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EMS-Training

Elektromuskelstimulation im Sportstudio

<p class="article-intro">Immer mehr Fitnessstudios bieten EMS-Training an. Das Muskeltraining hat einen festen Platz in der Rehabilitation: Man kann damit ein effektives Krafttraining mit wenig Aufwand durchführen. Allerdings kann es bei unsachgemässem Training zu Nebenwirkungen kommen.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Fitter und muskul&ouml;ser &ndash; und das in kurzer Zeit: Die Werbung f&uuml;r das Sportprogramm EMS t&ouml;nt verlockend. EMS steht f&uuml;r Elektromuskelstimulation und immer mehr Studios bieten das Programm an. &Uuml;ber einer speziellen Funktionskleidung tr&auml;gt man eine Weste, in die Elektroden eingearbeitet sind. F&uuml;r manche irritierend: Die Spezialkleidung wird vorher nass gemacht &ndash; Wasser leitet bekanntermassen den Strom. Die Elektroden geben Stromst&ouml;sse an die Muskeln, diese ziehen sich zusammen und ahmen so die Aktivit&auml;t der Muskeln unter Anstrengung nach. Es kribbelt oder f&uuml;hlt sich an wie kleine Nadelstiche. Um den Trainingseffekt zu verst&auml;rken, kann man gleichzeitig &Uuml;bungen machen, etwa Kniebeugen, Bizepsanspannen oder Ausfallschritte. Meist dauert eine Trainingseinheit 20 Minuten.<br /> &laquo;Es wird immer wieder kritisiert, EMS sei gef&auml;hrlich und wirkungslos&raquo;, sagt Prof. Dr. phil. Christoph Eifler, Leiter des Fachbereichs Trainings- und Bewegungswissenschaft der Deutschen Hochschule f&uuml;r Pr&auml;vention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). &laquo;Inzwischen haben wir aber gen&uuml;gend Evidenz, dass man mit EMS mehr Muskeln bekommt und ges&uuml;nder wird. Davon profitieren nicht nur Menschen, die sich zum Sport nicht motivieren k&ouml;nnen, sondern auch Patienten.&raquo;<br /> Einer der f&uuml;hrenden EMS-Forscher ist Prof. Dr. Wolfgang Kemmler, Forschungsleiter f&uuml;r medizinische Physik an der Universit&auml;t Erlangen-N&uuml;rnberg. In einer seiner aktuellen &Uuml;bersichtsarbeiten aus 23 Studien hatten Probanden nach dem Ganzk&ouml;rper- EMS-Training mehr und kr&auml;ftigere Muskeln als Teilnehmer, die entweder kein Training machten, nur Wellness oder herk&ouml;mmliches Training.<sup>1</sup> Auch der K&ouml;rperfettanteil nahm ab. &laquo;Mehr Muskeln sehen nicht nur gut aus&raquo;, sagt Prof. Eifler. &laquo;Sie stabilisieren auch die Gelenke, man wird beweglicher, verletzt sich nicht so leicht und ist insgesamt fitter.&raquo; Allerdings muss es nicht unbedingt EMS sein, wie gerade Wissenschaftler von der Sporthochschule K&ouml;ln zeigten: 11 sportlich aktive Frauen sprinteten nach einem vierw&ouml;chigen EMS-Training schneller und sprangen h&ouml;her &ndash; aber genauso nahm die Leistungsf&auml;higkeit bei den 11 Frauen nach einem normalen Krafttraining zu.<sup>2</sup> &laquo;EMS ist ideal, wenn man nicht viel Zeit ins Training investieren will&raquo;, sagt Eifler.