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SGSPP-Nachrichten Nr. 24/6-2023

Jahresbericht 2023 der SGSPP

Das Jahr 2023 war für die Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie (SGSPP) mit Veränderungen und einer Konsolidierungsphase verbunden. Malte Christian Claussen und Ulrich Hemmeter sind Anfang des Jahres vom Co-Präsidium zurückgetreten, da sie ihre Prioritäten im Rahmen von beruflichen Veränderungen anders fokussieren müssen. Dadurch kam es zu einer Neuaufstellung des Vorstandes, der auch 2024 die erfolgreiche Arbeit der SGSPP fortsetzen wird. Highlights aus den Tätigkeitsbereichen 2023 sind hier zusammengefasst.

Malte Christian Claussen bleibt dem Vorstand als Vizepräsident erhalten und widmet sich zudem intensiv seiner Aufgabe als Editor-in-Chief des 2022 gegründeten Journals «Sports Psychiatry – Journal of Sports and Exercise Psychiatry». Ulrich Hemmeter ist aus dem Vorstand ausgetreten, wird diesen aber weiterhin punktuell themenbezogen unterstützen. An seiner Stelle wurde Kristine Ewert neu in den Vorstand gewählt und übernimmt von ihm das Ressort Alterspsychiatrie.

Für die Nachfolge des Präsidiums wurde vom Vorstand Christian Imboden (bisher Kassier) vorgeschlagen und im Juni anlässlich einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung gewählt. Als Nachfolger für das Amt als Kassier wurde Christian Mikutta neu in den Vorstand gewählt. Im Nachfolgenden wird auf einige Schwerpunkte exemplarisch vertieft eingegangen.

Vorstand

Der Vorstand beschäftigte sich im auslaufenden Jahr schwerpunktmässig mit der Rollenverteilung im neu zusammengesetzten Vorstand sowie der anzugehenden Handlungsfelder. Um den Austausch zu fördern, nehmen die Kommunikationsbeauftragten neu an einzelnen Vorstandssitzungen teil. Die aktuelle Zusammensetzung und Ressortverteilung des Vorstands sowie die Kommunikationsbeauftragten der SGSPP finden sich in Tabelle 1.

Tab. 1: 2023 neu gewählter Vorstand der SGSPP

Die ersten Jahre der Gesellschaft waren sehr intensiv und brachten neben einer Vielzahl an Publikationen und dem Journal «Sports Psychiatry» auch das erste deutschsprachige Lehrbuch für Sportpsychiatrie und -psychotherapie (Hrsg. Malte C. Claussen, Erich Seifritz) hervor.1 Der 2. Band wird im März 2024 im Buchhandel erscheinen. Ein Bündeln der Kräfte auf eine Auswahl von Themen ist derzeit zentral, um diese Themenbereiche auch in ausreichender Tiefe und Qualität anzugehen. Neben dem Journal ist uns das Curriculum «Sportpsychiatrie und -psychotherapie» sowie die Vernetzung unter den Mitgliedern sowie anderen Disziplinen und Berufsgruppen ein wichtiges Anliegen. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Austausch mit der Sportmedizin und der Sportpsychologie. In diesem Zusammenhang war die SGSPP beispielsweise durch Malte C. Claussen mit einem Referat am Jahreskongress der Sportmediziner (SEMS) vertreten und es entstand eine Ausgabe des Journals mit der Sportpsychologie des Bundesamts für Sport (BASPO).

Verstärkung ist jederzeit willkommen, und wir rufen alle Mitglieder der SGSPP dazu auf, sich bei Interesse zur Mitarbeit in einem der Tätigkeitsbereiche beim Vorstand zu melden.

Mitgliederentwicklung

Die SGSPP verfügt über eine stabile Mitgliederbasis und zählt aktuell 80 natürliche Personen und 7 Institutionen als Mitglieder. Als neues institutionelles Mitglied konnte 2023 die Universitäre Altersmedizin Felix Platter, Basel, begrüsst werden.

Veranstaltungen

Im Februar führte die SGSPP ihre Mitgliederversammlung gefolgt von der Jahrestagung für ein breiteres Publikum in der Privatklinik Wyss AG in Münchenbuchsee durch. Unter anderem berichtete Ernst König, Direktor von Swiss Sport Integrity, von den Erfahrungen im ersten Jahr der Meldestelle für Ethikverstösse im Schweizer Sport.2 Die Tagung wurde durch ein Podiumsgespräch zum Thema der Psychischen Gesundheit im Leistungssport abgerundet. Die Jahrestagung 2024 wird am 29. Februar im Kantonsspital Olten zum Thema «Bergsport & psychische Gesundheit» stattfinden.

Hier geht es zur Anmeldung

Im September fand zudem der 2. «International Congress of Sports Psychiatry» (ICSP) unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie und Einbezug der SGSPP sowie der Österreichischen Gesellschaft (ÖGSPP) statt. Der 3. ICSP wird 2025 durch die ÖGSPP in Wien geplant. Somit wurde mit dem 1. ICSP, der 2022 durch die SGSPP online ausgerichtet worden ist, ein Grundstein für eine wichtige Veranstaltungsreihe im deutschsprachigen Raum gelegt.

Die SGSPP war dieses Jahr wiederum mit einem Symposium am Schweizer Psy-Kongress in Bern vertreten, welches Aspekte aus dem Leistungssport sowie der Förderung von Sport und Bewegung in der Psychiatrie abdeckte.

