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Getty Images/iStockphoto
Extrakorporale Stoßwellentherapie bei Induratio penis plastica
Urologik
Autor:
PD Dr. Georgios Hatzichristodoulou
FEBU, FECSM<br> Oberarzt<br> Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie<br> Julius-Maximilians-Universität Würzburg<br> Zentrum für Operative Medizin<br> E-Mail: hatzichris_g@ukw.de
30
Min. Lesezeit
21.03.2019
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<p class="article-intro">Die extrakorporale Stoßwellentherapie zur Behandlung der Induratio penis plastica ist eine vielversprechende minimal invasive Therapiemodalität. Aktuelle Daten bestätigen die Wirksamkeit bei der Reduktion der penilen Schmerzen, wohingegen eine Besserung der Penisverkrümmung nur selten beobachtet wurde. Aktuell wird der Einsatz der Stoßwellentherapie bei Induratio penis plastica noch kontrovers diskutiert.</p>
<p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Die Induratio penis plastica führt unter anderem zu Schmerzen am Penis, Penisverkrümmung, Penisverkürzung, erektiler Dysfunktion und Depression.</li> <li>Die operative Therapie stellt nach wie vor den Goldstandard zur Therapie der Penisverkrümmung dar.</li> <li>Die extrakorporale Stoßwellentherapie kann zu einer raschen Linderung der Schmerzsymptomatik führen. Eine Besserung der Penisverkrümmung zeigte sich in den meisten Studien jedoch nicht.</li> <li>Das aktuelle Konzept der „Low intensity“-Stoßwellentherapie muss bei der Induratio penis plastica weiter untersucht werden, um den endgültigen Stellenwert dieser vielversprechenden, modernen Therapie zu eruieren.</li> </ul> </div> <h2>Einleitung</h2> <p>Die Induratio penis plastica ist eine Erkrankung des Penis, die zu fibrösen Plaquebildungen im Bereich der Tunica albuginea führt. Die Symptome der Erkrankung umfassen darüber hinaus Schmerzen bei Erektion, die vor allem in der initialen Phase der Erkrankung auftreten, eine Penisverkürzung, erektile Dysfunktion bei bis zu 58 % der Patienten wie auch Depressionen. Das wichtigste und für den Patienten belastendste Symptom stellt die Penisverkrümmung dar, die in den allermeisten Fällen nach dorsal gerichtet ist. Diese kann den Geschlechtsverkehr unmöglich machen und bedarf in diesen Fällen somit einer entsprechenden Therapie. Zur Therapie der Induratio penis plastica stehen orale Medikamente, die intraläsionale Therapie, sogenannte Penisstreckapparate, die extrakorporale Stoßwellentherapie wie auch die operative Therapie zur Verfügung. Die operative Therapie stellt nach wie vor den Goldstandard zur Korrektur der Penisverkrümmung dar. Bei den allermeisten betroffenen Patienten verläuft die Induratio penis plastica in zwei Phasen ab. In der ersten akuten entzündlichen Phase, die etwa 12–18 Monate andauert, bestehen Schmerzen bei Erektion (Ruheschmerzen sind deutlich seltener) wie auch eine progrediente Penisverkrümmung. In der zweiten sogenannten chronisch-stabilen Phase ist das hauptsächliche Symptom die Penisverkrümmung, wohingegen die Erektionsschmerzen nicht mehr vorhanden bzw. deutlich reduziert sind. Aus der Literatur ist bekannt, dass etwa 80–90 % der Patienten eine spontane Besserung der Erektionsschmerzen im Laufe der Erkrankung haben, dies ohne jegliche Therapie. In Hinblick auf die Penisverkrümmung zeigt sich jedoch bei 48 % eine Verschlechterung, bei 40 % ein gleichbleibender Befund und nur lediglich bei 12 % der Patienten eine Besserung im Laufe der Erkrankung.