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Neue EULAR-Leitlinie rheumatoide Arthritis

Therapie nach Risikoprofil

<p class="article-intro">Am EULAR-Kongress in London wurden die Grundzüge der neuen Leitlinie «Rheumatoide Arthritis» vorgestellt. Neu sind vier übergreifende Prinzipien und eine Behandlung nach Risikofaktoren.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die Autoren der EULAR-Leitlinie von 2013 k&uuml;ndigten es damals schon an: &laquo;We will carefully follow the developments in the field and anticipate that yet another update may be needed in 2-3 years.&raquo; Nun ist es so weit: In K&uuml;rze soll die neue Leitlinie &laquo;Rheumatoide Arthritis &raquo; ver&ouml;ffentlicht werden. Beim EULARKongress in London wurde sie in ihren Grundz&uuml;gen bereits vorgestellt. Wir erfuhren von Prof. Dr. med. Josef Smolen, einem der Hauptautoren und Leiter der Klinischen Abteilung f&uuml;r Rheumatologie an der Universit&auml;tsklinik f&uuml;r Innere Medizin in Wien, von den wichtigsten Neuerungen.</p> <p>Es lohne sich, so Smolen, sich bei der &Uuml;berlegung einer Therapiestrategie noch einmal die verschiedenen Medikamentengruppen in Erinnerung zu rufen. Die krankheitsmodifizierenden antirheumatischen Medikamente (&laquo;disease modifying antirheumatic drugs&raquo;, DMARDs) lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen: synthetische (sDMARDs) und biologische Substanzen (bDMARDs). Bei den synthetischen unterscheidet man konventionelle synthetische (csDMARDs), wie Methotrexat, Sulfasalazin und Leflunomid, von gezielt wirkenden synthetischen (tsDMARDs), wie z.B. dem Januskinase(JAK)- Inhibitor Tofacitinib. Auch bei den biologischen Pr&auml;paraten gibt es zwei Untergruppen: Originator-Biologika (boDMARDs), wie die urspr&uuml;nglichen TNFHemmer Abatacept, Rituximab, Tocilizumab und Anakinra, sowie Biosimilars (bsDMARDs), von denen jene von Infliximab und Etanercept k&uuml;rzlich in der Europ&auml;ischen Union zugelassen worden sind. In der Schweiz sind bisher nur die zwei Biosimilars von Infliximab (Remsima<sup>&reg;</sup> und Inflectra<sup>&reg;</sup>) zugelassen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s76_tab1.jpg" alt="" width="1419" height="545" /></p> <h2>Risikofaktoren beim Therapieentscheid ber&uuml;cksichtigen</h2> <p>In der Leitlinie von 2013 gab es drei &uuml;bergreifende Prinzipien &ndash; A, B und C &ndash; und 14 Empfehlungen, in der neuen Leitlinie sind es vier &uuml;bergreifende Prinzipien (Tab. 2). Die bisherige Empfehlung 14 (&laquo;When therapy needs to be adjusted, factors apart from disease activity, such as progression of structural damage, comorbidities and safety issues, should be taken into account&raquo;) ist nun den &uuml;bergreifenden Prinzipien zugeordnet. &laquo;Wir haben gemerkt, dass es sich dabei eher um ein generelles Prinzip als um eine Behandlungsempfehlung handelt&raquo;, sagt Smolen. &laquo;Es ist enorm wichtig, bei der Therapieentscheidung nicht nur die Krankheitsaktivit&auml;t zu ber&uuml;cksichtigen, sondern auch andere Faktoren wie die Progression struktureller Sch&auml;den, Komorbidit&auml;ten und das Nebenwirkungsprofil.&raquo;<br /> In der neuen Leitlinie werden 12 Empfehlungen aufscheinen. Ein m&ouml;glicher fr&uuml;herer Einsatz als zuvor wird f&uuml;r die JAK-Inhibitoren empfohlen. &laquo;Wir haben zu Tofacitinib jetzt mehr Langzeitdaten, die keine neuen oder unerwarteten Nebenwirkungen zeigten&raquo;, sagt Smolen. &laquo;Auch ein weiterer JAK-Inhibitor, Baricitinib, hat Phase-III-Studien beendet und zeigte eine gute Wirksamkeit ohne neue Sicherheitsbedenken.