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SGSPP-Nachrichten Nr. 19/6-2022

SGSPP-Jahresbericht 2022 und Ausblick

Die Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie, SGSPP, bezweckt die Förderung der Sportpsychiatrie und -psychotherapie in der Schweiz, im Leistungssport und in der Allgemeinbevölkerung. Daraus lassen sich drei Tätigkeitsfelder von Sportpsychiater*innen und -psychotherapeut*innen ableiten: (i) Sport und Bewegung bei psychischen Erkrankungen (Gesundheitssport und -förderung); (ii) psychische Gesundheit und Erkrankungen im Leistungssport; (iii) sportspezifische psychische Störungen und Erkrankungen im Breiten- und Freizeitsport.

Bisher wurden mehrheitlich zwei Tätigkeitsfelder der Sportpsychiatrie und -psychotherapie unterschieden, eines im Leistungs- und eines im Gesundheitssport.1

Im letzten Jahr begann die SGSPP bereits, neben den beiden etablierten Tätigkeitsfeldern die psychiatrisch-psychotherapeutischen Themen im Breiten- und Freizeitsport in einem eigenen Tätigkeitsfeld zu adressieren.2 Die im Jahr 2022 durchgeführte Befragung von Fachpersonen zu den Inhalten und Aufgaben der Sportpsychiatrie und -psychotherapie unterstützte die Einführung eines 3. Tätigkeitsfeldes der Sportpsychiatrie und -psychotherapie sowie einer sportpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Expertise im Breiten- und Freizeitsport.3

Insbesondere die Themen «Sportsucht und Muskeldysmorphie» oder auch bestimmte Substanzgebrauchsstörungen, wie der Gebrauch von sogenannten «image and performance enhancing drugs» (IPED), um die sich die SGSPP bereits seit ihrer Gründung kümmerte, werden nun in das dritte Tätigkeitsfeld, sportspezifische psychische Störungen und Erkrankungen im Breitensport, integriert,4 dem im Jahr 2022 bereits ein Special Issue gewidmet wurde.5


Termin

Update Sportpsychiatrie und -psychotherapie

23. Februar 2023
Privatklinik Wyss AG
Münchenbuchsee

https://www.privatklinik-wyss.ch/veranstaltungen/weiterbildungen/anmeldung-usp


Die Covid-19-Pandemie und die durch sie bedingten Einschränkungen haben uns wie im Jahr 2021 auch 2022 weiterhin beschäftigt. Wenngleich der Covid-bedingte Einfluss auf die Patientenarbeit und die Sprechstunden zurückgegangen ist, war die tägliche Arbeit doch wiederholt durch kurzfristige Covid-bedingte Ausfälle des Personals wie auch der Patienten bestimmt. Veranstaltungen, die im Jahr 2021 noch wesentlich durch Covid-Einschränkungen beeinträchtigt waren, konnten in diesem Jahr weitgehend als Präsenzveranstaltungen durchgeführt werden.

Ebenso beschäftigten uns auch 2022 die Berichterstattung um die Magglingen-Protokolle Ende 2020 sowie die Thematik der Gewalt und des Missbrauchs im Leistungssport weiter. Im Jahresbericht soll hierauf ebenfalls wieder eingegangen werden, wie auch auf weitere wichtige Themen und Entwicklungen, mit denen sich die SGSPP im Jahr 2022 weiter auseinandergesetzt hat. Zudem soll ein Ausblick auf 2023 gegeben werden.

Aufgrund der Vielschichtigkeit, die die Aktivitäten rund um die Sportpsychiatrie und -psychotherapie in der Schweiz mittlerweile aufweisen, kann – wie in den vorhergegangenen Jahresberichten auch – nicht auf alle Aspekte eingegangen werden. Wir bitten um Verständnis hierfür und verweisen diesbezüglich auf die SGSPP-Website: www.sgspp.ch .

Aus der SGSPP

Mitgliederentwicklung

Wie schon 2019, in ihrem Gründungsjahr, sowie 2020 und 2021 konnte die SGSPP auch 2022 einen Zuwachs an ordentlichen und ausserordentlichen Mitgliedern verzeichnen. Aktuell zählt die Gesellschaft 76 natürliche Personen als Mitglieder. Institutionelle Mitglieder, die die Arbeit der SGSPP auch 2022 weiterhin unterstützt haben, sind die Privatklinik Wyss AG, die Psychiatrischen Dienste Graubünden, das PZM Psychiatriezentrum Münsingen AG, die Psychiatrischen Dienste der Solothurner Spitäler und die Privatklinik Meiringen AG. Neu ist 2022 die Luzerner Psychiatrie AG als Mitglied hinzugekommen.

