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Highlights aus der Uroonkologie

<p class="article-intro">Auch dieses Jahr wurden am 54. Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology wieder spannende Studien zum Nierenzell- und Prostatakarzinom präsentiert. Eine Auswahl davon finden Sie in dem folgenden Bericht.</p> <hr /> <p class="article-content"><h2>Nierenzellkarzinom</h2> <p><strong>Gute Lebensqualit&auml;t unter kombinierter PD-L1- und VEGFR-gerichteter Therapie</strong> <br />In der IMmotion151-Studie wurde Atezolizumab plus Bevacizumab bei therapienaiven Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom mit Sunitinib verglichen und die &Uuml;berlegenheit der Kombinationstherapie bez&uuml;glich des progressionsfreien &Uuml;berlebens (PFS) gezeigt. Beim ASCO wurden nun Ergebnisse der Patientenbefragung zur Lebensqualit&auml;t pr&auml;sentiert, die Atezolizumab plus Bevacizumab als &uuml;berlegenes Regime best&auml;tigen.<sup>1</sup><br /> In die Phase-III-Studie IMmotion151 wurden 915 therapienaive Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenzellkarzinom eingeschlossen und randomisiert mit dem PD-L1-Inhibitor Atezolizumab (1200mg, q3w) plus Bevacizumab (15mg/kg, q3w) versus Sunitinib (50mg, d1&ndash;28, q6w) behandelt. 362 der Patienten hatten einen positiven PD-L1- Status. Die koprim&auml;ren Endpunkte waren das progressionsfreie &Uuml;berleben bei PD-L1-positiven Patienten sowie das Gesamt&uuml;berleben (OS) innerhalb der ITT-Population. Zu den sekund&auml;ren Endpunkten z&auml;hlte u.a. der von den Patienten berichtete Therapieerfolg (PRO, &bdquo;patientreported outcome&ldquo;).<br /> Das mediane PFS der PD-L1-positiven Population war mit 11,2 Monaten unter kombinierter Anti-PD-L1-/Anti-VEGFRTherapie versus 7,7 Monate dem Standard Sunitinib signifikant &uuml;berlegen (HR: 0,74; p=0,02). Auch in der ITT-Population war das mediane PFS im experimentellen Arm mit 11,2 Monaten versus 8,4 signifikant verl&auml;ngert (HR: 0,83; 95 % CI: 0,70&ndash;0,97). Die Behandlung mit Atezolizumab/Bevacizumab erwies sich zudem als die vertr&auml;glichere Therapieoption: Nebenwirkungen von Grad 3/4 wurden bei 40 % versus 54 % der Patienten beobachtet, obwohl die Kombination &uuml;ber einen l&auml;ngeren Zeitraum gegeben wurde (12,0 vs. 9,2 Monate). 5 % versus 8 % der Patienten brachen die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen ab, 12 % der Patienten im Kombinationsarm brachen einen Teil der Therapie ab. Letale Ereignisse wurden f&uuml;r 5 Patienten im Kombinationsarm und einen Patienten im Sunitinib-Arm berichtet.<br /> Die Studienteilnehmer wurden an Tag 1 und 22 in jedem 6-Wochen-Zyklus, am Ende der Therapie und w&auml;hrend der Nachbeobachtungszeit gebeten, einen Fragebogen auszuf&uuml;llen. Dem kamen mehr als 80 % der Patienten bei Studieneinschluss und mehr als 70 % bis Woche 54 nach. Die Lebensqualit&auml;t und die Symptomlast waren zu Beginn der Studie in beiden Studienarmen vergleichbar. Bei Patienten unter Atezolizumab/Bevacizumab wurden im Vergleich zu Sunitinib weniger St&ouml;rungen des allt&auml;glichen Lebens durch Symptome berichtet. Auch kam es sp&auml;ter zu einer relevanten Verschlechterung der St&ouml;rungen durch Symptome (Abb. 1). Die Frage nach der Belastung durch Nebenwirkungen wurde im experimentellen Arm h&auml;ufiger mit &bdquo;gar nicht&ldquo; beantwortet als im Kontrollarm. &bdquo;Etwas&ldquo; und &bdquo;schon ein wenig&ldquo; wurden h&auml;ufiger unter Sunitinib angegeben. Die Lebensqualit&auml;t verschlechterte sich unter Atezolizumab/Bevacizumab weniger als unter Sunitinib.