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ÖGR-Jahrestagung 2019

Immunmechanismen in der Pathogenese der Arthrose

<p class="article-intro">Die Ursache der Arthrose wird generell im Verschleiß von Knorpel in den Gelenken gesehen. Doch wird der Beitrag einer inflammatorischen Komponente immer deutlicher. Unter dem Titel „Arthrose und Immunologie“ behandelte die Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie & Rehabilitation (ÖGR) diesen Aspekt ausführlich.</p>
<hr /> <p class="article-content"><h2>Arthrose, Synovitis und das adaptive Immunsystem</h2> <p>Die Arthrose (engl. &bdquo;osteoarthritis&ldquo;, OA) als h&auml;ufigste Erkrankung des Bewegungsapparats zeigt eine starke Zunahme der Inzidenz, bedingt durch das steigende Alter der Bev&ouml;lkerung und verbreitetes &Uuml;bergewicht. Durch Alter und mechanische &Uuml;berbelastung kommt es zum Knorpelschwund, bei dem der Abbau der Matrix gegen&uuml;ber der Neusynthese &uuml;berwiegt.<br /> Doch OA ist weit mehr als nur Knorpelschwund, wie Prof. Dr. Martin Stradner, Medizinische Universit&auml;t Graz, hervorhob. So gibt es deutliche Ver&auml;nderungen auch an den Knochen (Sklerosierung, Zystenbildung, Durchbrechen von Gef&auml;&szlig;en) und an der Muskulatur (Atrophie) sowie typischerweise eine Verdickung und Entz&uuml;ndung der synovialen Membran. Diese Synovitis ist bei Weitem nicht so ausgepr&auml;gt wie bei entz&uuml;ndlichen Gelenkserkrankungen, z. B. der rheumatoiden Arthritis, doch tritt sie bei etwa 60 % aller Gonarthrosen und 90 % aller Fingerpolyarthrosen auf.<br /> Die Synovitis weist auf eine Beteiligung inflammatorischer Prozesse auch bei der OA hin. Sie bedingt eine erh&ouml;hte Schmerzhaftigkeit, der Schmerz korreliert mit der Auspr&auml;gung der Synovitis im MRT. Eine rezente Studie bei entz&uuml;ndlicher Fingerpolyarthrose zeigte, dass eine Behandlung mit oralem Prednisolon die Synovitis und den damit assoziierten Schmerz signifikant reduziert.<sup>1</sup><br /> Die Synovitis f&uuml;hrt auch zu Funktionseinschr&auml;nkungen, z. B. beim Gehen oder Treppensteigen, und beg&uuml;nstigt die Progression der OA. Sie kann im MRT gut erkannt werden. Histologisch zeigen sich verschiedene Muster der Synovitis: fibrotisch bei fortgeschrittener Erkrankung, dagegen hyperplastisch mit gesteigerter Synoviozytenproliferation bei Fr&uuml;hformen.<sup>2</sup> Auch kommen detritusreiche Formen mit Knorpel- und Knochenfragmenten und inflammatorische mit Infiltration von Makrophagen und Lymphozyten vor. Interessant ist hier, dass im gleichen Gelenk verschiedene dieser Typen parallel existieren k&ouml;nnen.<br /> Es stellt sich die Frage, ob die Synovitis Ursache oder Folge der OA ist. Nach den Ergebnissen der MOST-Studie<sup>3</sup> ist Synovitis in der Tat eine unabh&auml;ngige Ursache der OA. Jedoch steigt das Risiko, eine OA zu entwickeln, nur bei h&ouml;heren Schweregraden der Synovitis. Eine geringgradige Synovitis w&auml;re dagegen eher als Folge der OA anzusehen.<br /> Zu den bei der OA relativ sp&auml;rlichen T-Zellen gibt es wenige Daten. Synoviale CD4+-T-Zellen, vor allem Th1-, Th9- und Th17-Zellen, wurden beschrieben und scheinen bei der OA mit dem Schmerz zu korrelieren. Auch B-Zellen und Autoantik&ouml;rper treten bei der OA auf. Eine (oligo-) klonale Expansion der B-Zellen ist nachweisbar; selten kommt es zur Ausbildung von Keimzentren und selten werden Antik&ouml;rper gegen die Knorpelmatrix gebildet. Doch sollte man die OA keinesfalls als Autoimmunerkrankung fehlinterpretieren.<br /> Zusammenfassend kann gesagt werden, dass adaptive Immunmechanismen in der Synovitis bei der OA aktiv sind &ndash; ihre Relevanz und Kausalit&auml;t bleiben jedoch derzeit unklar.</p>
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