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Psoriasis-Arthropathie: Best of Rheumatology Congresses 2018

<p class="article-intro">Immer mehr Details der Pathogenese der Psoriasisarthritis werden detektiert und essenzielle Wege der Entzündung isoliert. Individuellere Therapieoptionen zeigen gute Wirksamkeit. Die Bedeutung der PROs („patient-related outcomes“) wird zunehmen.</p> <p class="article-content"><div id="keypoints"> <h2>Keypoints</h2> <ul> <li>Ist das Erreichen einer LDA (&bdquo;low disease activity&ldquo;) oder MDA (&bdquo;mild disease activity&ldquo;) ausreichend als klinisch relevant(er)es Ziel?</li> <li>IL-23- und IL-17-Inhibitoren zeigen eine gute Wirksamkeit bei PsO/PsA, aber die IL-23-Inhibitoren haben f&uuml;r die Wirbels&auml;ule nicht die gleiche Bedeutung wie IL-17-Inhibitoren.</li> <li>Auch orale Therapiem&ouml;glichkeiten stehen bei geeigneter Indikation zur Verf&uuml;gung.</li> <li>Erkenntnisse &uuml;ber Enthesiopathien: lange untersch&auml;tzt, oft nur sekund&auml;rer Endpunkt in Studien, mechanische Belastung an der Sehne als &bdquo;Trigger&ldquo; ausschlaggebend.</li> <li>Die Zusammenarbeit ist der Schl&uuml;ssel zum Erfolg.</li> <li>Patienten sind nicht (immer) zufrieden. Bedeutung der Depression: h&ouml;here Scores, aber ein Mehr an Therapie hilft nicht.</li> </ul> </div> <p>IL- 17 ist unabh&auml;ngig von IL- 23 an der Regulation der intestinalen Mukosabarriere beteiligt und k&ouml;nnte den fehlenden klinischen (?) Effekt von IL- 17- Blockern in der Therapie von CED erkl&auml;ren. Stromazellen k&ouml;nnen an Enthesen von M&auml;usen unabh&auml;ngig von T- oder B- Zellen durch mechanische Belastung Entz&uuml;ndung und Knochenneubildung induzieren. Diese mechanisch induzierte inflammatorische Reaktion f&uuml;hrt &ndash; bei entsprechender genetischer Pr&auml;disposition &ndash; zu einem Ausbleiben der Beendigung der Entz&uuml;ndungsreaktion. T-Lymphozyten des unspezifischen Immunsystems (&bdquo;innate lymphoid cells&ldquo;, ILC) korrelieren mit der Krankheitsaktivit&auml;t der PsA. Trotz zunehmender Kenntnis wesentlicher Bausteine der Inflammation gilt: &bdquo;Der beste Biomarker f&uuml;r die Entwicklung der PsA ist der Dermatologe!&ldquo;, wie Prof. Georg Schett (Erlangen) zusammenfasst.</p> <h2>Heterogene Manifestationen</h2> <p>Die Daten zur H&auml;ufigkeit der PsA sind variabel, sie liegt auch bei PsO bei bis zu 40 % . Das Ziel ist die Remission, aber die Definition ist bei der PsA schwieriger als bei RA, denn Remission ist letztlich nicht mehr als ein Terminus. Gerade die PsA zeichnet sich nicht nur durch Arthritis aus, auch extraartikul&auml;re und nicht muskuloskelettale Manifestationen sind vorhanden, die es zu ber&uuml;cksichtigen gilt. Im Wesentlichen handelt es sich um die Dom&auml;nen Arthritis, Psoriasis, Enthesitis, Daktylitis, Spondylitis sowie systemische entz&uuml;ndliche Aktivit&auml;t, somit insgesamt massiv &uuml;bergreifende Manifestationen, welche die K&ouml;rperfunktion betreffen und die Lebensqualit&auml;t der Patienten mit PsA beeintr&auml;chtigen. Erschwerend kommt dann noch die unterschiedliche subjektive Gewichtung vonseiten des Patienten hinzu. Ein Instrument zur Beurteilung des Vorhandenseins eines gut kontrollierten Krankheitszustands (&bdquo;mild disease activity&ldquo;, MDA) ist verf&uuml;gbar, erlaubt jedoch keine quantitative Erfassung der Krankheitsaktivit&auml;t. Es wird aber mittlerweile international in Studien als relevantes Instrument gesehen. Der eindimensionale DAPSA, der auf die Dom&auml;ne &bdquo;Arthritis&ldquo; fokussiert, wird wegen des Nichteinbeziehens von Enthesitis und Daktylitis kritisiert. Das Fehlen von Schmerz macht aber eine hohe Aktivit&auml;t in diesen beiden Dom&auml;nen unwahrscheinlicher (ausgenommen Daktylitis der 4. Zehe). Auch das Labor l&auml;sst uns im Stich, denn nur etwa 40 % der PsA-Patienten weisen ein erh&ouml;htes CRP im Serum auf.</p> <p>Ein vielbeachteter Beitrag von Georg Schett zu Enthesiopathien wurde publiziert und mehrfach rezensiert. Der &Uuml;bergang von Psoriasis zur PsA erfolgt schon fr&uuml;hzeitig und noch ohne klinische Manifestation. Dies wurde eindrucksvoll abgebildet bzw. radiologisch nachgewiesen. In einer Arbeit konnte diese subklinische Inflammation effektiv mit Secukinumab beeinflusst werden. Diese subklinische Enthesitis kann &uuml;ber die Osteitis auch in eine Synovitis &uuml;bergehen. Bei der PsA f&uuml;hrt die Enthesitis zur Osteoproliferation und die Synovitis zu Gelenkerosionen; die Behandlung der PsA ist abh&auml;ngig von der Art des betroffenen Gewebes. Es macht therapeutisch einen gro&szlig;en Unterschied, ob die Enthesiopathie- oder die Arthritis-Komponente angegangen wird: 70 % iges Ansprechen unter IL-23-Inhibitoren gegen&uuml;ber 50 % igem Ansprechen von TNF-Inhibitoren bei Enthesitis.