© Getty Images/iStockphoto

EULAR-Spotlights

<p class="article-intro">Mit mehr als 14 000 Teilnehmern, 180 Sitzungen und über 2000 Postern feierte die EULAR bei ihrem diesjährigen Kongress ihr 70-jähriges Bestehen. Im Rahmen der Rheumatologischen Fortbildungstagung in Saalfelden präsentierte Dr. Andrea Studnicka-Benke, Salzburg, ihre ganz persönlichen Highlights aus Madrid.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Das Jahr 2017 ist f&uuml;r die Rheumatologie ein besonderes: Die erfolgten Neuzulassungen der JAK-Inhibitoren Baricitinib und Tofacitinib, des IL-6-Hemmers Sarilumab sowie diverser Biosimilars haben das Spektrum der Therapieoptionen bereichert. &bdquo;Hinsichtlich Sicherheit und Effizienz sind die Unterschiede zwischen den einzelnen biologischen DMARDs marginal&ldquo;, berichtet Studnicka-Benke vom EULAR 2017. &bdquo;Immer noch ist die Kombination mit Methotrexat reinen Monotherapien &uuml;berlegen. Niedrigere Dosierungen von Methotrexat sind jedoch m&ouml;glich.&ldquo;<br /> Zum IL-6-Rezeptor-Blocker Tocilizumab wurden am EULAR neue Sicherheitsdaten aus zw&ouml;lf klinischen Studien, deren Verl&auml;ngerungsstudien und Postmarketinganalysen pr&auml;sentiert (Moham S et al., OP0105). &bdquo;Die neuen Daten haben keine neuen Sicherheitssignale geliefert und best&auml;tigen das bekannte Sicherheitsprofil von Tocilizumab&ldquo;, so Studnicka-Benke.</p> <h2>Kampagnen und Fortbildungsangebot</h2> <p>W&auml;hrend des Kongresses in Madrid startete die EULAR ihre neue Kampagne &bdquo;Don&rsquo;t delay, connect today&ldquo;, deren Ziel es ist, Betroffene zu animieren, mit ersten Symptomen einer rheumatischen Erkrankung m&ouml;glichst fr&uuml;hzeitig medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die europ&auml;ische Patientenorganisation PARE (&bdquo;People with Arthritis and Rheumatism in Europe&ldquo;) tr&auml;gt zur Kampagne bei, indem z.B. leicht verst&auml;ndliches Informationsmaterial erstellt wird. Mit &Ouml;ffentlichkeitsarbeit sollen Fr&uuml;herkennung und Selbstmanagement der Patienten gef&ouml;rdert werden.<br /> Ebenso gelauncht wurde die EULAR School of Rheumatology: Diese wird alle Fortbildungsangebote vereinen, inklusive derer, die via neue Medien angeboten werden, wie Online-Kursen und Webinares. Mitglieder werden regelm&auml;&szlig;ig &uuml;ber EULAR- Kurse, B&uuml;cher, Trainingsmaterialien etc. informiert werden. (N&auml;here Informationen und Registrierung unter: www. eular.org/school_of_rheumatology.cfm)</p> <h2>Schmerz bei Arthrose und PsA</h2> <p>Weniger als zwei Drittel aller Patienten mit Knie- oder H&uuml;ftarthrose nehmen analgetisch wirkende Medikamente ein &ndash; zumindest in den Niederlanden (Knoop J et al., SAT0517). Das Autorenteam wollte den Ursachen daf&uuml;r auf den Grund gehen. Schmerzintensit&auml;t, Krankheitsdauer und -schwere sowie psychische Belastung konnten die Varianz in der Analgetikaeinnahme aber nur zu einem kleinen Teil erkl&auml;ren. Die Verordnung von Schmerzmedikamenten sollte sich m&ouml;glicherweise mehr an den klinischen Symptomen und an den Patientenbed&uuml;rfnissen orientieren, und die Entscheidung sollte jeweils mit dem Patienten gemeinsam gef&auml;llt werden, meinen die Studienautoren.<br /> Dass Schmerz noch immer ein &bdquo;unmet need&ldquo; bei Psoriasisarthritis (PsA) darstellt, hat eine multinationale Studie festgestellt (Conaghan P et al., OP0107). &bdquo;Auch unter Biologikatherapie leidet jeder dritte Patient an starken Schmerzen, nur ein Drittel ist schmerzfrei&ldquo;, berichtet Studnicka-Benke. &bdquo;Mit Schmerz assoziiert waren verringerte Lebensqualit&auml;t, Angst, Depression und vor allem: Arbeitslosigkeit!