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s40_abb1_korr.jpg" alt="" width="600" height="441" /><br /><br /> <strong>Pembrolizumab-Monotherapie in der Erstlinientherapie</strong><br /> Die Immuntherapie mit Checkpoint- Inhibitoren hat sich beim Nierenzellkarzinom als wirksam erwiesen und wurde im fortgeschrittenen Setting bereits zugelassen. Die KEYNOTE-427-Studie pr&uuml;fte Pembrolizumab als Monotherapie beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom in der Erstlinienbehandlung.<br /> In die Phase-II-Studie KEYNOTE-427 wurden 110 Patienten mit klarzelligem Nierenzellkarzinom (Kohorte A) und 164 Patienten mit nicht klarzelligem Nierenzellkarzinom (Kohorte B) eingeschlossen und mit 200mg (q3w) Pembrolizumab behandelt. Der prim&auml;re Studienendpunkt war das Ansprechen in Woche 12 sowie alle 6 Wochen danach bis Woche 54 und dann alle 12 Wochen. Beim ASCO wurden Ergebnisse f&uuml;r die Kohorte A mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 12,1 Monaten pr&auml;sentiert.<sup>2</sup><br /> Die Patienten waren im Median 64 Jahre alt, ann&auml;hernd die H&auml;lfte der Patienten war 65 Jahre oder &auml;lter. 37,3 % der Patienten wiesen ein geringes Risiko laut IMDCRisikokategorien auf, 47,3 % ein mittleres Risiko und 15,5 % ein hohes Risiko. 42 % der Patienten hatten einen positiven (CPS =1) und 48 % einen negativen PD-L1-Status (CPS &lt;1). Bei 10 % der Patienten wurde kein PD-L1-Status angegeben. Zum Zeitpunkt der Auswertung hatten 61 der 110 behandelten Studienteilnehmer die Medikation abgebrochen, 33 aufgrund eines Tumorprogresses und 18 aufgrund von Nebenwirkungen.<br /> Ein best&auml;tigtes Ansprechen wurde f&uuml;r 38,2 % der Patienten berichtet, die Krankheitskontrollrate (CR + PR + SD =6 Monate) betrug 59,1 % . Eine Reduktion der Tumorlast wurde bei 67,3 % der Patienten beobachtet und bei 14,5 % der Patienten war die Reduktion =80 % . Bis zum Ansprechen vergingen median 2,8 Monate. Die mediane Dauer des Ansprechens war zur Zeit der Auswertung noch nicht erreicht, 74,8 % der ansprechenden Patienten zeigten aber ein Ansprechen von wenigstens 6 Monaten. Das progressionsfreie &Uuml;berleben betrug median 8,7 Monate, das mediane Gesamt&uuml;berleben war noch nicht erreicht. Nach 6 Monaten lebten noch 92,7 % der Patienten, nach 12 Monaten 88,4 % .<br /> 10,9 % der Patienten brachen die Therapie aufgrund von therapieassoziierten Nebenwirkungen ab. Hoch dosiertes Steroid wurde 12,7 % der Patienten appliziert. Ein Patient starb an einer therapieassoziierten Pneumonie. Insgesamt war das Sicherheitsprofil mit den bei anderen Tumorentit&auml;ten beschriebenen Nebenwirkungen vergleichbar.<br /><br /> <strong>Zytoreduktive Nephrektomie nicht l&auml;nger Standard beim mRCC</strong> <br />Im Zeitalter der zielgerichteten Therapien stellt sich f&uuml;r die Behandlung des metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) die Frage, ob eine zytoreduktive Nephrektomie, wenn ein Tyrosinkinase-Inhibitor (TKI) eingesetzt werden soll, tats&auml;chlich den Therapieerfolg verbessert. Die Phase- III-Studie CARMENA untersuchte daher die alleinige Sunitinib-Therapie auf Nichtunterlegenheit gegen&uuml;ber der zytoreduktiven Nephrektomie mit anschlie&szlig;ender systemischer Sunitinib-Behandlung.