</p> <h2>Komorbidit&auml;ten</h2> <p>Viele Beitr&auml;ge widmeten sich den Komorbidit&auml;ten und ihren Auswirkungen auf die Grundkrankheit bzw. auf die Therapie. Keine Frage: Die kardiovaskul&auml;ren Ereignisse zu obervieren ist lebenswichtig, aber die Inzidenz von Diabetes mellitus oder PAVK ist h&ouml;her als bei der RA. Ob hier die allgemeine Stoffwechsellage eventuell aufgrund der Grunderkrankung und des sozialen R&uuml;ckzugs verantwortlich ist, darf diskutiert werden. Die Depression ist mit 50&ndash;70 % mitunter die h&auml;ufigste Komorbidit&auml;t. Die Krankheitsaktivit&auml;t alleine zu kontrollieren ist zu wenig. Liegt eine depressive Komponente vor, werden sich die Scores h&ouml;her abbilden und ein Mehr an immunmodulierender Therapie f&uuml;hrt dann nicht zum Erfolg. Mittlerweile erfassen die Studien auch diese patientenbezogenen Parameter (PROs). Unter Secukinumab bessern sich Angst und Depression deutlich.</p> <h2>Sicherheit</h2> <p>Gro&szlig;e internationale, paneurop&auml;ische Register zeigen keine erh&ouml;hte Inzidenz an Malignomen. Auch Patienten mit Malignom in der Krankengeschichte haben keine erh&ouml;hte Rezidivwahrscheinlichkeit, wie bei &uuml;ber 100 000 Patienten gezeigt werden konnte. Daten aus &uuml;ber 18 Jahren mit TNF-&alpha;-Inhibitoren haben schon Gewicht!</p> <h2>Blickwinkel</h2> <p>Generell sind die Patienten noch nicht &uuml;berzeugt und wir werden die Aufkl&auml;rung noch ausf&uuml;hrlich weiterf&uuml;hren m&uuml;ssen. Eine Umfrage (mit mehr als 3000 Patienten aus den USA, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und England; MAPP &ndash; &bdquo;Multinational Assessment of Psoriasis and Psoriatic Arthritis&ldquo;) f&ouml;rdert Unbehagen zutage: 50 % halten die Therapien f&uuml;r belastend, 46 % halten sie f&uuml;r riskanter als die Krankheit und 85 % der Patienten w&uuml;nschen sich &bdquo;bessere&ldquo; Therapien. In &ouml;ffentlichen B&auml;dern werden teils eigene Bereiche f&uuml;r PsO-Patienten angeboten &ndash; wir sollten die Patienten aber nicht isolieren, sondern sie behandeln!</p> <h2>Brauchen wir Neues?</h2> <p>Der Hauptgrund f&uuml;r einen Therapiewechsel ist die mangelnde Wirksamkeit. Das Angebot an biologischen Therapien nimmt stetig zu. Circa ein Viertel der Patienten bricht die Therapie mit dem Erstbiologikum in einem Zeitraum von durchschnittlich 15 Monaten ab. Nach 5 Jahren werden nur noch 20&ndash;30 % der Patienten mit der prim&auml;r biologischen Startmedikation behandelt. Somit wird die zuk&uuml;nftige Herausforderung sein: Wer ist als Zweiter Erster? Mit jedem Therapiewechsel steigt die Wahrscheinlichkeit f&uuml;r ein weiteres Nichtansprechen. Daf&uuml;r sind die oralen Behandlungsoptionen im Zunehmen: Neben dem etablierten Apremilast, welches bei biologisch naiven PsA-Patienten m&ouml;glicherweise effektiver ist, werden die Januskinasehemmer bei nicht dominanter PsO wirksam sein, dann aber auch an der Wirbels&auml;ule (Spondyloarthropathie) und bei CED-Manifestation sowie bei Atopie. Au&szlig;erdem nimmt interessanterweise die Kopfbehaarung zu.</p> <h2>And the winner ...</h2> <p>Verst&auml;ndlicherweise wird versucht, einzelne Vorteile durch Netzwerkanalysen herauszuarbeiten. Auf alle F&auml;lle konnte gezeigt werden, dass alle (!) biologischen Therapiem&ouml;glichkeiten deutlich besser sind als Placebo, was im wissenschaftlichen Kontext nicht unerheblich ist. Wenn die Psoriasis im Vordergrund steht, f&uuml;hrt Ixekizumab das Feld hauchd&uuml;nn an, wenn aber weitere Parameter bei PsO/PsA, wie ACR-Ansprechen, SAE und Vertr&auml;glichkeit dazukommen, w&uuml;rde Secukinumab als Erster durchs Ziel gehen. So einfach wird es nicht sein!</p> <h2>Wort zum Schluss</h2> <p>Letztendlich h&auml;ngt der (eine) Behandlungserfolg nicht nur von zellul&auml;ren und biologischen Faktoren ab, sondern vielmehr von einem immateriellen Zusammenspiel von Komorbidit&auml;ten, psychosozialen Faktoren, Compliance, &Uuml;berzeugungen und nichtwissenschaftlichen Wahrnehmungen.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2019_Jatros_Ortho_1901_Weblinks_jatros_ortho_1901_s50_bild.jpg" alt="" width="1448" height="1018" /></p></p>
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