). Hauptgründe für die Ablehnung waren, so Nestler, die nach wie vor hohe Zufriedenheit mit der initialen Impfung sowie zusätzliche Kosten. Der Booster wurde nach 12 Monaten verabreicht. In den folgenden 12 Monaten blieben in Gruppe 1 bei 69 Patientinnen (90,8%) Rezidive aus – im Vergleich zu 26 (59,1%) in Gruppe 2. In die ursprüngliche Analyse, die die Überlegenheit von StroVac im zweiten Behandlungsjahr zeigte, wurden auch die Patientinnen eingeschlossen, die keinen Booster erhielten. Wurde ein Booster nach einem Rezidiv verabreicht, so stellte sich in den kommenden Monaten wieder ein zuverlässiger Schutz vor rHWI ein.2
Eine spanische Gruppe untersuchte Patientencharakteristika (Frauen) mit rHWI in Zusammenhang mit der jeweils gewählten Prophylaxe. Es zeigte sich, dass Frauen, die die Antibiotikaprophylaxe wählten, häufiger unter Diabetes mellitus, Depression und Schlaflosigkeit litten. Die Wahl einer sublingualen Vakzine (Uromune®) war im Vergleich zu anderen Optionen mit weniger Hypertonie und weniger schweren systemischen Erkrankungen (ASA III) assoziiert.3
Quellen:
EAU-Kongress 2021, 8.–12. Juli 2021, virtuell
Literatur:
1 Nestler S et al.: Prophylaxis for recurrent urinary tract infections in women with StroVac – efficacy and patient’s compliance in a 2-year follow-up. EAU 2021, P0176 2 Nestler S et al.: The role of the booster injection in prophylaxis for recurrent urinary tract infections with StroVac. EAU 2021, P0177 3 Lorenzo Gomez MF et al.: Relationship between the clinical profile of women with recurrent urinary tract infections and the prophylactic treatment chosen. EAU 2021, P0154