Die Beiträge aller Mitglieder helfen sehr dabei, die SGSPP und die Sportpsychiatrie und -psychotherapie in der Schweiz weiterzuentwickeln. Die Verwendung der Beiträge wird im Bericht des Kassiers auf der Mitgliederversammlung offengelegt, die im Rahmen der 4. Jahrestagung am 23. Februar 2023 in der Privatklinik Wyss AG in Münchenbuchsee bei Bern stattfinden wird. Neue Mitglieder sind jederzeit herzlich willkommen und eine aktive Mitgestaltung und -arbeit sind sehr erwünscht.

Vorstand

Bei der Jahresversammlung der SGSPP, welche im Rahmen der 1. ICSP am 14. Januar 2022 stattfand, wurden die Vorstandsmitglieder und Revisor*innen neu gewählt. Neu haben wir in der Präsidentschaft mit den beiden Referenten PD Dr. med. Dr. phil. Ulrich Hemmeter und KD Dr. med. Malte Claussen als Co-Präsidenten eine Doppelspitze in der Führung. Zudem dürfen wir neu Dr. med. Christiane Raig in der Funktion als Revisorin bei uns begrüssen.

Kommissarisch wurde Dipl. med. Daniela Sinsel am 14. Juni 2022 in den Vorstand aufgenommen, um das Ressort Sportpsychotherapie aufzubauen und die Schnittstelle zur Kommunikation zu optimieren. Daniela Sinsel engagiert sich seit Längerem neben ihrer klinischen und insbesondere sportpsychotherapeutischen Tätigkeit zudem in der Kommunikation der SGSPP. Wir sind sehr froh, mit Daniela Sinsel das Ressort Sportpsychotherapie bis zur Wahl durch die SGSPP-Mitglieder optimal besetzt zu haben. Der Vorstand wird durch Dr. med. Christian Imboden, Prof. Dr. med. Erich Seifritz, Dr. med. Marcel Raas und Dr. med. Carlos Gonzalez Hofmann ergänzt.

Neben dem Ressort Sportpsychotherapie und einem Ressort Forschung und Lehre, sind die Kinder- und Jugendpsychiatrie, Erwachsenenpsychiatie und Alterspsychiatrie jeweils mit einem Ressort im Vorstand vertreten. Exemplarisch soll diesmal hier auf das Ressort Alterspsychiatrie und -psychotherapie eingegangen werden. Dieses hat im letzten Jahr mehrere Publikationen zum Thema körperliche Aktivität und Sport im Alter wie auch bei Altersdepression sowie leichter kognitiver Störung («mild cognitive impairment», MCI) und Demenz verfasst. An der Psychiatrischen Klinik Wil wurde in den letzten Jahren ein sport- und bewegungstherapeutisches Programm für die ganze Klinik, insbesondere aber für den Altersbereich aufgebaut. Dieses soll –am besten im Rahmen einer Multicenter-Studie – in den nächsten Jahren im Hinblick auf einen differenzierten Einsatz unterschiedlicher Aktivitäten wie auch auf deren Dosierung evaluiert werden. Für das nächste Jahr ist ein Wechsel bei der Leitung des Ressorts Alterspsychiatrie und -psychotherapie vorgesehen, es wird angestrebt, ein weibliches Vorstandsmitglied für das Ressort zu gewinnen.

Fort- und Weiterbildungskommission

Die Fort- und Weiterbildungskommission wird durch die Vorstandsmitglieder Carlos Gonzalez Hofmann und Marcel Raas geführt, die durch die Mitgliederversammlung der SGSPP 2021 gewählt wurden. Unter ihrer Leitung hat die SGSPP ein dreistufiges Curriculum entwickelt, das als erstes Curriculum seiner Art eine spezifische Weiterbildung in der Sportpsychiatrie und -psychotherapie gewährleisten soll.6

Kommunikationsbeauftragte

Dr. med. Achudhan Karunaharamoorthy und Dipl. med. Daniela Sinsel sind als Kommunikationsbeauftragte für die SGSPP-Website, Newsletter und Aktivitäten auf Social Media (zurzeit Twitter) zuständig. Auf die Tätigkeit der Kommunikationsbeauftragen wird weiter unten noch eingegangen.

