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Trikolore der Hände

<p class="article-intro">Ischämie, Zyanose und reaktive Hyperämie kennzeichnen das Raynaud-Syndrom. Diesen attackenartigen Durchblutungsstörungen kann eine rheumatische Erkrankung zugrunde liegen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Im Rahmen des Wachauer Rheumatages gab Doz. Dr. Johannes Grisar, Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, Wien, einen &Uuml;berblick &uuml;ber Ursachen, Diagnose und Therapie des Raynaud-Ph&auml;nomens, auch als Trikolore-Ph&auml;nomen bezeichnet. Die Ursache sind Vasospasmen der Arteriolen, die in drei Phasen zuerst zu Isch&auml;mien, dann zu Zyanosen und in weiterer Folge &ndash; im Rahmen der Reperfusion &ndash; zur R&ouml;tung der Haut f&uuml;hren (Abb. 1). Isch&auml;mische, zyanotische und hyperperfundierte Gewebeanteile k&ouml;nnen auch nebeneinander auftreten, sodass die betroffene Extremit&auml;t dreif&auml;rbig erscheint (&rarr; Trikolore).<br /> Das klinische Bild ist f&uuml;r die Diagnose meist ausreichend, m&ouml;gliche Differenzialdiagnosen sind Akrozyanose, Livedo, K&auml;ltesch&auml;den, neurovaskul&auml;re Erythromelalgie und das Achenbach-Syndrom (Spontanh&auml;matome). &bdquo;Ganz wichtig ist die Differenzierung zwischen prim&auml;rem und sekund&auml;rem Raynaud-Ph&auml;nomen&ldquo;, so Grisar (Tab. 1). Als Instrument daf&uuml;r eignet sich die Kapillarmikroskopie im Nagelfalz: Bei sekund&auml;rem Raynaud-Syndrom finden sich hier pathologisch ver&auml;nderte Megakapillaren.<br /> Vom prim&auml;ren Raynaud-Syndrom spricht man, wenn keine Grunderkrankungen oder Umwelteinfl&uuml;sse als erkennbare Ausl&ouml;ser vorliegen. Zu Anf&auml;llen kommt es oft nach K&auml;lteexposition oder bei psychischer Belastung. Das sekund&auml;re Raynaud-Ph&auml;nomen tritt h&auml;ufig im Rahmen von Kollagenosen auf, aber auch bei Hypothyreoidismus, Ph&auml;ochromozytom, Paraprotein&auml;mie, Nervenkompression oder im Rahmen eines paraneoplastischen Syndroms. Chemische (Vinylchloridmonomer- und Silikonexposition) und mechanische Einfl&uuml;sse (vibrationsbedingtes vasospastisches Syndrom, Hypothenar-Hammer-Syndrom) k&ouml;nnen ebenfalls Ausl&ouml;ser sein. An iatrogenen Ursachen kommen alle vasoaktiven Substanzen (Betablocker, Cyclosporin, Ergotamin, Bromocriptin, Interferone, &Ouml;strogenersatz und Epinephrin) infrage sowie auch Drogen wie Kokain, Amphetamine und Cannabis.</p> <h2>Therapie</h2> <p>Als allgemeine therapeutische Ma&szlig;nahme gilt die Vermeidung von K&auml;lteexposition und schnellen Temperaturwechseln. Nach M&ouml;glichkeit sollten auch vasokonstriktive Pharmakologika vermieden werden. Zu den medikament&ouml;sen Therapieoptionen z&auml;hlen Kalziumkanalblocker, PDE-5-Hemmer, topische Nitrate, Fluoxetin, Botox (lokal) und Pentoxifyllin. &bdquo;Losartan hilft auch sehr gut, f&uuml;r andere Sartane konnte dies nicht gezeigt werden, bzw. gibt es keine Studien dazu&ldquo;, so Grisar. Wenn mit diesen Mitteln keine Verbesserung erreicht wird, k&ouml;nnen Prostaglandinanaloga eingesetzt werden. Liegt eine Sklerodermie vor, sind laut Grisar Endothelin- 1-Rezeptorantagonisten eine gute Wahl, vor allem Bosentan, das f&uuml;r Patienten mit sekund&auml;rem Morbus Raynaud und digitalen Ulzera zugelassen ist.<br /> Bei kritischer Isch&auml;mie &ndash; vorwiegend im Rahmen eines sekund&auml;ren Raynaud- Syndroms &ndash; kann Lidocain eingesetzt oder eine lokale Sympathektomie durchgef&uuml;hrt werden. Bei akuter Gefahr f&uuml;r z.B. den Verlust eines Fingers ist auch eine Thrombolyse indiziert.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1704_Weblinks_ortho_1704__s90_tab1.jpg" alt="" width="1417" height="886" /></p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1704_Weblinks_ortho_1704__s90_abb1.jpg" alt="" width="722" height="1006" /></p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 15. Wachauer Rheumatag, 22. April 2017, Spitz a. d. Donau </p>
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