</p> <h2>F&uuml;r Senioren geeignet</h2> <p>Prof. Mag. DDr. Martin Burtscher, Sportmediziner und emeritierter Professor an der Universit&auml;t Innsbruck, h&auml;lt EMS zudem f&uuml;r eine gute Option f&uuml;r Senioren oder in der Rehabilitation: &laquo;Bei vielen &auml;lteren Herrschaften und Patienten in der Reha nehmen Muskelmasse und Muskelkraft ab. Das erh&ouml;ht das Risiko f&uuml;r St&uuml;rze, was einen monatelangen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen kann.&raquo;<br /> Eingeschlossen waren in Kemmlers &Uuml;bersichtsarbeit Studien mit gesunden Teilnehmern und Patienten mit Herzproblemen, R&uuml;ckenschmerzen, Osteopenie, Sarkopenie oder zu wenig Muskelmasse. Die Ganzk&ouml;rper- EMS konnte R&uuml;ckenschmerzen lindern, aber ein positiver Effekt auf die Knochendichte zeigte nur grenzwertige Signifikanz. Bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz erh&ouml;hte sich die linksventrikul&auml;re Ejektionsfraktion, und bei &uuml;bergewichtigen Frauen mit metabolischem Syndrom nahmen mittlerer Blutdruck und Taillenumfang ab.<sup>1</sup></p> <h2>Gefahr durch hohen Anstieg der Kreatinkinase</h2> <p>&laquo;Dem Patienten sollte man raten, sich unbedingt ein seri&ouml;ses Studio zu suchen&raquo;, betont Prof. Burtscher. &laquo;Ist n&auml;mlich die Dosis der Stromst&ouml;sse zu hoch, kann es zur Rhabdomyolyse mit gef&auml;hrlichen Folgen kommen.&raquo; So fand Kemmlers Arbeitsgruppe heraus, dass bei 37 EMS-Sportlern aus der Gegend von N&uuml;rnberg die Kreatinkinase im Schnitt um das 96-Fache anstieg &ndash; das war 8,5-mal so viel wie bei 6 untersuchten Marathonl&auml;ufern.<sup>3</sup> In anderen Studien wurden Anstiege um ein Tausendfaches beschrieben.<sup>4, 5</sup><br /> Zu viel Kreatinkinase birgt die Gefahr einer akuten Niereninsuffizienz. Auch Elektrolytst&ouml;rungen mit Gefahr f&uuml;r Herz und Muskel sind m&ouml;glich. &laquo;Hat man tagelang Muskelschmerzen oder wird der Urin braun, k&ouml;nnen das Zeichen f&uuml;r einen gr&ouml;sseren Muskelschaden sein&raquo;, sagt Burtscher. &laquo;Dann sollte der Sportler schnellstens zum Arzt gehen.&raquo; Bei einem kompetenten Trainer sei das Risiko aber extrem gering, meint Sportwissenschaftler Eifler. &laquo;Wichtig ist, dass der Trainer die Dosis nur ganz langsam steigert und der Sportler selbst sagt, wenn es unangenehm ist oder wehtut.&raquo; Man d&uuml;rfe sich aber nicht der Illusion hingeben, dass EMS ein lockeres Training sei: &laquo;EMS ist anstrengend und man kommt ganz sch&ouml;n ins Schwitzen.&raquo; Einen &laquo;bequemen&raquo; Weg, die Muskeln aufzubauen, g&auml;be es leider nicht.</p> <p><br />Lesen sie auch: <a href="https://ch.universimed.com/fachthemen/1000002125">&laquo;Nicht nur f&uuml;r junge Sportler&raquo;</a></p></p> <p class="article-footer"> <a class="literatur" data-toggle="collapse" href="#collapseLiteratur" aria-expanded="false" aria-controls="collapseLiteratur" >Literatur</a> <div class="collapse" id="collapseLiteratur"> <p><strong>1</strong> Kemmler W et al.: Front Physiol 2018; 9: 573 <strong>2</strong> D&ouml;rmann U et al.: Front Physiol 2019; 10: 728 <strong>3</strong> Teschler M et al.: Int J Clin Exp Med 2016; 9: 22841-50 <strong>4</strong> Finsterer J, St&ouml;llberger C: Int J Cardiol 2015; 180: 100-2 <strong>5</strong> K&auml;stner A et al.: Clin J Sport 2015; 25: e71-73</p> </div> </p>
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