Etwaige Anfragen an die SGSPP-Kommunikationsbeauftragten können an info@sgspp.ch gestellt werden.

Interdisziplinarität und Interprofessionalität

Die SGSPP fördert Interdisziplinarität und Interprofessionalität in den Tätigkeitsfeldern von Sportpsychiater*innen und -psychotherapeut*innen in der Schweiz.

In verschiedenen Arbeitsgruppen, zum Beispiel zu Gewalt und Missbrauch im Leistungssport oder zum Gebrauch von IPED im Breitensport, sind Fachpersonen und Experten verschiedener Berufsgruppen involviert. Gleiches gilt für das Herausgeber-Board von «Sports Psychiatry».

Der Einbezug von Nicht-Fachärzt*innen für Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie und -psychotherapie im Vorstand soll in Zukunft ebenso erfolgen, entsprechende Überlegungen und Diskussionen wurden wieder aufgenommen.

Geschlechterdurchmischung

Wünschenswert wäre, dass sich im Vorstand und in den weiteren Gefässen der SGSPP immer auch alle Geschlechter einbringen und vertreten sind. Mit Daniela Sinsel im Vorstand und Christiane Raig als Revisorin sind erste Schritte in diese Richtung erfolgt, aber weitere Anstrengungen sind notwendig.

Eine gute Geschlechterdurchmischung soll neben Interdisziplinarität und Interprofessionalität ein ebenso wichtiger und zentraler Aspekt im Handeln der SGSPP sein.

Netzwerk

Psychiatrie und -psychotherapie

Die SGSPP ist angegliederte Gesellschaft der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie und nahm in Person von Malte Claussen (SGSPP-Delegierter) auch 2022 an den SGPP-Delegiertenversammlungen und -Präsidententreffen teil. Im Zuge der Statutenrevision verlor die SGSPP in diesem Jahr jedoch ihr Stimmrecht bei den SGPP-Versammlungen, wird aber weiterhin an diesen teilnehmen. Wünschenswert wäre, wenn die SGSPP sich in den nächsten Jahren in ähnlicher Weise auch in der SGKJPP engagieren könnte.

Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Auch 2022 fand ein Austausch in den sportpsychiatrischen Netzwerken statt, an dem die SGSPP und ihre Mitglieder beteiligt waren.

Begrüssenswert wäre, wenn der Austausch mit der Sitzung der Vorstände der drei deutschsprachigen sportpsychiatrisch- psychotherapeutischen Fachgesellschaften (DGSPP, ÖGSPP und SGSPP) im Jahr 2023 fortgesetzt werden würde. Die 1. Gemeinsame Jahrestagung der drei Gesellschaften anlässlich der International Conference on Sports Psychiatry (ICSP), die im Januar 2022 online stattfand, ist hierbei zudem zu nennen.

Ein Bestreben der SGSPP ist es immer auch, einen guten Kontakt zum Referat Sportpsychiatrie und -psychotherapie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) zu pflegen.

International gab es 2022 zwischen der International Society for Sports Psychiatry (ISSP) und der SGSPP einen intensiven Austausch, der sich weiter vertieft hat, da Malte Claussen in die Scientific Commission der ISSP aufgenommen wurde. Zudem bestehen über das Journal «Sports Psychiatry» ein intensiver Austausch und Kontakt mit Vertretern und Mitgliedern der ISSP.

Nachbardisziplinen national

Die SGSPP wird sich im Februar 2023 aktiv am Vernetzungsworkshop der Schweizerischen Sportwissenschaftlichen Gesellschaft (SGS) beteiligen und an der anschliessenden Jahrestagung teilnehmen, Eingeladen sind neben einem SGSPP-Präsidiumsmitglied, die Präsidenten der weiteren Fachgesellschaften, die sich mit dem Thema Sport/Sportwissenschaftbefassen, mit dem Ziel, eine stärkere Vernetzung zu erreichen, vorhandene Synergien zu nutzen und den Austausch/die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen sport- und bewegungswissenschaftlichen Fachgesellschaften und Institutionen in der Schweiz zu fördern.