&ldquo;</p> <h2>RA: Komorbidit&auml;ten und Mortalit&auml;t</h2> <p>Die Entwicklung der Mortalit&auml;t bei rheumatoider Arthritis (RA) hat ein Team aus Schweden untersucht (Holmqvist M et al., OP0149). Studnicka-Benke: &bdquo;In den Jahren 1997 bis 2015 hat sich gezeigt, dass die Erkrankung noch immer mit einer erh&ouml;hten 10-Jahres-Mortalit&auml;t verbunden ist, obwohl die Therapien im Vergleich zu fr&uuml;heren Jahren intensiviert wurden und der durchschnittliche DAS28 niedriger ist.&ldquo;<br /> Ein franz&ouml;sisches Autorenteam untersuchte das kardiovaskul&auml;re Risiko bei RAPatienten und verglich die Ergebnisse mit denen vom Jahr 2000 (Filhol E et al., OP0146). Hier konnte eine Verbesserung festgestellt werden. Ma&szlig;nahmen der intensiveren &Uuml;berwachung des kardiovaskul&auml;ren Status und die bessere Kontrolle der Inflammation scheinen also Wirkung zu zeigen. Dennoch ist das Risiko f&uuml;r kardiovaskul&auml;re Ereignisse bei RA-Patienten im Vergleich zur Gesamtbev&ouml;lkerung noch immer ein erh&ouml;htes.<br /> Bei RA-Patienten, die in der Anamnese eine Krebsdiagnose aufweisen, wird derzeit von einer Therapie mit TNF-Blockern abgeraten. Eine schwedische Studie untersuchte, ob das Risiko f&uuml;r ein Tumorrezidiv unter TNF-Inhibitoren tats&auml;chlich h&ouml;her ist (Raaschou P et al., OP0308). Das Ergebnis: Es wurde kein Unterschied in der Rezidivrate von zehn verschiedenen Tumoren gefunden. &bdquo;Das Intervall zwischen der Krebsdiagnose und dem Start der Anti-TNF-Therapie war allerdings mit durchschnittlich 9,9 Jahren sehr lang&ldquo;, sagt Studnicka-Benke.<br /> Einen paradoxen Effekt bei &uuml;bergewichtigen RA-Patienten, die mit Biologika behandelt wurden, hat eine niederl&auml;ndische Studie gesehen (de Jonge AV et al., OP0150): Ein h&ouml;herer BMI war einerseits assoziiert mit geringeren Remissionsraten, andererseits zeigten &uuml;bergewichtige Patienten weniger Gelenksdestruktionen.<br /> Zu Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Frauen mit rheumatologischen Erkrankungen gab es eine Reihe von Pr&auml;sentationen. Unter anderem wurde berichtet, dass f&uuml;r Kinder von Patientinnen mit Autoantik&ouml;rpern gegen Ro/SS-A und einer hohen SIGLEC1-Expression ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r die Entwicklung eines kongenitalen Herzblocks besteht (Lisney AR et al., OP0311). Diese Frauen w&uuml;rden m&ouml;glicherweise von einer Therapie gegen INF-a, wie z.B. Hydroxychloroquin, profitieren, schlussfolgern die Autoren.</p> <h2>Rehabilitation</h2> <p>Mit einem intensivierten Rehabilitationsprogramm wollte ein norwegisches Team die positiven Effekte der Reha bei Rheumapatienten verst&auml;rken und verl&auml;ngern (Berdal G et al., OP0255-HPR). Die Zusatzangebote beinhalteten eine strukturierte individualisierte Therapiezielplanung, motivierende Gespr&auml;che, schriftliche Unterlagen und vier Telefonanrufe in den ersten 5 Monaten nach der Entlassung. Kurzfristig zeigte die Intervention Erfolg, nach 6 und 12 Monaten war der Lebenqualit&auml;tsparameter HR-QoL jedoch bei beiden Gruppen auf &auml;hnlichem Niveau.<br /> Auch eine andere Studie kam zu dem Schluss, dass ein intensives multidisziplin&auml;res Reha-Programm zwar sehr gute Kurzzeiteffekte bringt, die meisten Paramater jedoch innerhalb eines Jahres auf die Ausgangswerte zur&uuml;ckkehren, insbesondere jene f&uuml;r Schmerz und Gelenksteifigkeit (Jarret G, Orpana A, THU0731- HPR). Die Autoren pl&auml;dieren daf&uuml;r, Reha- Angebote f&uuml;r Rheumapatienten in k&uuml;rzeren Intervallen anzubieten, um die positiven Effekte aufrechtzuerhalten.