&raquo; JAKHemmer seien eine gute Alternative zu Biologika: &laquo;Die Patienten k&ouml;nnen sie als Tablette einnehmen. So k&ouml;nnten sie sich zum Beispiel besonders f&uuml;r diejenigen eignen, die eine Nadelphobie haben. Aufgrund der neuen vorliegenden Daten heben wir mit der Leitlinie den Einsatz dieser Pr&auml;parate vom Empfehlungslevel III auf II.&raquo;<br /> Tofacitinib ist seit 2013 in der Schweiz zugelassen, Baricitinib ist es noch nicht, aber die europ&auml;ische Zulassungsbeh&ouml;rde EMA hat die Marktzulassung empfohlen. Ebenso f&uuml;r Tofacitinib, das auch bald in der EU zugelassen werden sollte, erwartet Smolen.<br /> Die Leitlinie &auml;ussert sich klarer als die Leitlinie des American College of Rheumatology (ACR) zum Einsatz von Kortikoiden. &laquo;Man sollte sie immer nur vor&uuml;bergehend beim Start von csDMARDs einsetzen, jedoch nicht nur beim ersten csDMARD, sondern auch wenn man auf ein anderes csDMARD umsteigt, weil das erste nicht oder nicht ausreichend gewirkt hat und keine Risikofaktoren f&uuml;r eine rasche Progression der Krankheit bestehen.&raquo;</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s78_tab2.jpg" alt="" width="1417" height="747" /></p> <h2>Drei Behandlungsphasen</h2> <p>Smolen erkl&auml;rte das Vorgehen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA): Sobald die Diagnose gestellt ist, sollte in einer ersten Therapiephase mit Methotrexat begonnen werden, in Kombination mit Kurzzeitkortikoiden. Vertr&auml;gt der Patient Methotrexat nicht, stehen als Alternative Leflunomid oder Sulfasalazin zur Verf&uuml;gung. Verbessert sich die Krankheitsaktivit&auml;t dann nicht innerhalb von 3 Monaten um mindestens die H&auml;lfte oder erreicht man mit der Einzeltherapie innert 6 Monaten das Therapieziel nicht, empfiehlt die Leitlinie in einer zweiten Therapiephase, anhand Risikofaktoren vorzugehen: &laquo;Versagt zum Beispiel ein csDMARD plus Glukokortikoid, schauen wir, ob Risikofaktoren f&uuml;r eine rasche Destruktionsprogression vorliegen &raquo;, erkl&auml;rt Smolen. &laquo;Hat der Patient keine solche Risikofaktoren, setzt man ein anderes csDMARD ein. Liegen Risikofaktoren vor, kombiniert man mit einem biologischen DMARD.&raquo; In der Schweiz stehen f&uuml;nf TNF-Blocker und zwei Biosimilars von Infliximab zur Verf&uuml;gung. &laquo;Bei den EULAR-Empfehlungen ber&uuml;cksichtigen wir auch den Preis der Medikamente und mit den Biosimilars haben wir jetzt wirksame und preiswertere Alternativen&raquo;, so Smolen.<br /> In der Therapie der RA habe man immer schon nach Behandlungsphasen unterschieden, sagt Smolen. &laquo;Mit der jetzigen Formulierung haben wir das nur klarer gefasst. Unsere amerikanischen Kollegen unterscheiden nach Krankheitsphase (&lsaquo;established&rsaquo; und &lsaquo;early&rsaquo;). Wir schauen, ob ein Patient csDMARDnaiv ist (Phase I), ob csDMARDs versagt haben (Phase II) oder ob er sich nach einem bDMARD-Versagen vorstellt (Phase III).&raquo;<br /> Die neue Leitlinie basiert auf drei systematischen Literaturanalysen und Expertenmeinungen. Beteiligt waren Dutzende Komiteemitglieder aus Europa, Asien, Australien, Latein- und Nordamerika. Auch Patientenmeinungen ber&uuml;cksichtigten die Autoren. F&uuml;r die Empfehlungen bestanden meist ein hoher Evidenzgrad und ein hoher Grad an Zustimmung der Mitglieder. Die Behandlungsstrategie l&auml;sst sich anhand eines Flussdiagrammes nachvollziehen, in der die drei Phasen gekennzeichnet sind. &laquo;Die Leitlinie sollte demn&auml;chst fertig zur Publikation sein&raquo;, so Heinz Marchesi, Executive Director EULAR.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Leading Opinions_Ortho_1701_Weblinks_lo_ortho_1701_s76_bild.jpg" alt="" width="685" height="1125" /></p> <p><strong>Weitere Infos unter:</strong><br /> www.eular.org/recommendations_home.cfm</p></p>
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