Dies sei an dieser Stelle exemplarisch genannt, die Zusammenarbeit mit den weiteren sport- und bewegungswissenschaftlichen Fachgesellschaften und Institutionen wird angestrebt.

SGSPP-Curriculum Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Die strukturierte Aus- und Weiterbildung und die Qualitätssicherung sind für jede Fachdisziplin von zentraler Bedeutung. Das von der SGSPP hierzu entwickelte Curriculum umfasst drei Stufen.6

Die Stufe 1 des Curriculums ist bereits in Kraft getreten, und in Kooperation mit der Akademie Dampsoft in Eckernförde, Deutschland, konnte 2022 ein zweiter Kurs, «Sportpsychiatrische und -psychotherapeutische Basisversorgung», durchgeführt werden. Auch 2023 soll wieder ein Kurs in Norddeutschland stattfinden.

Der Vorstand der SGSPP steht im Austausch mit den Vorständen der DGSPP und der ÖGSPP, mit dem Ziel, ein gemeinsames Curriculum zu etablieren. Wünschenswert wäre, wenn zudem das DGPPN-Referat Sportpsychiatrie und -psychotherapie und die weiteren sportpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Netzwerke in das Curriculum involviert werden könnten, ebenso wie die Nachbardisziplinen, zum Beispiel Sportärzt*innen bzw. Sport & Exercise Medicine Switzerland (SEMS). Entsprechende Kontakte und ein Austausch diesbezüglich sind bereits erfolgt.

Die Teilnahme an den Veranstaltungen, die auf der SGSPP-Webseite aufgeschaltet sind, ermöglicht auch unabhängig von der Kursstruktur den Erwerb von SGSPP-Credits und die Absolvierung bestimmter Inhalte des SGSPP-Curriculums. Ein erster Kurs in der Schweiz war für 2022 geplant, musste jedoch aufgrund von Krankheit abgesagt werden.

Für die erste Jahreshälfte 2023 ist ein neuer Blockkurs/Wochenendkurs der Stufe 1 des SGSPP-Curriculums in der Schweiz geplant. Sobald die Planung ab geschlossen ist, werden die Informationen dazu auf der SGSPP-Webseite aufgeschaltet. Ebenso geplant ist wieder ein Kurs in Norddeutschland. Die Stufe 2 des Curriculums befindet sich zudem in Ausarbeitung.

Kommunikation

SGSPP-Gesellschaftsnachrichten

Wie in den vergangenen Jahren ermöglichte es uns LEADING OPINIONS Neurologie und Psychiatrie auch 2022 wieder, regelmässig und in jeder Ausgabe über die verschiedenen Themen der SGSPP und die Weiterentwicklung der Sportpsychiatrie und -psychotherapie (in der Schweiz) in Form der SGSPP-Gesellschaftsnachrichten zu berichten.

Newsletter

Die SGSPP-Gesellschaftsnachrichten waren auch ein Bestandteil des SGSPP-Newsletters, in dem über aktuelle Themen, Veranstaltungen und Weiteres berichtet wurde. Die Zusendung der Newsletter erfolgt an alle SGSPP-Mitglieder und teilweise auch an die Gesellschaften der Nachbardisziplinen.

SGSPP-Webseite

Auf der SGSPP-Webseite versuchen wir weiterhin in deutscher und englischer Sprache umfangreich über die SGSPP, ihre Tätigkeitsfelder sowie über Forschung, Veranstaltungen und aktuelle Nachrichten zu berichten.

Die Kontaktinformationen zu Sportpsychiater*innen und -psychotherapeut*innen finden sich ebenso auf der SGSPP-Webseite wie Informationen zu Publikationen der SGSPP und zur Sportpsychiatrie und -psychotherapie von SGSPP-Mitgliedern. Es ist eine grosse Herausforderung, die Webseite immer auf dem aktuellen Stand zu halten. Derzeit wird eine Überarbeitung geplant.

Neue soziale Medien

Eine Präsenz der SGSPP in den neuen sozialen Medien wurde im Jahr 2022 mit dem SGSPP-Twitter-Account begonnen, auf dem auch der Hauptfokus in diesem Jahr lag.

