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Auswirkungen von Ibuprofen auf den männlichen Testosteronstoffwechsel
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22.03.2018
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<p class="article-intro">Eine kürzlich in PNAS publizierte Studie zeigt, dass das NSAR Ibuprofen bei Männern die Produktion von Steroidhormonen im Hoden beeinträchtigt und zu einem «kompensierten Hypogonadismus» führt.</p>
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<p class="article-content"><p>Verschiedene Studien der letzten Jahre haben belegt, dass die Fortpflanzungsstörungen bei Männern in der westlichen Welt zunehmen. Als mögliche Ursachen werden Substanzen verdächtigt, die sich negativ auf die Produktion von Sexualhormonen auswirken. Eine dänische Studie hat nun die Auswirkung von Ibuprofen, das von vielen Menschen bei unterschiedlichen Schmerzsymptomen gerne eingenommen wird, auf den Androgenstoffwechsel untersucht.<br /> In der randomisierten Studie erhielten männliche Studienteilnehmer zwischen 18 und 35 Jahren für einen Zeitraum von 44 Tagen entweder 600mg Ibuprofen pro Tag oder Placebo. Die untersuchten Testosteronlevel blieben zwar insgesamt konstant, die Werte für luteinisierendes Hormon (LH) waren aber in der Ibuprofen-Gruppe nach 14 Tagen um 23 % (p=0,05) und nach 44 Tagen um 33 % (p=0,01) erhöht. Die errechnete Ratio aus freiem Testosteron zu LH war in der Ibuprofen-Gruppe im Vergleich zur Placebogruppe nach 14 Tagen um 18 % (p=0,056) und nach 44 Tagen um 23 % (p=0,02) erniedrigt. Die Autoren vermuten, dass Ibuprofen die Funktion der Leydig- Zellen stört, was zu einer geringeren Testosteronproduktion führt. Dies veranlasst wiederum die Hypophyse, mehr LH freizusetzen, um den Testosteronmangel zu kompensieren. Diese Konstellation entspricht einem «kompensierten Hypogonadismus».<br /> Die Autoren vermuten, dass auch die Funktion der Sertoli-Zellen beeinträchtigt wird, da das Verhältnis von Inhibin B zu follikelstimulierendem Hormon (FSH) nach 14 Tagen um 4 % und nach 44 Tagen um 12 % reduziert war und die Level des Anti- Müller-Hormons (AMH) um 9 % gesunken waren. Ex-vivo-Experimente in Hodenzellen, die Ibuprofen ausgesetzt wurden, ergaben eine Reduktion der Testosteronproduktion um bis zu 40 % . Schliesslich wurde in einer steroidogenen Zelllinie nachgewiesen, dass Ibuprofen die Transkription selektiver Gene unterdrückt. Die Autoren verweisen darauf, dass Männer mit kompensiertem Hypogonadismus in Studien u.a. eine erhöhte Mortalität sowie eine verminderte Fertilität zeigten. Aus einer dauerhaften Ibuprofen-Einnahme könnte sich ein nicht mehr kompensierbarer Hypogonadismus entwickeln, so die Befürchtung. (red)</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: Kristensen DM et al.: Ibuprofen alters human testicular
physiology to produce a state of compensated hypogonadism.
Proc Natl Acad Sci USA 2018; 115(4): E715-24
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