<sup>3</sup><br /> Laut retrospektiven Studien und Metaanalysen scheinen Patienten von einer Nephrektomie zus&auml;tzlich zu einem TKI zu profitieren. Die prospektive, offene, randomisierte CARMENA-Studie kommt nun zu einem anderen Ergebnis. Demnach sollte die zytoreduktive Nephrektomie nicht l&auml;nger als Standardbehandlung beim metastasierten Nierenzellkarzinom angesehen werden.<br /> Es wurden zwischen September 2009 und September 2017 450 Patienten in die CARMENA-Studie eingeschlossen. Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 50,9 Monaten waren im Nephrektomie- Arm 165 Patienten verstorben sowie 161 Patienten im TKI-Arm.<br /> Von 226 Patienten, die in den Nephrektomie- Arm randomisiert wurden, wurden 205 Patienten tats&auml;chlich einer Nephrektomie unterzogen und 176 Patienten erhielten in der Folge Sunitinib. Von 224 Patienten, die in den alleinigen TKI-Arm randomisiert wurden, erhielten 206 Patienten tats&auml;chlich Sunitinib. 38 Patienten wurden sekund&auml;r nephrektomiert. Die Patientencharakteristika waren gut ausgewogen.<br /> Die Nichtunterlegenheit der alleinigen Sunitinib-Gabe versus Nephrektomie plus Sunitinib bez&uuml;glich des Gesamt&uuml;berlebens wurde in der ITT-Population mit einer Hazard-Ratio von 0,89 nachgewiesen (Abb. 2). Das mediane OS betrug mit Nephrektomie 13,9 Monate versus 18,4 Monate unter alleiniger systemischer Therapie. Mit intermedi&auml;rem Risiko laut MSKCC-Kriterien lebten Patienten 19,0 versus 23,4 Monate, mit hohem Risiko 10,2 versus 13,3 Monate.<br /> Im Vergleich aller Patienten, die eine Nephrektomie erhalten hatten, mit allen Patienten, die im Sunitinib-Arm Sunitinib erhalten konnten, wurde eine 13 % ige Reduktion des Risikos, zu sterben, unter alleiniger systemischer Therapie festgestellt (HR: 0,87). Die Patienten lebten im Median 14,5 versus 20,5 Monate. Erhielten Patienten im Nephrektomie-Arm sowohl die Nephrektomie als auch Sunitinib, so betrug das mediane OS 18,3 Monate und die Hazard-Ratio im Vergleich zu den Patienten, die alleiniges Sunitinib erhielten, 0,98.<br /> Bez&uuml;glich des progressionsfreien &Uuml;berlebens war der Vorteil f&uuml;r die alleinige systemische Therapie knapp signifikant (HR: 0,82; 95 % CI: 0,67&ndash;1,00). Patienten lebten im Nephrektomie-Arm median 7,2 Monate und unter Sunitinib median 8,3 Monate progressionsfrei. Nach 12 Monaten waren 30,4 % versus 37,3 % der Patienten ohne Progress, nach 24 Monaten 6,1 % versus 14,5 % und nach 36 Monaten 3,7 % versus 5,2 % .</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2018_Urologik_Uro_1803_Weblinks_s40_abb2_korr.jpg" alt="" width="600" height="438" /></p> <h2>Prostatakarzinom</h2> <p><strong>AR-V7-Mutation im Kontext der AR-gerichteten Therapien</strong> <br />In der multizentrischen Studie PROPHECY wurde zirkulierendes AR-V7 bei Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) unter Behandlung mit Abirateronacetat oder Enzalutamid untersucht.<sup>4</sup> Mit Enzalutamid und Abirateron k&ouml;nnen das progressionsfreie &Uuml;berleben (PFS) sowie das Gesamt&uuml;berleben (OS) von mCRPC-Patienten verl&auml;ngert werden. 