Dort wurden Hinweise gegeben auf neu erscheinende Journalausgaben, Studienaufrufe sowie kurze Berichte über Veranstaltungen, an denen die SGSPP beteiligt war. Die Tweets erzielten meist mehrere Hundert Views, in Einzelfällen (Interview mit Dr. med. Carla Edwards, Präsidentin der ISSP) auch deutlich über 1000 Views. Das Twitter-Profil könnte 2023 deutlich ausgebaut werden, auch LinkedIn könnte sich als Präsenzplattform für die SGSPP lohnen.

Für die Inhalte der SGSPP-Webseite und des Auftritts der SGSPP in den sozialen Medien sind die Kommunikationsbeauftragten zuständig.

Tätigkeitsfelder

Die SGSPP war 2022 gleichermassen in den drei Tätigkeitsfeldern von Sportpsychiater*innen und -psychotherapeut*innen tätig. Beispielhaft soll, wie im Jahr 2021, aufgrund der Relevanz erneut auf Gewalt und Missbrauch im Leistungssport eingegangen werden.

Gewalt und Missbrauch im Leistungssport

Im März 2022 veröffentlichte die SGSPP ihr Positionspapier zum Thema Gewalt und Missbrauch im Leistungssport im Schwerpunktheft «Sportpsychiatrie und -psychotherapie der Praxis – Schweizerische Rundschau für Medizin».8

Anfang 2022 nahm die Meldestelle für Ethikverstösse der Swiss Sport Integrity ihre Arbeit auf und es wurden seitens des Vorstandes erste Kontakte zur gegenseitigen Orientierung und Klärung möglicher Schnittstellen in der praktischen Arbeit geknüpft. Im September 2022 führte die SGSPP im Rahmen des Jahreskongresses der SGKJPP ein Symposium durch, an welchem neben der Vorstellung des Positionspapiers «Gewalt und Missbrauch im Leistungssport» durch den Direktor von Swiss Sport Integrity, Ernst König, über erste Erfahrungen der Meldestelle berichtet wurde sowie die Fachstelle für Gleichstellung der Justiz und des Inneren des Kt. Zürich zu rechtlichen Grundlagen orientierte und ihre entsprechende, schon länger geleistete Arbeit im Umgang mit Gewalt und Missbrauch im Bereich des Sports vorstellte.

Für die Zukunft ist es seitens der Trainer*innen wünschenswert und wird nachgefragt, dass konkrete Angebote in der Weiter- und Fortbildung von Trainer*innen zum Thema Mental Health, Früherkennung psychischer Erkrankungen und zu ethischen Grundlagen bzw. Anleitung zum ethischen Diskurs gemacht werden, besonders im Nachwuchs und damit im Kinder- und Jugendsport.

In der ersten Ausgabe von «Sports Psychiatry» soll es zudem ein Topic «Interpersonal violence in sports» geben.

Sportpsychiater und -psychotherapeuten

Sportpsychiatrische und -psychotherapeutische Angebote für Leistungssportle-r*innen und Freizeitsportler*innen finden sich auf der SGSPP-Webseite unter «Sportpsychiater». Es bedarf auch 2023 weiterer Anstrengungen, um das Ziel zu erreichen, entsprechende Angebote flächendeckend in der Schweiz – wohnort- und sportstättennah – anzubieten. Alle Interessierten und SGSPP-Mitglieder sind daher eingeladen, passende Angebote zu entwickeln, aufzubauen und bekannt zu machen. Neue Angebote können direkt den Kommunikationsbeauftragten Dr. med. Achudhan Karunaharamoorthy und Dipl. med. Daniela Sinsel zur Aufschaltung auf der SGSPP-Webseite bekannt gegeben werden.

Label Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Ein SGSPP-Label für die Sprechstunden soll durch eine SGSPP-Arbeitsgruppe erarbeitet werden und ebenso wie das SGSPP-Curriculum der Qualitätssicherung der sportpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Angebote dienen. Diese Aufgabe konnte im Jahr 2022 noch nicht erfüllt werden und soll im Jahr 2023 angegangen werden.

