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Neue Studien zum Thema Lupus und Schwangerschaft
Jatros
30
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13.05.2019
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<p class="article-intro">Die Schwangerschaft einer Patientin mit Lupus erythematodes galt immer als Risikoschwangerschaft. Aktuelle Studien zeigen, dass ihr Ausgang im Vergleich zu früher deutlich erfolgreicher ist: Grund dafür sind vermutlich verträglichere Behandlungsregimes.</p>
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<p class="article-content"><p>Systemischer Lupus erythematodes (SLE) trifft überproportional häufig Frauen im gebärfähigen Alter. Betroffene Frauen haben ein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen, aber auch für Komplikationen während der Geburt. Insgesamt gibt es relativ wenige Daten zum wichtigen Themenkreis SLE und Schwangerschaft.<br /> Einer retrospektiven Studie zufolge, die beim Kongress des American College of Rheumatology (ACR) vorgestellt wurde, hat sich zumindest die Mortalität von Müttern und Feten in den letzten zwei Jahrzehnten deutlich verbessert.<sup>1</sup><br /> Die Forscher verwendeten Informationen einer amerikanischen Datenbank aus den Jahren 1998 bis 2014. Diagnosen und Eingriffe wurden anhand von ICD-9-Codes identifiziert. Insgesamt konnten so Daten von 87 065 schwangeren Frauen mit SLE ausgewertet und mit 70 162 163 Daten von schwangeren Frauen ohne SLE verglichen werden, die während dieser 17-jährigen Zeitperiode in den USA in ein Krankenhaus eingeliefert worden waren.<br /> Insgesamt waren die SLE-Patientinnen bei der Schwangerschaft älter und die mütterliche Sterblichkeit sowie die intrauterine Sterblichkeit der Feten waren im Vergleich zu den nicht an SLE erkrankten Patientinnen erhöht. Allerdings zeigte sich, dass im Laufe der 17 Jahre sowohl die Sterblichkeit der Mütter als auch die Häufigkeit des intrauterinen fetalen Todes abnahm. <sup>1</sup><br /> „Es ist sehr ermutigend für uns, eine stetige Verbesserung bei der Müttersterblichkeit und beim intrauterinen fetalen Tod zu sehen. Diese Verbesserungen waren tatsächlich stärker ausgeprägt als bei Nicht-SLE-Schwangerschaften“, schloss Dr. Bella Mehta, Rheumatologin am „Hospital for Special Surgery“ in New York.</p> <h2>Schübe vor allem im zweiten und dritten Trimenon</h2> <p>Auch bezüglich der Frage nach der Häufigkeit von Lupusschüben und entsprechenden Prädiktoren in und nach der Schwangerschaft gibt es kaum prospektive Daten. Dieser Zusammenhang wurde in der PROMISSE-Studie, einer multizentrischen prospektiven Beobachtungsstudie an 384 Schwangeren, untersucht, die mindestens 4 SLE-Kriterien gemäß dem ACR erfüllten.<sup>2</sup> Die Frauen wurden vor der 12. Schwangerschaftswoche in die Studie eingeschlossen und während der Schwangerschaft sowie nach der Geburt beobachtet. In die Studie wurden keine Patientinnen mit Lupusnephritis oder aktiver Erkrankung aufgenommen. Die Schwere der Schübe wurde mit einem standardisierten Index, dem SELENA-SLEDAI-Flare-Index, erhoben.<br /> Alle Frauen erlebten Schübe in der Schwangerschaft: Insgesamt wurden 105 Schübe aufgezeichnet. Davon ereigneten sich 3,8 % im ersten Trimenon, 53,3 % im zweiten Trimenon und 42,9 % im dritten Trimenon. Die Schübe waren meist leicht bis mittelschwer, nur 6,25 % der Frauen erlebten schwere Schübe. Auch die SLESchübe nach der Geburt waren leicht, lediglich bei einem Drittel von ihnen bestand Behandlungsbedarf: 13 wurden mit einer höheren Kortisondosis behandelt, 6 mit nichtsteroidalen Antirheumatika oder Hydroxychloroquin und einer mit Mycophenolat Mofetil.<br /> An Prädiktoren für Krankheitsschübe konnten nur das Alter der Mutter, die ethnische Zugehörigkeit, niedriges Komplement und die globale Selbsteinschätzung der Patientin identifiziert werden. Faktoren, die mit einem ungünstigen Schwangerschaftsergebnis Hand in Hand gehen – wie eine Thrombozytopenie, die Einnahme von Antihypertensiva und Lupusantikoagulanzien –, erlauben jedoch keinen Rückschluss auf die Häufigkeit der Schübe.<br /> Nach Ansicht der Autoren zeigt die Studie, dass SLE-Schübe während und kurz nach der Schwangerschaft mit der klinischen und serologischen Aktivität während des ersten Trimesters korrelieren. Dies unterstützt die allgemeine Empfehlung, dass bei SLE-Patientinnen mit Kinderwunsch mindestens 6 Monate vor der Konzeption eine geringe Krankheitsaktivität vorliegen sollte, damit die Schwangerschaft günstig verläuft. Schübe, die in und nach der Schwangerschaft auftreten, sind meistens nur leicht ausgeprägt und häufig nicht behandlungsbedürftig.</p> <h2>Fazit</h2> <p>Schwangerschaften verlaufen heute erfolgreicher als noch vor 20 Jahren. Mindestens 6 Monate vor Beginn der Schwangerschaft ist eine niedrige SLE-Aktivität zu fordern. Insgesamt sind Schübe in der Schwangerschaft und postpartal selten schwer ausgeprägt. Die SLE-Aktivität sollte engmaschig kontrolliert werden, besonders in der 2. Schwangerschaftshälfte und im Wochenbett.</p></p>
<p class="article-quelle">Quelle: ACR/ARHP Annual Meeting, 19.–24. Oktober 2018, Chicago
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<a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a>
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<p><strong>1</strong> Luo Y et al.: Pregnancy in lupus: 17-year US nationwide trend in obstetric and maternal outcomes. Abstract 1852, ACR/ARHP Annual Meeting, 19-24 October 2018, Chicago, USA • <strong>2</strong> Davis-Porada J et al.: SLE flares during and after pregnancy are mild and occur at similar rates. Abstract 1854, ACR/ARHP Annual Meeting, 19-24 October 2018, Chicago, USA</p>
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