10&ndash;20 % der Chemotherapie-naiven Patienten weisen allerdings eine prim&auml;re Resistenz gegen&uuml;ber der AR-gerichteten Inhibition auf und im Median entwickelt sich eine sekund&auml;re Resistenz innerhalb von 1&ndash;2 Jahren. Zwischen Abirateronacetat und Enzalutamid besteht h&auml;ufig eine Kreuzresistenz, sodass die folgende ARTherapie keine vorhersagbaren klinischen Ergebnisse bringt.<br /> Die PROPHECY-Studie schloss 120 Chemotherapie-naive mCRPC-Patienten ein, welche mit Enzalutamid oder Abirateronacetat bis zum Progress behandelt wurden. Anschlie&szlig;end erhielten die Patienten eine Taxan-Chemotherapie bis zum n&auml;chsten Progress. Als prim&auml;rer Endpunkt wurde die Assoziation zwischen dem Baseline-AR-V7 im zirkulierenden Blut mit dem radiologischen oder klinischen Progress untersucht. PSA-&Auml;nderungen wurden zur Definition eines Progresses nicht herangezogen.<br /> Es wurde keine signifikante Differenz bez&uuml;glich des rPFS oder des OS zwischen den beiden AR-gerichteten Therapien gesehen. Mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 19,6 Monaten waren 102 rPFS-Ereignisse eingetreten und 53 Patienten verstorben. Im Median betrug das rPFS 5,8 Monate und das OS 20,3 Monate.<br /> F&uuml;r die Messung der Splei&szlig;variante ARV7 wurden der Johns Hopkins AR-V7 CTC RNA Test und der &bdquo;Epic nuclear&ldquo;-AR-V7- CTC-Proteintest verwendet. Beide Systeme waren pr&auml;diktiv f&uuml;r die schlechtere Prognose bei Auftreten von AR-V7, unabh&auml;ngig von der Therapielinie oder bekannten prognostischen Faktoren. Auch wenn eine geringe Chance f&uuml;r einen Therapieerfolg mit Abirateronacetat oder Enzalutamid bei Patienten mit CTC-AR-V7-positiven Tumoren beobachtet wurde, so garantiert die fehlende Detektion der Splei&szlig;variante nicht das Ansprechen oder den Nutzen der AR-gerichteten Therapie. Die CTC-AR-V7 sollte im Kontext der ph&auml;notypischen und genomischen Heterogenit&auml;t in Assoziation mit aggressiver Erkrankung interpretiert werden. Therapien f&uuml;r M&auml;nner mit AR-V7-positivem mCRPC ben&ouml;tigen wahrscheinlich einen breiten therapeutischen Ansatz.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: Annual Meeting der American Society of Clinical Oncology (ASCO), 1.–5. Juni 2018, Chicago </p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Escudier B et al.: Patient-reported outcomes (PROs) in IMmotion151: atezolizumab (atezo) + bevacizumab (bev) vs sunitinib (sun) in treatment (tx) naive metastatic renal cell carcinoma (mRCC). ASCO Annual Meeting 2018, Abstract #4511 <strong>2</strong> McDermott DF et al.: Pembrolizumab monotherapy as first-line therapy in advanced clear cell renal cell carcinoma (accRCC): results from cohort A of KEYNOTE- 427. ASCO Annual Meeting 2018, Abstract #4500<strong> 3</strong> M&eacute;jean A et al.: CARMENA: cytoreductive nephrectomy followed by sunitinib versus sunitinib alone in metastatic renal cell carcinoma&mdash;results of a phase III noninferiority trial. ASCO Annual Meeting 2018, Abstract #LBA3 <strong>4</strong> Armstrong AJ et al.: The PROPHECY trial: multicenter prospective trial of circulating tumor cell (CTC) AR-V7 detection in men with mCRPC receiving abiraterone (A) or enzalutamide (E). ASCO Annual Meeting 2018, Abstract #5007</p> </div> </p>
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