Forschung

Verschiedene Forschungsprojekte in den drei Tätigkeitsfeldern der Sportpsychiatrie und -psychotherapie konnten 2021 auf den Weg gebracht werden und befinden sich in unterschiedlichen Projektstadien; wir werden in den Gesellschaftsnachrichten, Newslettern oder auf den anderen Kommunikationskanälen hierüber weiter berichten. In die Forschungsprojekte sind zumeist verschiedene Fachdisziplinen eingebunden und diese Projekte werden entsprechend der Ausrichtung der SGSPP interdisziplinär und interprofessionell sowie klinik-, instituts- und praxisübergreifend vorangetrieben.

Die SGSPP stellt ihren Mitgliedern auf formlosen Antrag und Zusammenfassung des Forschungsprojektes eine REDCap-Instanz zur Verfügung. Geplant ist, Forschenden für ihre Projekte weitere Forschungs- Tools und Unterstützung zur Verfügung zu stellen.

Alle SGSPP-Mitglieder sind eingeladen, mit ihren Projekten und Publikationen sowie auch als Arbeitsgruppe auf der SGSPP-Webseite sichtbar zu werden. Informationen hierzu können ebenfalls direkt den Kommunikationsbeauftragten zur Aufschaltung auf der SGSPP-Webseite bekannt gegeben werden.

Publikationen

Die Swiss Archives of Neurology, Psychiatry and Psychotherapy (SANP) fungieren seit 2020 als offizielles Organ der Schweizerischen Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie.

Schwerpunkte und Special Issues

Im Jahr 2022 wurden zwei Special Issues in der Zeitschrift «Praxis» herausgegeben, eines davon zum Thema Leistungs- und Gesundheitssport sowie eines zur Sportpsychiatrie und -psychotherapie im Breitensport.5,7 Die Beiträge wurden vorwiegend von Mittgliedern der SGSPP verfasst und sowohl auf Deutsch wie auch auf Englisch publiziert.

In der Spezialausgabe zum Thema «Leistungs- und Gesundheitssport» wurden neben dem Positionspapier zu Gewalt und Missbrauch im Sport8 und Publikationen zu Sport und psychischer Gesundheit, auch das Curriculum Sportpsychiatrie und -psychotherapie sowie das Diagnostikprojekt im Leistungssport vorgestellt.9

Mehrere Beiträge beschäftigen sich mit der Wichtigkeit der körperlichen Aktivität im Hinblick auf die psychische Gesundheit und der (Mit-)Behandlung von psychischen Erkrankungen, auch im höheren Alter.

Beide Special Issues stellen den derzeit aktuellen Stand des Wissens zu den behandelten Themen dar und sind damit eine wichtige und lohnenswerte Lektüre.

Von Gonzalez Hofmann und Claussen wurde eine Ergänzung der sportmedizinischen Untersuchung um ein psychiatrisches Basisassessment (PBA) im Leistungssport vorgeschlagen, und in einem weiteren Positionspapier wurde eine Ergänzung des Versorgungsmodells im Leistungssport zur Förderung der psychischen Gesundheit diskutiert.10,11

Das Special Issue zum Thema Breitensport enthält eine Publikation zum Thema Essstörungen sowie mehrere Publikationen zum Thema «Image and Performance Enhancing Drugs», die sich intensiv dieses wichtigen Themas annehmen und sowohl die Früherkennung, Diagnostik und Behandlung wie auch die Prävention beleuchten.

Beispielhaft sind hier die Schwerpunkthefte dargestellt. Bezüglich aller weiteren Publikationen, Originalarbeiten, Übersichten usw. sei auf die SGSPP-Webseite und die Rubrik «Publikationen» verwiesen, in der die Artikel inkl. der berichteten Beiträge aus den Schwerpunktheften aufgeschaltet sind – sofern dies vonseiten der Verlage möglich ist. Für das Jahr 2023 sind die detaillierte Auswertung der Befragung zur Sportpsychiatrie sowie die Publikation der wesentlichen Ergebnisse geplant.

