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Psoriasisarthritis

Neuer Antikörper erweitert das Therapiespektrum

<p class="article-intro">Mit dem selektiven Interleukin-17A-Blocker Ixekizumab lassen sich die Beschwerden von Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis, die nicht auf andere Biologika angesprochen haben, lindern. Das zeigen Daten der Phase-III-Studie SPIRIT-P2. Wir haben Dr. Thomas Schwingenschlögl gefragt, was er von Ixekizumab hält. </p> <hr /> <p class="article-content"><p>Eine Psoriasisarthritis kann so destruktiv voranschreiten, dass sie die Funktion der Gelenke deutlich einschr&auml;nkt, die Lebensqualit&auml;t enorm reduziert und die Mortalit&auml;t erh&ouml;ht.<sup>1, 2</sup> Bei Patienten, die auf die konventionelle Therapie nicht ansprechen, werden Biologika empfohlen. Als h&auml;ufigste Biologika werden TNF-Hemmer eingesetzt. Doch bei einigen Patienten sind diese kontraindiziert, die Patienten vertragen sie nicht oder sie sprechen nicht gen&uuml;gend darauf an.<sup>3</sup> Eine Alternative in diesen F&auml;llen k&ouml;nnte in Zukunft der Interleukin(IL)-17A-Antik&ouml;rper Ixekizumab sein. Prof. Dr. Peter Nash und seine Kollegen von der Universit&auml;t Queensland ver&ouml;ffentlichten k&uuml;rzlich die Ergebnisse der SPIRIT-P2-Studie.<sup>4</sup> Bei Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis, bei denen TNF-Hemmer nicht gen&uuml;gend gewirkt hatten, besserte Ixekizumab die Beschwerden deutlich.</p> <h2>Schl&uuml;sselrolle im Entz&uuml;ndungsprozess</h2> <p>IL-17A spielt eine entscheidende Rolle im Krankheitsprozess der Psoriasisarthritis. Es lockt Immunzellen zum Ort der Entz&uuml;ndung und erh&ouml;ht die Produktion proinflammatorischer Zytokine.<sup>5</sup> Im peripheren Blut und in der Gelenkfl&uuml;ssigkeit lassen sich h&ouml;here Konzentrationen von Zellen nachweisen, die IL-17A produzieren, etwa T-Zellen oder &bdquo;innate&ldquo; Immunzellen.<sup>6&ndash;8</sup> Dieser Anstieg korreliert mit einer erh&ouml;hten Krankheitsaktivit&auml;t.<sup>7</sup> &bdquo;Deshalb hat es Sinn, IL-17A zu blockieren&ldquo;, sagt Dr. Schwingenschl&ouml;gl, Rheumatologe in Wiener Neudorf. <br />Dass dieser Ansatz wirkt, zeigte die vorangegangene SPIRIT-P1-Studie.<sup>9</sup> In dieser Phase-III-Studie wurden 417 Patienten mit aktiver Psoriasisarthritis randomisiert entweder mit Ixekizumab oder mit Placebo behandelt. Bei Patienten der Ixekizumab-Gruppe zeigten sich deutlichere klinische Verbesserungen als bei Patienten der Placebogruppe, etwa in Bezug auf die Krankheitsaktivit&auml;t, auf radiologische Zeichen einer Krankheitsprogression, auf die Funktionalit&auml;t und die Lebensqualit&auml;t. <br />In der SPIRIT-P2-Studie<sup>4</sup> wurden nun Patienten untersucht, die auf TNF-Hemmer nicht gen&uuml;gend angesprochen hatten, bei denen die Wirkung der TNF-Hemmer im Laufe der Therapie nachgelassen hatte oder die diese Medikamente nicht vertragen hatten. Die Studie l&auml;uft noch, rekrutiert aber keine Patienten mehr.