Curriculum «Sportpsychiatrie und -psychotherapie»

Das Curriculum soll ab Mitte 2024 wieder reaktiviert und in eine regelmässige Durchführung überführt werden. Der Fokus wird auf einzelnen Tagesveranstaltungen liegen, welche sportpsychiatrische und -psychotherapeutische Kompetenzen vermitteln und den Austausch fördern sollen. Diese sollen sowohl als Curriculum für ein Zertifikat der SGSPP als auch einzeln besucht werden können. Die Kursdaten und Anmeldemodalitäten werden Anfang 2024 aufgeschaltet werden.

Leistungssport

Neben dem direkten Austausch zu psychiatrisch-psychotherapeutischen Themen an verschiedenen Anlässen und im direkten Kontakt zu Exponent:innen des Leistungssports, beispielsweise in der Trainerbildung, sind die spezialisierten Sprechstunden für Athlet:innen ein wichtiger Pfeiler. Auf der Website findet sich eine Übersicht der Angebote aus den Reihen der Mitglieder der SGSPP. Um sich über Erkenntnisse aus den Sprechstundentätigkeiten auszutauschen sowie zur Qualitätssicherung, bietet die SGSPP an, Intervisionsgruppen zur sportpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Arbeit zu koordinieren.

Sportpsychotherapie

Es besteht eine zunehmende Nachfrage nach spezifischen psychoedukativen und psychotherapeutischen Angeboten für von psychischer Gewalt betroffene Athlet:innen. Die SGSPP vernetzt sich bezüglich des Themas international und arbeitet an der Erstellung eines Positionspapieres zur Formulierung eines grundlegenden konzeptionellen Rahmens für das neue bisher wenig definierte Gebiet der Sportpsychotherapie.

Gewalt und Missbrauch im Sport

Die Arbeit der Meldestelle Swiss Sport Integrity SSI war 2023 geprägt von einer weiteren Zunahme der Meldungen. Die Erfahrung mit verschiedenen Fällen zeigt grosse Verunsicherungen bei Trainer:innen. Aus unserer Sicht können Interventionsmöglichkeiten, welche den frühzeitigen Kinder- und Jugendschutz besonders im Leistungssport gewährleisten, noch deutlich optimiert werden. Aus der SGSPP nimmt Marcel I. Raas diesen Umstand sowie die im Jahresbericht 2022 geäusserten Wünsche nach Weiter- und Fortbildung für Trainer:innen als Anlass, einen gemeinnützigen Verein für Kinder- und Jugendschutz im Leistungssport (Sport & Kultur) zu gründen, dessen Einsatzfelder in der Öffentlichkeitsarbeit, der Interventionsunterstützung und Workshops für Sporteltern, Trainer:innen, Vereine und Verbände sind. Dabei wird interprofessionell zwischen Sportpsychiatrie, Sportpsychotherapie, Berufstrainer:innen sowie Organisationsentwicklung gearbeitet werden.

Gesundheitssport

Mehrere Mitglieder des Vorstandes sowie der Gesellschaft sind aktiv in der Aus-, Weiter- und Fortbildung zu positiven Effekten von Sport und Bewegung auf die psychische Gesundheit sowie diesbezüglichen Forschungsprojekten involviert. Beispielsweise ist in Kooperation mit dem Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) der Medizinischen Fakultät der Universität Basel aktuell eine Studie in Umsetzung, welche den aktuellen Stand an bewegungs- und sporttherapeutischen Angeboten sowie deren Nutzung und Rolle in den Behandlungsplänen an psychiatrischen Institutionen in der Deutschschweiz untersucht.

«Sports Psychiatry – Journal of Sports and Exercise Psychiatry»

Das Journal hat sich sehr erfreulich entwickelt und sich international in der Sportpsychiatrie hervorragend etablieren können, hiervon zeugen sowohl die Internationalität im Editorial Board als auch die Beiträge. Auf die Journal-Webseite sei an dieser Stelle weiter verwiesen: https://www.hogrefe.com/ch/zeitschrift/sports-psychiatry .

Nächste Meilensteine, die angestrebt werden, sind die Indexierung in PubMed und Scopus.

Ausblick

Im kommenden Jahr wird das Thema des Curriculums für Sportpsychiatrie und -psychotherapie ein Hauptfokus der SGSPP sein. Auch die Vernetzung mit Nachbardisziplinen soll weiter intensiviert werden, das Curriculum bietet dabei auch die Chance, die interprofessionelle Zusammenarbeit zu fördern. Im Leistungssport wird sich die SGSPP an der Entwicklung eines Basisscreenings zur psychischen Gesundheit engagieren, was ebenfalls nur durch Zusammenarbeit im System möglich sein wird. Daneben werden die Jahrestagung sowie verschiedene Beiträge an Kongressen und in der Aus-, Weiter- und Fortbildung als wichtige Basisarbeit dienen.

Wir bedanken uns bei all unseren Mitgliedern, welche die SGSPP unterstützen, sowie unseren Partnern in den verschiedenen Nachbardisziplinen. Der Präsident dankt im Rahmen dieses Jahresberichtes auch explizit dem Gründungspräsidenten und aktuellen Vizepräsidenten Malte C. Claussen für sein anhaltendes Engagement und die gute Übergabe und Unterstützung in der Führung des Vereins.

1 Claussen M, Seifritz E: Lehrbuch der Sportpsychiatrie und-psychotherapie: psychische Gesundheit und Erkrankungen im Leistungssport. Hogrefe AG, 2022 2 Conference report of the Swiss Society for Sports Psychiatry and Psychotherapy 4th annual meeting, Münchenbuchsee, Switzerland, February 23, 2023. Sports Psychiatry 2023; 2(2): 77-8

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