Lehrbuch der Sportpsychiatrie und -psychotherapie

Band 1 des Lehrbuchs der Sportpsychiatrie und -psychotherapie, «Psychische Gesundheit und Erkrankungen im Leistungssport», ist in diesem Jahr im Hogrefe Verlag erschienen und bereits auf reges Interesse gestossen. Erstmals konnte damit das Tätigkeitsfeld von Sportpsychiater*innen und -psychotherapeut* innen in einem deutschsprachigen Lehrbuch abgebildet werden.12

Band 2 mit dem Titel «Sport und Bewegung bei psychischen Erkrankungen» befindet sich derzeit im Lektorat und soll 2023 erscheinen. In beiden Bänden werden – aufgrund der Überschneidungen in den Tätigkeitsfeldern – auch sportspezifische psychische Störungen und Erkrankungen im Breitensport aufgegriffen und diskutiert.13

Sports Psychiatry

Massgeblich unter Beteiligung der SGSPP wurde mit «Sports Psychiatry – Journal of Sports and Excersise Psychiatry» ein erstes Journal für die Sportpsychiatrie und -psychotherapie lanciert, das seit 2022 im Hogrefe-Verlag erscheint.

Die Herausgeber und das Editorial Board wie auch die Gast-Editoren setzen sich aus anerkannten Experten aus dem In- und Ausland zusammen. Die vierte Ausgabe und somit der 1. Jahrgang ist jüngst mit einer beachtlichen Zahl an Artikeln von internationalen Autoren erschienen. In der ersten Ausgabe sind die Abstracts der internationalen Jahrestagung der SGSPP/ICSP publiziert. In der zweiten Ausgabe finden sich u.a. Artikel einer japanischen Arbeitsgruppe zur psychischen Gesundheitsversorgung bei den Olympischen und Paraolympischen Spielen in Tokio sowie ein Artikel aus England zur psychischen Gesundheit bei Profifussballern. Inhalte der dritten Ausgabe sind u.a. ein Artikel zur Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen durch körperliche Aktivität und Sport sowie die Abstracts der Frühjahrstagung der ISSP vom Mai 2022. Schwerpunkthema der vierten Ausgabe im Jahr 2022 ist das Thema «Doping im Sport»

Es wird nun eine PubMed-Zertifizierung angestrebt. Dafür ist natürlich wichtig, dass möglichst viele und wissenschaftlich hochrangige Artikel publiziert werden. Es sei daher auf die Journal-Webseite für 2023 mit dem Call for Papers hingewiesen.

Vonseiten der Herausgeber besteht Zuversicht, «Sports Psychiatry» als internationales Publikationsorgan etablieren zu können, dazu sind aber noch weiterhin grössere Anstrengungen nötig.

Weitere Informationen zum Journal und zur Einreichung von Publikationen finden sich auf der Journal-Webseite: https://www.hogrefe.com/ch/zeitschrift/sports-psychiatry

Kongresse, Fort- und Weiterbildungen

Auf dem Jahreskongress der Schweizer Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) im September in Bern konnten wir ein sportpsychiatrisches Symposium durchführen. Die Inhalte waren ein Update über Sportpsychiatrie und -psychotherapie in der Schweiz, das auch die Aktivitäten der SGSPP beinhaltete, sowie zu körperlicher Aktivität und Sport zur Prävention und Behandlung psychischer Erkrankungen, insbesondere von Depression und kognitiven Störungen (Demenz) sowie im höheren Alter. Das Symposium war – trotz attraktiver Parallelveranstaltungen – sehr gut besucht. Das grosse Interesse der Zuhörer zeigte sich in vielen Fragen und spiegelte sich in regen Diskussionen wider.

Weitere Vorträge wurden u.a. von Christian Imboden gehalten, etwa ein Plenarvortrag auf dem Jahreskongress der SAPPM/SPS am 11. November 2022 in Bern mit dem Titel «Sport improves stress, pain and sleep».

Wie in den Jahren zuvor war Malte Claussen mit einer Vorlesung/einem Vortrag zur Sportpsychiatrie und -psychotherapie im Mantelstudium Sportmedizin an der Universität Zürich (Ausbildung) und im SEMS-Kurs in Magglingen (Weiterbildung Sportmedizin) vertreten, genauso wie mit Seminaren/Kursen zu Sportpsychiatrie und -psychotherapie in den Regionalen Weiterbildungsverbünden (Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie), im Weiterbildungsverein Psychiatrie und Psychotherapie Zürich, Zentral-, Nord- und Ostschweiz und im Weiterbildungsverein Psychiatrie und Psychotherapie Bern plus (WeBe+; Region Bern, Solothurn, Fribourg & Oberwallis) sowie bei verschiedenen Fortbildungen.

Alle weiteren Veranstaltungen im Jahr 2022 finden sich auf der SGSPP-Webseite unter der Rubrik «Veranstaltungen», ebenso wie die bereits feststehenden Veranstaltungen im Jahr 2023.