<sup>10</sup> 363 Patienten erhielten randomisiert entweder 80mg Ixekizumab s.c. alle 4 Wochen oder alle 2 Wochen &ndash; jeweils nach einer Startdosis von 160mg &ndash; oder nach demselben Schema Placebo. Nach 24 Wochen hatten mehr Patienten in den Ixekizumab-Gruppen ein ACR-20-Ansprechen erreicht als Patienten der Placebogruppe (Abb. 1). Beim vierw&ouml;chentlichen Injektionsschema waren es 65 (53 % ) Patienten, beim zweiw&ouml;chentlichen Schema 59 (48 % ) und bei Placebo 23 (20 % ). Abgesehen davon verzeichneten die Autoren deutlichere Verbesserungen mit Ixekizumab auch in Scores zur Beurteilung psychischer Faktoren; ein ACR-50- und ACR-70-Ansprechen wurden mit Ixekizumab &ouml;fter erreicht als mit Placebo. Die klinischen Zeichen besserten sich meist innerhalb von ein bis zwei Wochen. Die mit mehr als 5 % h&auml;ufigsten Nebenwirkungen waren Reaktionen an der Injektionsstelle, Infekte der oberen Atemwege, Nasopharyngitis, Sinusitis und oropharyngeale Schmerzen; aber die Beschwerden waren mild bis moderat ausgepr&auml;gt. Um Langzeitwirkungen und Sicherheit zu beurteilen, soll die Studie &uuml;ber bis zu 3 Jahre fortgef&uuml;hrt werden.</p> <p><img src="/custom/img/files/files_datafiles_data_Zeitungen_2017_Jatros_Ortho_1706_Weblinks_s72.jpg" alt="" width="1417" height="910" /><br /><strong><em>Herr Dr. Schwingenschl&ouml;gl, was halten Sie von Ixekizumab? </em></strong><br /><strong><em>T. Schwingenschl&ouml;gl:</em></strong> IL-17A ist bei Psoriasis und bei den Spondarthritiden pathogenetisch ein entscheidendes Zytokin. Der humanisierte Antik&ouml;rper Ixekizumab bindet mit einer hohen Affinit&auml;t an freies IL-17A und blockiert dieses. Damit wird die Entz&uuml;ndungskaskade des Immunsystems unterbrochen, die Entz&uuml;ndung wird gebremst und die Krankheit schreitet nicht so schnell fort. Ixekizumab ist bei uns in &Ouml;sterreich bereits zur Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaquepsoriasis zugelassen. Ich erwarte, dass es demn&auml;chst auch f&uuml;r die Psoriasisarthritis zugelassen wird und auch zur Therapie der Spondylitis ankylosans. <br /><strong><em>Wie beurteilen Sie die Wirksamkeit von Ixekizumab im Vergleich zu den anderen IL-17A-Antik&ouml;rpern Secukinumab und Brodalumab und im Vergleich zu Ustekinumab, welches IL-12 und IL-23 blockiert? </em></strong><br /><strong><em>T. Schwingenschl&ouml;gl:</em></strong> IL-12 und IL-23 bewirken, dass sich T-Helferzellen zu TH-17-Zellen differenzieren. Diese Zellen produzieren dann IL-17, das den Entz&uuml;ndungsprozess anst&ouml;&szlig;t und aufrechterh&auml;lt. Ustekinumab als IL-12/23-Antagonist blockiert diesen Mechanismus und setzt damit eine Stufe fr&uuml;her in der Entz&uuml;ndungskaskade an als die IL-17-Antagonisten. Somit wird IL-17 erst gar nicht produziert oder zumindest deutlich weniger. Secukinumab ist ein humaner Antik&ouml;rper gegen IL-17A und &auml;hnelt damit dem Ixekizumab. Die Bindung von Ixekizumab an IL-17A scheint aber etwas st&auml;rker zu sein als die von Secukinumab.<br />Brodalumab ist dagegen ein IL-17-Rezeptorantagonist, der die Rezeptoren an den verschiedenen Zellen f&uuml;r die Bindung mit IL-17 blockiert. Dabei werden die Interleukine IL-17A bis IL-17F blockiert. Auch reine IL-23-Antagonisten sind in klinischer Testung. Welches dieser Biologika letztendlich am besten wirkt, wissen wir nicht. Denn es gibt noch keine Head-to-Head-Studien.