<p class="article-intro">Lichen planus ist eine weitverbreitete nicht infektiöse, chronisch-entzündliche Erkrankung von Haut und Schleimhäuten und die häufigste anogenitale Dermatose. Ein Viertel der betroffenen Patienten entwickelt einen oralen Lichen planus, besonders betroffen sind die Schleimhaut der Wange und der Zunge.</p>
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<p class="article-content"><p>Lichen planus ist eine chronische, rezidivierende, in Schüben verlaufende und durch Lymphozyten vermittelte Haut- und Schleimerkrankung, die Männer und Frauen (1:3) aller Altersgruppen betrifft und die bei adäquater, frühzeitiger Behandlung in eine lang andauernde Remission geht. Die Erkrankung wird oft unterschätzt und ist mit zahlreichen Komorbiditäten, einer hohen Dunkelziffer, unbekannter Prävalenz sowie einem bis zu 5 % igen Risiko einer malignen Entartung assoziiert.</p> <h2>Anogenitaler Lichen planus</h2> <p>Lichen planus ist eine Systemerkrankung mit Manifestationen an der behaarten Haut, Nägeln und Schleimhäuten mit einer anogenitalen Beteiligung von etwa 25 % . Im Gegensatz zu Lichen sclerosus breitet sich Lichen planus auch auf die distale Urethra aus. Chronische Regeneration und Wundheilung führen zu Verklebungen, narbigen Veränderungen und Stenosen.</p> <p><strong>Symptomatik und Diagnose</strong><br /> Häufig auftretende Symptome und Komplikationen des anogenitalen Lichen planus sind:</p> <ul> <li>Lokale Entzündung und Superinfektion (durch Bakterien oder Pilze ausgelöst)</li> <li>Meatus-urethrae-Stenose, Urethrastriktur (distal) mit Restharnbildung und Miktionsstörung</li> <li>Lokale Schmerzen bzw. Wundgefühl</li> <li>Psychische und sexuelle Funktionsstörungen</li> <li>Dyspareunie, Erektionsstörungen</li> </ul> <p>Das klinische Bild ist oft diagnostisch. Für den histopathologischen Nachweis wird eine Stanzbiopsie (5 mm) in Lokalanästhesie von Vulva/Vagina bzw. Glans/ Präputium entnommen. Für den erfahrenen Facharzt ist eine Histologie oft nicht zwingend erforderlich.</p> <p><strong>Therapiekonzept</strong><br /> Behandlungskonzepte des Lichen planus umfassen topische Glukokortikoide (Klasse III & IV), individuell angepasste Dauerbehandlungen mit Kortison-Applikationen sowie immunmodulatorische Therapien mit topischen Calcineurinantagonisten. Invasive Therapien sind Meatotomie, Urethrotomie und Zirkumzision.</p> <h2>Oraler Lichen planus</h2> <p>Der orale Lichen planus ist eine chronisch- entzündliche Erkrankung der Mundschleimhaut, eine isolierte Form manifestiert sich zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Frauen sind häufiger als Männer betroffen. Die Prävalenz liegt bei 0,5–4 % . Lichen planus ist eine der häufigsten Erkrankungen der Mundschleimhaut. Die Läsionen treten in weißen, netzartigen Streifen, den sogenannten „Wickham- Streifen“, auf meist entzündlich geröteter Mundschleimhaut auf. In schweren Fällen treten auch Geschwüre auf. Beim Lichen planus des Mundes kann es in 2–5 % zu einer malignen Entartung kommen. Zur Sicherung der Diagnose sollte eine Biopsie aus dem suspekten Areal gemacht werden.<br /> Zur Ätiologie gibt es mehrere Hypothesen wie eine chronische Hepatitis-C-Erkrankung, eine Autoimmunerkrankung, Medikamente wie NSAR, Antihypertensiva (ACE-Hemmer und Betablocker) oder Antidiabetika sowie Kontaktreaktionen auf Zahnersatzmaterialien, Zahnprothesen und zahnärztliche Füllmaterialien (Amalgam, Gold, Komposite oder Kobalt).</p> <h2>Symptomatik</h2> <p>Der orale Lichen planus verläuft nicht so selten beschwerdefrei, klinisch wird bei der zahnärztlichen Kontrolle eine weißliche Verfärbung der Schleimhaut oft ohne Rötung festgestellt. Dahingegen ist der erosive Verlauf des oralen Lichen planus mit einer beträchtlichen Reduktion der Lebensqualität verbunden. Chronische brennende Schmerzen bestimmen den klinischen Verlauf; diese werden bei Nahrungsund Flüssigkeitsaufnahme verstärkt. Durch die Schmerzen wird auch die Mund- und Zahnhygiene beeinträchtigt, wodurch der Krankheitsverlauf zusätzlich verstärkt wird.</p> <p><strong>Therapiekonzept</strong><br /> Die Entfernung von Reizfaktoren wie scharfen Kanten, Zahnstein und überstehenden Füllungsrändern durch den Zahnarzt ist nötig. Eine schlecht sitzende prothetische Versorgung ist zu vermeiden. Da Druck auf die Mundschleimhaut die Symptome verstärkt, ist ein festsitzender Zahnersatz zu empfehlen. Regelmäßige Zahnreinigung und Mundhygiene sowie die Anwendung von speziellen Zahnpasten und Spüllösungen sind empfehlenswert. Scharfe und säurehaltige Nahrungsmittel sollten vermieden werden.</p></p>
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<p>bei der Verfasserin</p>
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