SGSPP-Jahrestagungen

Die 1st International Conference on Sports Psychiatry (ICSP) fand vom 14. bis 15. Januar 2022 online statt. Sie wurde von der SGSPP in Kooperation mit der DGSPP und der ÖGSPP durchgeführt. Ein Ziel der Tagung ist, dass sie sich als regelmässiges Format etabliert und die Vernetzung und den Austausch in der Sportpsychiatrie und -psychotherapie fördert. Die Tagung stiess auf reges Interesse und wir durften Teilnehmer von 3 Kontinenten begrüssen. Highlights der Tagung waren die Vorträge von Ira Glick (Stanford, USA), Vincent Gouttebarge (Amsterdam, Niederlande) und Alan Currie (Newcastle, Vereinigtes Königreich).

Die nächste Jahrestagung der SGSPP ist für den Nachmittag des 23. Februar 2023 in der Privatklinik Wyss, Münchenbuchsee, geplant. Weitere Informationen sind unter https://www.privatklinik-wyss.ch/veranstaltungen/weiterbildungen/anmeldung-usp zu finden.

Medien

Sportpsychiatrische und -psychotherapeutische Themen waren auch 2022 in den Medien präsent und in die mediale Berichterstattung wurden mitunter auch die Mitglieder der SGSPP einbezogen.

Ausblick

Für das Jahr 2023 stehen zunächst die Organisation und Durchführung der Jahrestagung am 23. Februar 2023 in Münchenbuchsee an. Geplant ist für 2023 auch die Umsetzung eines Diagnostikprojekts im Leistungssport, wodurch sich auch eine weitere Vernetzung ergeben soll, sowie des Curriculums mit Organisation eines Kurses der Stufe 1 in der Schweiz.

Unsere Schwerpunktthemen Gewalt und Missbrauch im Leistungssport und die Förderung von Sport und Bewegung in Prävention und Therapie psychischer Erkrankungen werden auch im Jahr 2023 zentrale Themen sein. Zudem soll ein Grundlagenpapier zur Sportpsychotherapie erarbeitet werden.

Danksagung

Bedanken möchten wir uns bei allen SGSPP-Mitgliedern für das Vertrauen und die Unterstützung der Arbeit des Vorstandes der SGSPP, sowie die Mitgestaltung der Sportpsychiatrie und -psychotherapie in der Schweiz.

Wir wünschen Ihnen und Ihrem Umfeld alles Gute und Gesundheit sowie eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Start ins Jahr 2023.

Sportliche Grüsse,

Ulrich Michael Hemmeter und Malte Christian Claussen

im Namen des SGSPP-Vorstands

1 Claussen MC: Sportpsychiatrie und -psychotherapie in der «Praxis». Praxis 2022; 111: 177-8 2 Claussen MC: Jahresbericht und Gesellschaftsnachrichten. Leading Opinions 6/2012; 30-4 3 Claussen MC et al.: Results of a survey of German speaking professionals on sports psychiatry. Sports Psychiatry 2022; 1: 90-9 4 Claussen MC: Sports psychiatry: discipline and fields of activity. Dtsch Z Sportmed 2021; 72: 259-60 5 Schwerpunkt: Sportpsychiatrie und -psychotherapie im Breitensport. Praxis 2022; 111, Heft 6 6 Gonzalez Hofmann C, Claussen MC: Das dreistufige Curriculum Sportpsychiatrie und -psychotherapie. Schw Z Psychiatr Neuro 2021; 18: 14-8 7 Schwerpunkt: Sportpsychiatrie und -psychotherapie; Praxis 2022; 111: Heft 4 8 Raas MI et al.: Gewalt und Missbrauch im Leistungssport. Praxis 2022; 111: 205-12 9 Hofmann CG, Claussen MC: The three-level curriculum sports psychiatry and an evaluation of the first course. Basic Health Care in Sports Psychiatry 2022; 111: 180-4 10 Gonzalez Hofmann C et al.: Sports psychiatric examination in competitive sports. Dtsch Z Sportmed 2021; 72: 307-15 11 Claussen MC et al.: Position paper: Sports psychiatric care provision in competitive sports. Dtsch Z Sportmed 2021; 72: 316-22

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