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DGRh 2023

Rheuma im Wandel des Klimas

Die Klimaprognosen verweisen auf deutlich erhöhte Temperaturen sowie größere Temperaturschwankungen – beide Faktoren könnten einen wesentlichen Einfluss auf die Symptomatik rheumatischer Erkrankungen haben.

Der Klimawandel ist da, und die Häufigkeit, Intensität und Dauer von Hitzewellen nehmen zu. Ein Beispiel: Die in Deutschland in den 1950er-Jahren angegebenen drei Tage mit Temperaturen über 30°C haben sich mittlerweile verdreifacht, die Zahl der „Eistage“ (Tagesmaximum <0°C) hat von 28 auf 19 Tage pro Jahr abgenommen.1 Die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft den Klimawandel mittlerweile als größte Bedrohung für die menschliche Gesundheit im 21. Jahrhundert ein – nicht nur aufgrund von Extremwetterereignissen wie Dürren oder Hitzewellen, sondern auch wegen des erhöhten Risikos für die Exposition gegenüber bestimmten Pathogenen wie Viren.2

Temperatur und Feuchtigkeit

Zu den Auswirkungen von Temperatur und relativer Luftfeuchtigkeit speziell auf rheumatologische Patient:innen stellte Tim Filla (Klinik für Rheumatologie und Hiller Forschungszentrum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) die Ergebnisse einer aktuellen Modellberechnung vor.3

<< Aufgrund des Temperaturanstiegs und längerer Trockenperioden ist eine Zunahme der Krankheitsaktivität bei RA zu befürchten.>>
T. Filla, Düsseldorf

Basis der Analyse war die Anzahl der druckschmerzhaften und geschwollenen Handgelenke von Patient:innen mit rheumatoider Arthritis (RA, n=1672, 14785 Visiten) oder Spondyloarthritis (SpA, n=444, 2471 Visiten). Als klimatische Daten wurden Luftfeuchtigkeit und Temperatur zum Untersuchungszeitpunkt herangezogen. Die Ergebnisse der RA-Kohorte: „Die Anzahl der geschwollenen Handgelenke steigt linear mit zunehmender Umgebungstemperatur und sinkt linear mit zunehmender relativer Luftfeuchtigkeit. Der Schmerz nimmt mit relativer Luftfeuchtigkeit leicht ab, die Temperatur hat auf Schmerz kaum einen Einfluss“, erklärt Filla.

Die SpA-Kohorte schien hingegen weniger vom Klima beeinträchtigt zu sein. Zwar waren die Konfidenzintervalle aufgrund der kleineren Kohorte deutlich größer, daher war für den Bereich unter 0°C und über 25°C keine valide Aussage möglich. Im Bereich zwischen 0°C und 25°C hatten allerdings weder Temperatur noch Luftfeuchtigkeit einen relevanten Einfluss auf Schwellung oder Schmerz.

Fazit von Tim Filla: „Bei der RA ist aufgrund des vorhergesagten Temperaturanstiegs und längerer Trockenperioden eine Zunahme der Krankheitsaktivität zu befürchten, während bei der SpA keine relevanten Einflüsse zu vermuten sind. Am Beispiel der RA sieht man, dass zur Generierung valider Prognosen große Kohorten erforderlich sind.“

Deutscher Rheumatologiekongress, 30. August bis 2. September 2023, Leipzig

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