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ÖGKJP Kongress 2018

Kernthemen interdisziplinär vertieft

<p class="article-intro">Die Entwicklung der Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie in Österreich zeigt sich neben der steigenden Zahl an Fachärzten, der 10-Jahres-Feier der Anerkennung als Sonderfach und der zunehmenden Anzahl an Klinikplätzen und Niedergelassenen auch in Größe und Niveau der wissenschaftlichen Kongresse. Der von Primarius Wolfgang Wladika geleitete 34. Kongress der Fachgesellschaft im September am schönen Wörthersee in Klagenfurt zeigte dies eindrücklich.</p> <hr /> <p class="article-content"><p>Die beiden gro&szlig;en Oberthemen Sucht/ Drogen sowie Kooperation im Hilfesystem wurden an den drei Kongresstagen mit Grundsatzreferaten internationaler Wissenschaftler und Kliniker sowie vielen interessanten Praxisbeispielen und Seminaren umfassend bearbeitet.</p> <h2>Sucht: auch bei Kindern und Jugendlichen ein Thema</h2> <p>Die ganze Bandbreite der aktuellen Dynamik von Suchterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen &ndash; von Cannabiskonsum &uuml;ber den weiterhin nicht zu vernachl&auml;ssigenden Missbrauch von Opiaten, Polytoxikomanie bis zu den zunehmenden Verhaltenss&uuml;chten und den Internet- und Mediengebrauchsst&ouml;rungen &ndash; fand ebenso Platz wie Themen aus der Epidemiologie, angewandte Hilfssysteme und Praxisbeispiele. <br />Trotz der Heterogenit&auml;t und unterschiedlichen Ausstattung der &ouml;sterreichischen Bundesl&auml;nder sind es &auml;hnliche Themen, die den spezifischen Beitrag der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie zu diesem Arbeitsfeld ausmachen. Es handelt sich um interdisziplin&auml;re Konzeptbildung, Methoden zur Fr&uuml;herkennung und zur systematischen Erkennung von Komorbidit&auml;ten (man denke nur an die stets vernachl&auml;ssigten TLS), Modelle der Fr&uuml;hintervention und damit Sekund&auml;rpr&auml;vention sowie die letztlich wenigen, aber hoch intensiv zu betreibenden Therapiepl&auml;tze. <br />Der Kontrast der Verh&auml;ltnisse in der Weltstadt Wien gegen&uuml;ber den scheinbar &bdquo;friedlichen&ldquo; l&auml;ndlichen Regionen ist dabei besonders bei den leicht und &uuml;berall zur Verf&uuml;gung stehenden Substanzen wie Cannabis und selbstverst&auml;ndlich bei den Mediengebrauchsst&ouml;rungen geringer als gedacht. Erfreulich ist, dass mit der Universit&auml;t Innsbruck nach Wien und Salzburg seit einiger Zeit ein drittes universit&auml;res Klinikum in Innsbruck (jetzt auch mit sch&ouml;nem Neubau) zur Verf&uuml;gung steht, das Forschungsaktivit&auml;ten auch in diesem Bereich f&ouml;rdert.</p> <h2>Aufarbeitung der Geschichte</h2> <p>Ein wichtiger Beitrag wurde von einer Arbeitsgruppe (U. Loch, J. Arztmann) aus Klagenfurt geleistet, die sich mit der Person des fr&uuml;heren Leiters der Heilp&auml;da gogischen Abteilung Klagenfurt, Prof. Wurst, auseinandersetzte und in einer tief beeindruckenden und ber&uuml;hrenden Darstellung die unvorstellbar missbr&auml;uchlichen Aktivit&auml;ten dieses Mannes beschrieb. Diese Pr&auml;sentation &ndash; gemeinsam mit Berichten &uuml;ber die Geschehnisse rund um den Pavillon 15 des Wiener Psychiatrischen Krankenhauses Steinhof (H. Mayrhofer) und die Innsbrucker Psychiaterin Maria Nowak-Vogl (M. Ralser) &ndash; wies deutlich auf die Notwendigkeit der Aufarbeitung von Missbrauch an Kindern und Jugendlichen durch die Medizin hin, vor allem unter dem Pr&auml;text des &bdquo;Niemals wieder!&ldquo;.</p> <h2>Kooperation und Vernetzung in &Ouml;sterreich</h2> <p>Wie der Pr&auml;sident der &Ouml;GKJP, Prim. Rainer Fliedl aus Hinterbr&uuml;hl/M&ouml;dling, bei seiner Er&ouml;ffnung betonte, ist das scheinbar kleine, aber umfangreich vernetzte und kooperative Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie in &Ouml;sterreich auch in diesem Versorgungsgebiet nicht mehr wegzudenken. Dementsprechend war auch das zweite Kongressthema der Kooperation in den interdisziplin&auml;ren Helfersystemen von hohem Interesse f&uuml;r die Patienten und ihre Familien. Es wurden Modelle von &bdquo;best practice&ldquo; vorgestellt, Erfahrungsberichte von &bdquo;home treatment&ldquo; und andere regional verankerte Konzepte. <br />Im Abschlussvortrag wurden anhand des Salzburger Beispiels, vorgestellt durch den neuen Pr&auml;sidenten der Fachgesellschaft, Prof. Leonard Thun-Hohenstein, diese regionalen Spezifika in all ihren Chancen und Beschr&auml;nkungen eindr&uuml;cklich dargestellt.</p> <h2>Positive Bilanz</h2> <p>Insgesamt versammelten sich bei herrlichstem Kongresswetter &uuml;ber 300 Fachpersonen aus den Bereichen Psychologie, Medizin, P&auml;dagogik und anderen zugewandten Berufen, sodass auch in den Diskussionsbeitr&auml;gen und den Randgespr&auml;chen die Kernthemen interdisziplin&auml;r vertieft werden konnten. Dank der umsichtigen und souver&auml;nen Kongressleitung entstand eine kreative und kooperative Gesamt atmosph&auml;re, die auf eine weitergehende gute Entwicklung des Faches in &Ouml;sterreich vertrauen l&auml;sst.</p></p> <p class="article-quelle">Quelle: 34. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (ÖGKJP), 20.–22.September 2018, Klagenfurt </p>
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