<br /><strong><em>Welchen Patienten mit Psoriasisarthritis geben Sie Ixekizumab oder einen der anderen Antik&ouml;rper? </em></strong><br /><strong><em>T. Schwingenschl&ouml;gl:</em></strong> Der Einsatz dieser neuen Medikamente richtet sich nach den internationalen Guidelines. Vorl&auml;ufig ist Ixekizumab nur f&uuml;r die Behandlung der mittelschweren bis schweren Plaquepsoriasis zugelassen. Die Indikation ist gegeben, wenn der Patient f&uuml;r eine systemische Therapie infrage kommt. Bei der Haut sind die IL-17A-Antagonisten den TNF-Blockern definitiv &uuml;berlegen. <br /><strong><em>Welches Biologikum setzen Sie ein, wenn TNF-Blocker nicht wirken?</em></strong><br /><strong><em>T. Schwingenschl&ouml;gl:</em></strong> Hierzu geben die Leitlinien keine Vorgaben. Wenn ein TNF-Blocker nicht wirkt, kann man auf einen anderen TNF-Blocker mit einem anderen Wirkmechanismus wechseln, also zum Beispiel von einem Antik&ouml;rper gegen TNF auf einen Antik&ouml;rper gegen den TNF-Rezeptor oder umgekehrt. Man k&ouml;nnte auch Ustekinumab einsetzen oder Secukinumab; diese sind bereits f&uuml;r die Therapie der Psoriasisarthritis zugelassen. <br /><strong><em>Wie beurteilen Sie das Nebenwirkungsprofil von Ixekizumab? </em></strong><br /><strong><em>T. Schwingenschl&ouml;gl:</em></strong> Der Antik&ouml;rper scheint insgesamt gut vertr&auml;glich zu sein. Neben lokalen Reaktionen an der Einstichstelle, die allerdings mit der Zeit geringer werden, muss man vor allem auf orale Candida-Infektionen achten. Auch Infektionen der oberen Atemwege sind relativ h&auml;ufig, vergleichbar mit anderen Biologika. Reaktivierungen einer Tuberkulose scheinen seltener vorzukommen als bei TNF-Blockern. Die Kontraindikationen decken sich weitgehend mit denen der anderen Biologika.<br /><strong><em>Ihr Fazit? Hat Ixekizumab eine Zukunft bei Psoriasis?</em></strong><br /><strong><em>T. Schwingenschl&ouml;gl:</em></strong> Auf jeden Fall. Der Antik&ouml;rper ist ein interessantes neues Therapiekonzept und wird unser Therapiespektrum neuerlich erweitern. Neue Indikationen wie Psoriasisarthritis und Spondylitis ankylosans werden folgen. F&uuml;r Psoriasisarthritis ist ja die Phase-III-Studie bereits abgeschlossen, und Head-to-Head-Studien mit anderen Biologika werden gerade durchgef&uuml;hrt. Auch zu Spondylitis ankylosans haben die Studien begonnen.</p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Ritchlin CT et al.: N Engl J Med 2017; 376: 957-70 <strong>2</strong> Gladman DD et al.: Ann Rheum Dis 2005; 64(Suppl 2): ii14-7 <strong>3</strong> Mease P et al.: Clin Exp Rheumatol 2015; 33(Suppl 93): S104-8<strong>4</strong> Nash P et al.: Lancet 2017; 389: 2317-27 <strong>5</strong> Chiricozzi A et al.: Actas Dermosifiliogr 2014; 105(Suppl 1): 9-20 <strong>6</strong> Jandus C et al.: Arthritis Rheum 2008; 58: 2307-17 <strong>7</strong> Menon B et al.: Arthritis Rheumatol 2014; 66: 1272-81<strong>8</strong> Noordenbos T et al.: Arthritis Rheum 2012; 64: 99-109 <strong>9</strong> Mease PJ et al.: Ann Rheum Dis 2017; 76: 79-87 <strong>10</strong> www.clinicaltrials.gov, NCT02349295</p> </div> </p>
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