</p> <h2>Extrakorporale Stoßwellentherapie bei Induratio penis plastica</h2> <p>Das Konzept der extrakorporalen Stoßwellentherapie zur Behandlung von Patienten mit Induratio penis plastica wurde bereits 1989 erstmalig berichtet. Die positiven Ergebnisse dieser relativ kleinen Studie waren der Anlass, dass in den Folgejahren in vielen Studien die Effektivität der extrakorporalen Stoßwellentherapie bei Induratio penis plastica untersucht wurde. Zum aktuellen Zeitpunkt existieren jedoch nur drei placebokontrollierte prospektive Studien zur extrakorporalen Stoßwellentherapie bei Patienten mit Induratio penis plastica. In diesen zeigte sich eine Verbesserung der Erektionsschmerzen. Eine Reduktion der Penisverkrümmung wie auch eine Verbesserung der Sexualfunktion konnten jedoch nicht gezeigt werden. Unter Berücksichtigung, dass die Erektionsschmerzen bei den meisten Patienten eine spontane Besserung zeigen, stellt sich jedoch die Frage, ob die extrakorporale Stoßwellentherapie bei der Induratio penis plastica überhaupt empfohlen werden soll. Dieselben Ergebnisse konnten in einer aktuellen Metaanalyse aus dem Jahr 2016, die insgesamt drei placebokontrollierte Studien, zwei Case-Control-Studien und eine Kohortenstudie umfasste, bestätigt werden. Hierbei zeigte sich zusammenfassend eine signifikante Verbesserung der Schmerzen wie auch der Plaquegröße nach Stoßwellentherapie. Es zeigte sich jedoch keine signifikante Verbesserung der Penisverkrümmung wie auch der Sexualfunktion. In den aktuell zur Verfügung stehenden Leitlinien der Amerikanischen Urologengesellschaft (AUA) wie auch der Europäischen Urologengesellschaft (EAU) wird die extrakorporale Stoßwellentherapie bei Induratio penis plastica zur Behandlung der Penisverkrümmung nicht empfohlen. Es wird jedoch betont, dass die extrakorporale Stoßwellentherapie gegebenenfalls zur Reduktion der penilen Schmerzen eingesetzt werden könnte.</p> <h2>Extrakorporale „Low intensity“- Stoßwellentherapie</h2> <p>Zu betonen ist jedoch die Tatsache, dass in den allermeisten verfügbaren Studien (u. a. in den drei placebokontrollierten Studien) die Stoßwellentherapie mit hoher Energie (> 0,2 mJ/mm<sup>2</sup>) durchgeführt wurde. Wohingegen das Konzept der niedrigenergetischen Stoßwellentherapie („low intensity“, 0,09 mJ/mm<sup>2</sup>) bislang nur in vereinzelten, nicht kontrollierten Studien zur Therapie der Induratio penis plastica untersucht wurde. Somit ist die Datenlage zur „Low intensity“-Stoßwellentherapie bei Induratio penis plastica sehr gering und bedarf weiterer Untersuchungen. Durch die Anwendung der „Low intensity“-Stoßwellentherapie bei der Induratio penis plastica könnten sich, vergleichbar mit der Anwendung bei der erektilen Dysfunktion, weitere signifikante Besserungen, idealerweise auch der Penisverkrümmung, zeigen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Urologik_Uro_1901_Weblinks_uro_1901_s17_abb1+2.jpg" alt="" width="800" height="289" /></p> <h2>Resümee</h2> <p>Zusammengefasst ist festzustellen, dass nach heutigem Stand die extrakorporale Stoßwellentherapie bei Patienten mit Induratio penis plastica nicht empfohlen werden kann, um die Penisverkrümmung zu behandeln. Somit stellt sie keine Alternative zur operativen Therapie der Induratio penis plastica dar. Die extrakorporale Stoßwellentherapie könnte jedoch bei Patienten mit therapierefraktären Schmerzen, vor allem in der initialen Phase der Erkrankung, eingesetzt werden, um hier eine relativ schnelle Schmerzlinderung zu erreichen. Zur endgültigen Beurteilung der Wirksamkeit wie auch des Stellenwertes der extrakorporalen Stoßwellentherapie bei der Induratio penis plastica müssen weitere prospektive placebokontrollierte Studien mit klar definierten Endpunkten und Ein- und Ausschlusskriterien durchgeführt werden. Idealerweise wäre eine multizentrische Studie zu favorisieren.</p></p>
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</div>
</p>