<br /> Den Effekt von physikalischer Therapie und Rehabilitationsma&szlig;nahmen auf die Thoraxexkursion bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis untersuchte Slavica Jandric aus Banja Luka (THU0390). Gemessen wurde die respiratorische Umfangdifferenz. Sie konnte von durchschnittlich 1,98cm auf 3,01cm signifikant verbessert werden, wobei die Dauer der station&auml;ren Rehabilitation mit der Verbesserung der Umfangdifferenz korrelierte.<br /> Ein t&uuml;rkisches Team fand einen signifikanten Effekt einer Peloidtherapie bei Handarthritis (Kasapoglu Aksoy M et al., SAT0525). &bdquo;Die Peloidtherapie wurde &uuml;ber zwei Wochen insgesamt zehnmal angewendet&ldquo;, so Studnicka-Benke. Verbesserungen konnten in allen untersuchten Parametern (Schmerz, Funktion, Griffst&auml;rke und Lebensqualit&auml;t) nach 2 und nach 6 Wochen gefunden werden.<br /> Umfangreiche Rehabilitationsma&szlig;nahmen k&ouml;nnen f&uuml;r Patienten mit Kniearthrose kurzfristig sehr hilfreich sein. In der Schweiz ist nun analysiert worden, wie es den Patienten 5 Jahre danach geht (Angst F et al., THU0708). &bdquo;Geringe bis moderate Verbesserungen bez&uuml;glich Schmerz, Funktion und psychosozialem Status waren auch nach f&uuml;nf Jahren noch nachweisbar&ldquo;, berichtet Studnicka-Benke. Trotzdem musste sich fast jeder vierte Patient in der Zwischenzeit einer Knietotalendoprothetik unterziehen. Der WOMAC-Score erwies sich in dieser Studie als Pr&auml;diktor f&uuml;r die Notwendigkeit eines Gelenksersatzes. Hoher Bildungsgrad, weibliches Geschlecht, wenige Komorbidit&auml;ten und Probleme beim Stufensteigen waren weitere Risikofaktoren f&uuml;r die Wahrscheinlichkeit einer Arthroplastie.<br /> Mittels 3D-Printings ma&szlig;geschneiderte Devices f&uuml;r RA-Patienten testete eine italienische Studie (Sandri G et al., THU0705). Folgende Behelfe wurden nach Bedarf und Absprache mit den Patienten produziert: jeweils ein Haltegriff f&uuml;r Kreide, eine Zahnb&uuml;rste, ein Z&uuml;ndschl&uuml;ssel, ein L&ouml;ffel, ein B&uuml;geleisen und ein Hilfsmittel zum &Ouml;ffnen von Kaffeekannen. Die Zufriedenheit der Patienten mit den Devices war sehr hoch. Die Produktion von Hilfsmitteln in Zusammenarbeit mit den Patienten ist also zu bef&uuml;rworten, schlussfolgern die Autoren. Zudem erm&ouml;glicht die 3D-Printing-Technologie die Herstellung von Behelfen aus kosteng&uuml;nstigen Materialien.</p> <h2>SpA-Diagnostik</h2> <p>Den Nutzen einer Low-Dose-Computertomografie der gesamten Wirbels&auml;ule im Vergleich zu konventioneller Radiografie untersuchte eine niederl&auml;ndisch-deutsche Studie (de Koning A et al., OP0114). Bei SpA-Patienten erwies sich die Methode als sensitiver, um Syndesmophyten zu entdecken. Mittels CT wurde bei 30 % der Patienten eine Knochenproliferation festgestellt, unter R&ouml;ntgenkontrolle waren es nur 6 % .</p> <h2>Pneumokokkenimpfung</h2> <p>Patienten unter immunsuppressiver Therapie haben u.a. ein erh&ouml;htes Risiko f&uuml;r invasive Pneumokokkeninfektionen. Die Pneumokokkenimpfung wird daher f&uuml;r Rheumapatienten empfohlen, dennoch ist die Impfrate in dieser Population oft gering. Am H&ocirc;pital Bichat in Paris ist deshalb ein Programm gestartet worden, in dessen Rahmen Kandidaten f&uuml;r diese Impfung intensiv &uuml;ber Benefit und Risiken aufgekl&auml;rt werden. Die Impfrate konnte dadurch von 17,1 auf 77,6 % gesteigert werden (Goulenok T et al., OP0065).</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 36. Rheumatologische Fortbildungstagung, 24. Juni 2017, Saalfelden </p>
Back to top